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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verärgert mußte er feststellen, daß der Geier ausgeflogen war. Das Haus war leer, und weitere Erkundigungen führten zu dem Ergebnis, daß ein Mann, auf den Riccettis Beschreibung paßte, den Frühzug nach Kairo genommen hatte. Einen schnelleren Weg gab es nicht, und daß er willens gewesen war, zugunsten der Geschwindigkeit auf seine Bequemlichkeit zu verzichten, konnte nur einen Grund haben: Anscheinend war ihm – ein wenig verspätet – klargeworden, daß seine jüngsten Patzer ihn in ernstliche Schwierigkeiten bringen konnten. Wir telegraphierten an die Polizei in Kairo und baten sie, den Schurken bei seiner Ankunft abzufangen und zu verhaften. Danach überredete ich Emerson, zum Westufer zurückzukehren.
    »Warum auch nicht?« stimmte er, nun sichtlich besserer Stimmung, zu. »Wenn mir Riccetti durch die Lappen gegangen ist, kann ich mich ebensogut an Abd el Hamed schadlos halten …«
    Doch meinem armen Emerson stand erneut eine Enttäuschung bevor. Bei unserer Ankunft in Gurneh herrschte helle Aufregung: Abd el Hamed war von zwei Bauern auf dem Weg zu ihren Feldern in einem Bewässerungsgraben gefunden worden. Man hatte ihn nicht sofort erkannt, da einige seiner Körperteile fehlten.
    »Emerson, so beruhige dich doch«, sagte ich. »Ständig erzählst du mir, wie sehr du es verabscheust, von kleinen Verbrechern bei der Arbeit gestört zu werden. Nun, dieser hier wird dich nicht mehr belästigen. Weshalb hörst du also nicht auf zu fluchen und widmest dich wieder dem Grab?«
    Allerdings war die Angelegenheit noch nicht ganz ausgestanden. Es gab da etwas zu erledigen, das ich später in Angriff nehmen wollte, wenn Emerson in der Grabkammer beschäftigt war. Hätte er von meinen Absichten gewußt, er hätte mir sicher verboten zu gehen oder darauf bestanden, mich zu begleiten. Und in dem (unwahrscheinlichen) Fall, daß sich meine These als falsch erwies, würde er mir das für den Rest meines Lebens unter die Nase reiben.
    Nur Sir Edward bemerkte meinen Aufbruch. Er besaß sogar die Unverschämtheit, mich zu fragen, wohin ich wolle. Ich teilte ihm mit, ich hätte etwas in Gurneh zu besorgen und würde bald wieder zurücksein. Als er beharrlich wurde und verkündete, er wolle mit mir kommen, mußte ich leider unhöflich werden: »Ich versuche, einem Rätsel auf den Grund zu kommen, Sir Edward. Und da es sich um eine private Angelegenheit handelt, ziehe ich es vor, allein zu gehen.«
    Ich wußte, daß ich beobachtet worden war. Als ich die geschnitzte Tür öffnete, wurde ich schon von Layla erwartet. Silberschmuck zierte ihre Stirn und ihre schlanken, braunen Handgelenke, und immer wenn sie die Zigarette an die Lippen führte, klimperten ihre Armbänder leise.
    » Marhaba , Sitt Hakim «, sagte sie und blies mir eine Rauchwolke entgegen. »Wie nett, daß du mich besuchst. Bist du gekommen, um dein Beileid zum Tode meines Mannes auszusprechen?«
    »Nein, ich dachte, Glückwünsche wären wohl passender.«
    Sie lachte, und ich fuhr fort: »Ich habe mich gefragt, warum du ihn geheiratet hast.«
    »Und jetzt weißt du es?«
    »Ich glaube schon. Aber ich bin nicht hier, um mit dir zu plaudern. Wo ist sie?«
    »Sie?« In gespieltem Erstaunen riß sie die Augen auf.
    »Du weißt genau, wen ich meine. Rufst du sie jetzt, oder soll ich sie selbst suchen?«
    Die Vorhänge am hinteren Ende des Raumes öffneten sich, und eine Frau erschien. Sie war in dieselbe strenge Tracht gekleidet, die sie im Hotel als Pflegerin der »Witwe« getragen hatte – und auch, als sie Gertrude half, Nefret zu entführen.
    »Was wollen Sie von mir, Mrs. Emerson?«
    »Von Ihnen gar nichts«, entgegnete ich.
    Sie kam auf mich zu. In der Tat war sie ziemlich kräftig gebaut, einige Zentimeter größer als ich und breitschultrig und muskulös wie ein Mann. »Sonst ist niemand hier. Gehen Sie freiwillig, oder muß ich …«
    »Nein, Matilda.« Mit dieser Stimme hatte ich gerechnet. Sie kam aus dem Zimmer jenseits des Vorhangs. »Bring sie hier hinein.«
    Mit einem Achselzucken, das ihre Oberarmmuskeln zur Geltung brachte, hielt mir die »Krankenschwester« den Vorhang auf.
    Der Raum lag im Dunkeln, denn die Fensterläden hatte man fest geschlossen. Die Frau stand in einer Tür, gegenüber von der, durch die ich hereingekommen war. Sie trug das lange, schwarze Gewand einer Ägypterin, das eine seltsame Ähnlichkeit mit der Witwentracht aufwies, in der ich sie in Kairo und in Luxor gesehen hatte. Allerdings fehlte der dünne Schleier, unter dem

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