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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Wir hatten gerade einen derart schweren Schlag erlitten, daß wir nicht mehr zu hoffen wagten.
    »Lesen Sie vor«, sagte Emerson mit gepreßter Stimme.
    Cyrus hüstelte. »›Riccetti hat den Jungen. Jetzt sind Sie am Zug. Das Mädchen wird mit Ihnen kommen, wenn Sie ihr versprechen, sie zu ihm zu bringen. Sie muß sich unbeobachtet davonstehlen. Sonst wird man versuchen, sie aufzuhalten, denn diesen Leuten fehlt die Erleuchtung. Die Türhüterin der Unterwelt hat uns ein Zeichen gegeben. Enttäuschen Sie SIE nicht.‹«
    »Ach, du meine Güte«, seufzte ich. »Wieder nichts. Das ist nichts weiter als das übliche esoterische Geschwätz und nützt uns auch nicht mehr als Nefrets Brief.«
    Emerson brütete über dem Schreiben. »Es verrät uns mehr als man auf den ersten Blick meinen könnte«, sagte er langsam. »Du hattest von Anfang an recht, Peabody. Doch bitte sei so gut und erwähne das nicht mehr als ein dutzendmal täglich.«
    Wie sehr ich ihn liebte und bewunderte! Niemand, am allerwenigsten ich, zweifelte an Emersons Tapferkeit. Doch diese Ruhe und Gelassenheit, die er jetzt an den Tag legte, erforderte mehr Mut als seine sonstige direkte Herangehensweise.
    »Ja, Liebling«, erwiderte ich deshalb ebenso ruhig und fröhlich. »Ich gratuliere dir zu deinem raschen Verständnis.«
    »Könnte mir vielleicht jemand erklären, was das zu bedeuten hat?« Cyrus rieb sich die Stirn. »Ich bin heute abend ein bißchen schwer von Begriff.«
    »Jetzt verstehe ich!« rief Evelyn aus. »Es sind zwei Verbrecherbanden, genau wie du gesagt hast, Amelia …«
    »Die ›Schakale‹ und die ›Nilpferde‹!« jubelte ich. »Und Gertrude ist kein ›Nilpferd‹!«
    »Genau!« Wir schüttelten uns die Hand, und ich klopfte ihr auf die Schulter.
    Walter starrte seine Frau an, als habe sie den Verstand verloren. Cyrus blieb der Mund offen stehen, und Emerson musterte mich nachdenklich.
    »Peabody«, meinte er, »nur für den Fall, daß ich es dir in letzter Zeit nicht oft genug gesagt habe: Du bist das Licht meines Lebens und die Freude meines Daseins. Komm bitte, wir müssen sofort zurück zur Dahabije.«
    Auf dem Ritt ergab sich keine Gelegenheit zu einem Gespräch. Emerson preschte los und kam einige Minuten vor uns an. Ich eilte in unsere Kabine, wo er gerade ein Kleiderbündel in ein Gummilaken wickelte.
    »Bleibt heute abend im Salon«, sagte er, warf das Bündel aufs Bett und schnürte seine Stiefel auf. »Falls uns jemand beobachtet, kann derjenige so weniger leicht feststellen, wie viele von uns anwesend sind.«
    »Mehr brauchst du nicht zu sagen, Emerson. Mußt du unbedingt gehen?«
    »Jetzt ist die Gelegenheit am günstigsten. Wenn ich länger warte, wird die Spur kalt. Vielleicht ist es sogar meine einzige Chance, Peabody, denn morgen muß ich mich zur gewohnten Zeit am Grab blicken lassen. Verflixt«, meinte er, während er an seinem Hemd zerrte. »Womit hast du die Knöpfe angenäht? Draht?«
    »Nimm besser Abdullah oder Daoud mit, Emerson.«
    »Dann könnte ich mir genauso ein Namensschild mit großen schwarzen Buchstaben umhängen«, erwiderte mein Gatte spöttisch. »Sie sind in Luxor überall bekannt.«
    »Du etwa nicht?«
    Emerson grinste mich an. »Ich habe mir von Ramses einen Bart geliehen. Einen wunderschönen Bart, wie ich hinzufügen muß. Daoud lasse ich bei dir. Vielleicht brauchst du ihn, und ich kann nicht riskieren, mich von ihm über den Fluß rudern zu lassen. Möglicherweise werden wir beobachtet. Küß mich und wünsch mir Glück, Liebling.«
    Da ich das ohnehin vorgehabt hatte, kam ich dieser Aufforderung gern nach. Mit aufmunternden Worten und einem tapferen Lächeln ließ ich ihn ziehen, doch nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte … Aber ich möchte lieber nicht schildern, was ich dann empfand oder tat. Es war unter meiner Würde. Schließlich nahm ich wieder Haltung an setzte ein Lächeln auf und machte mich auf die Suche nach Walter und Evelyn.
    Da sie, anders als ich, Emersons Absichten nicht vorausgesehen hatten, erwarteten sie uns auf dem Oberdeck. Walter schimpfte auf seinen Bruder, weil er ihn nicht mitgenommen hatte, und auf mich, weil ich ihm erlaubt hatte zu gehen. Mit zitternden Lippen betrachtete Evelyn die leeren Stühle. Die Steward hatte wie immer für sechs gedeckt. Sechs – und wir waren nur noch zu dritt. Wie viele der Vermißten würden zurückkehren?
    Ich wies Mahmud an, die überzähligen Teller zu entfernen und das Essen im Salon zu servieren. Inzwischen

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