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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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peitschendem Schwanz lief sie vor uns den Flur entlang und die Treppe hinauf.
    Auf dieser Etage lagen die Türen dichter nebeneinander, und der Fußboden war rauh und abgenützt. Jeder Schritt erzeugte ein Quietschen oder Knarren, das mir vorkam wie ein Pistolenschuß. Ich benützte die Laterne so sparsam wie möglich; immer, wenn ich die Schutzklappe öffnete, erschien es mir, als könne man das Licht im ganzen Haus sehen.
    Bastet spazierte an sämtlichen geschlossenen Türen vorbei. Sie wirkte sehr selbstbewußt – aber das ist bei Katzen nicht weiter außergewöhnlich. Allmählich schwand mein Zutrauen in sie. Woher nur wußte sie den Weg? Obwohl das obere Stockwerk sehr kahl und schäbig war, würde man einen Gefangenen normalerweise nicht dort unterbringen. Ich hatte eigentlich gedacht, Riccetti habe sich etwas Unangenehmeres einfallen lassen – ein feuchter, düsterer Kerker tief unter der Erde, wo das Wasser von den Wänden tropfte und Ratten und Schlangen …
    So grauenerregend und eindrucksvoll war das Bild vor meinem geistigen Auge, daß ich erst aufmerkte, als David mich am Ärmel festhielt. Auf dem ausgetretenen Boden lag ein dünner Lichtstrahl wie ein goldener Faden. Die Tür, unter der er hervorkam, war zwar verschlossen, doch um die Scharniere herum ein wenig verzogen.
    Bastet saß vor besagter Tür und sah mich erwartungsvoll an. Ich schloß die Klappe der Laterne. Dann beugte ich mich zu David hinüber. »Bestimmt wird das Zimmer bewacht.«
    » Aywa . Wenn die Tür verschlossen ist, lassen Sie mich reden. Wenn man sie öffnen kann, gehe ich zuerst.«
    Kommt nicht in Frage, mein Junge, dachte ich und griff nach meiner Pistole. Ich hoffte, nicht schießen zu müssen und damit das ganze Haus aufzuschrecken. Aber wenn Ramses sich in diesem Zimmer befand, würde ich alles tun, um ihn zu befreien. Vielleicht genügte ja schon der Anblick der Waffe. Die meisten Leute würden einem Menschen gehorchen der mit einer Pistole auf sie zielt.
    David erreichte vor mir die Tür, drückte die Klinke herunter und riß sie auf.
    Im Zimmer saß ein Wachmann. Es war der Riese, dem ich schon einmal begegnet war.
    Wie ich schon öfter festgestellt habe, begehen Verbrecher häufig den Fehler, einen Hünen anstelle eines kleineren, beweglicheren Mannes zu beschäftigen. Langsam und bedächtig wie ein Berg hievte sich der Bursche von seinem Stuhl hoch.
    »Halt«, sagte ich leise, aber mit Nachdruck. »Kein Laut, oder ich schieße.«
    Der Riese blieb stehen. David auch. Er hielt das Messer so, wie er es mir gezeigt hatte, und ich zweifelte nicht daran, daß er es auch benützen würde.
    »Auf den Boden«, lautete mein nächster Befehl. »Sofort!«
    Statt meiner Aufforderung zu folgen, blickte der Mann stirnrunzelnd zwischen mir und David hin und her. Er überlegte, anscheinend ein anstrengender Vorgang. Leider jedoch hatte er genug Grips, um seine Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen. Neugierig musterte er die Katze, die dasaß und ihn so unbeteiligt betrachtete wie eine Zuschauerin in einem Theaterstück. Dann richtete sich der Blick des Mannes wieder auf mich, und langsam breitete sich ein unangenehmes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    Ich bedauerte es sehr, daß ich gezwungen gewesen war, meinen Sonnenschirm zurückzulassen, da ihn damals offenbar der bloße Anblick dieser magischen Waffe in die Flucht geschlagen hatte. Diesmal jedoch war er zu dem Schluß gekommen, daß ein Kind und eine Frau ohne ihre Zauberkräfte keine wirkliche Bedrohung darstellten. Jedes Geräusch, ein Pistolenschuß oder Kampfeslärm, würde die anderen herbeirufen. Wir befanden uns in einer Pattsituation.
    Da kauerte sich Bastet mit einem verächtlichen Schnauben zusammen und sprang dem Mann mitten ins Gesicht. Er taumelte zurück. Sein Schrei wurde erst von fünf Kilo Katze und dann von dem Stuhl erstickt, den David ihm auf den Kopf schlug. Der Riese stürzte seitlich aufs Bett, quer über Ramses’ Füße.
    Natürlich hatte ich Ramses schon bemerkt, doch ich war zu beschäftigt gewesen, um ihn mehr als eines flüchtigen Blickes zu würdigen. Auch jetzt konnte ich mich noch nicht um ihn kümmern, denn ich mußte dem Mann einige Male den Pistolenknauf überziehen, bis er endlich zu zappeln aufhörte. Da ich ihn nicht unbedingt umbringen wollte, mußte er gefesselt und geknebelt werden. Auf dem harten Feldbett befanden sich weder Laken noch eine Decke. Also mußte David sein Gewand hergeben, das wir in Streifen rissen.
    Vermutlich dauerte das

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