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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zusammengebissenen Zähnen. »Wenn du jetzt einen Streit anfängst, Walter, werde ich … werde ich … bin ich vielleicht gezwungen, dich zu schlagen.«
    »Tu, was sie sagt«, meinte Evelyn. Inzwischen hielt sie ihren Sonnenschirm in der Hand, den sie unter dem Gewand versteckt gehabt hatte.
    Die Angelegenheit erwies sich als ziemlich schwierig, da ich es eilig hatte und, selbst auf Walters Schultern stehend, den Balkon nur mit größtem Kraftaufwand erreichen konnte.
    Warum war Emerson bloß nicht hier? Ich schob diesen Wunschgedanken beiseite. Endlich ertasteten meine Fußspitzen einen Riß in der Mauer, und von dort aus kletterte ich weiter.
    Die Läden bestanden aus einzelnen Latten. Ich sah kein Licht, was hoffentlich bedeutete, daß das Zimmer leer war. Als ich mit dem Messer die Ritze zwischen den Flügeln entlangfuhr und den Riegel aufbrach, konnte ich nicht verhindern, daß ich ein wenig Lärm machte. Außerdem quietschten die Scharniere.
    Ich hatte meinen Sonnenschirm zurücklassen müssen, doch meine sonstige Ausrüstung trug ich bei mir. Zögernd stand ich in der dunklen Balkontür. Ich mußte das Risiko eingehen, ein Streichholz anzuzünden.
    Vor mir lag ein Schlafzimmer – kärglich möbliert mit Feldbetten, einigen Tischen und verschiedenen Tongefäßen –, das dem Schlafsaal in einem billigen Internat ähnelte.
    Anscheinend wohnten hier die gedungenen Mordbuben, und sie hatten meiner Ansicht nach auch gar nichts Besseres verdient. Ein Glück, daß wir um diese Zeit gekommen waren. In ein paar Stunden würden sich die Männer vermutlich zur Nachtruhe zurückziehen.
    Trotzdem war Eile geboten, denn einem von ihnen konnte es durchaus einfallen, früh zu Bett zu gehen. Rasch zündete ich meine Sturmlaterne an. Dann schlich ich auf Zehenspitzen zur Tür und öffnete sie vorsichtig.
    Das Zimmer lag an einem Flur, der rings um eine offene Treppe verlief. Von unten hörte ich Stimmen, und ich sah einen Lichtschein. Einen Augenblick lang war ich unentschlossen, was bei mir nur sehr selten vorkommt. Sollte ich zuerst die Vordertür öffnen oder mich sofort auf die Suche nach Ramses begeben?
    Eigentlich war die Entscheidung nicht schwer. Da sich unten Menschen befanden, würde es schwer, wenn nicht gar unmöglich sein, die Tür unbemerkt zu erreichen und Riegel und Schlösser zu bedienen.
    Außerdem bevorzugte ich die zweite Möglichkeit aus einem weiteren Grund, den ich wohl niemandem zu erklären brauche, der selbst Kinder hat.
    Gerade schickte ich mich an, die trügerische Sicherheit des Zimmers zu verlassen, als etwas meinen Knöchel streifte und ein Summen wie von einem riesigen Insekt an mein Ohr drang. Mit erhobenem Messer wirbelte ich herum und bemerkte einen dunklen Schatten vor dem offenen Fenster.
    »Ich bin es, Sitt, und Bastet. Nicht schlagen!«
    Ich schluckte mein Herz herunter – so fühlte es sich wenigstens an – und fand endlich die Sprache wieder. »David! Wie bist du hier hereingekommen?«
    »Ich bin geklettert.« Lautlos wie ein Schatten näherte er sich mir auf bloßen Füßen. »Mr. Walter Emerson sagt, Tür aufmachen. Wenn nicht, klettert er auch.«
    Feige, wie ich war, fühlte ich mich in seiner – und ihrer – Gegenwart um einiges wohler. In einem dunklen Haus voller Feinde kann es sehr einsam sein.
    Die Katze schnurrte immer noch. Ich bückte mich und streichelte ihren Kopf.
    »Ich glaube nicht, daß wir es bis zur Tür schaffen«, flüsterte ich. »Am wichtigsten ist es jetzt, daß wir Ramses finden, falls er hier ist.«
    »Er ist hier. Bastet weiß. Sie auf meine Schulter geklettert. Jetzt schnurrt sie, hören Sie?«
    »Zu laut. Bastet, hör sofort auf zu schnurren.«
    Sie gehorchte. Walter hätte das als Zufall bezeichnet.
    »Wir müssen aufpassen, daß uns niemand entdeckt, David. Wenn Ramses nicht in diesem Haus ist, darf Riccetti nicht erfahren, daß wir hier waren. Und sprich um Himmels willen Arabisch! Dein Englisch macht sich zwar recht gut, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Sprachübungen.«
    Ich spürte, daß er nickte. »Sitt, Sie halten das Messer falsch. Stoßen Sie nach oben, nicht nach unten.«
    Unter diesen Umständen war das ein sehr nützlicher, wenn auch unerwarteter Rat. »Ich weiß«, antwortete ich verlegen. »Ich hatte es vergessen.«
    »Denken Sie daran. Kommen Sie.«
    Verflixt, wie der Junge mich herumkommandierte und die Sache in die Hand nahm, klang er schon fast wie Ramses. Auch die Katze schien mit meinem Gehorsam zu rechnen. Mit

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