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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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herumplantschte, bekam nicht mit, daß ich den Satz nicht beendete. Als er sich umdrehte, war sein Gesichtsausdruck ernst.
    »Es hilft mir weiter, aber es reicht nicht. Wir wissen, daß Miss Marmaduke nicht diese geheimnisvolle Frau gewesen sein kann; sie war bei uns an Bord. Doch wer zum Teufel ist es sonst? Und behaupte jetzt bloß nicht, daß Sir Edward eine verkleidete Frau ist.«
    »Nein, an seiner Männlichkeit besteht kein Zweifel.« Da sich Emersons Augen zu schmalen Schlitzen verengten, fuhr ich rasch fort: »Bestimmt ist es eine Touristin – oder sie gibt sich als solche aus. Wir werden morgen alle unter die Lupe nehmen.«
    »Ich wünschte, wir könnten es schon heute nacht tun.«
    Emerson setzte sich auf die Bettkante und schlug die Hände vors Gesicht. »Verzeih, Peabody. Ich sollte mich davon nicht aus der Fassung bringen lassen – ich weiß, daß du dir genauso Sorgen machst wie ich. Doch wenn ich nur an das Kind denke, eingesperrt, in Gefahr, voller Angst … Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich sofort nach Luxor fahre. Schlafen kann ich ohnehin nicht.«
    Ich setzte mich neben ihn und legte den Arm um seine Schultern. »Heute nacht kannst du nichts mehr ausrichten. Die Geschäftsführer in den Hotels werden nicht zulassen, daß du alle weiblichen Gäste aus dem Bett holst und sie anbrüllst. Du brauchst Ruhe, Liebling, sonst bist du Nefret keine Hilfe. Komm, leg dich hin.«
    »Ich werde die ganze Nacht kein Auge zutun«, murmelte Emerson.
    Ich aber wußte, daß es nicht so kommen würde – ich hatte ein paar Tröpfchen Laudanum in seinen Kaffee geträufelt.
    Meinen eigenen Kaffee hatte ich ausgespart. Ich legte mich neben ihn, und bald verriet mir sein regelmäßiger Atem, daß er eingeschlafen war. Noch lange lag ich mit offenen Augen in der Dunkelheit und versuchte, nicht an Nefret zu denken – denn das konnte ich nicht ertragen. Ich überlegte, wie wir sie finden konnten.
    Allmählich fügte sich alles zusammen. Davids Flucht, die Bedeutung der Nilpferdgöttin, Gertrude Marmadukes merkwürdiges Verhalten … Ich hatte Emerson nichts davon erzählt, denn es wäre grausam gewesen, Hoffnungen zu wecken, die vielleicht enttäuscht werden würden. Außerdem hätte seine Antwort vermutlich folgendermaßen gelautet: »Diese Theorie, Peabody, ist noch mehr an den Haaren herbeigezogen als deine sonstigen Hirngespinste, und das will etwas heißen!«
    Und vielleicht hätte er damit gar nicht so unrecht gehabt. Überdies gab es auch keine Garantie dafür, daß meine Verdächtige weiterhin ihre Rolle spielen würde. Womöglich war sie inzwischen mit ihrer Gefangenen und ihren Komplizen untergetaucht.
    Schließlich schlief ich doch ein, obwohl ich nicht damit gerechnet hatte. Als ich aufwachte, drang das kalte Morgenlicht durchs Fenster. Und der erste Anblick, der sich meinen schläfrigen Augen bot, war ein goldblondes Mädchen, das im Schneidersitz auf dem Boden neben meinem Bett hockte.
15. Kapitel
KEIN RÄTSEL IST UNLÖSBAR – ES KOMMT NUR DARAUF AN, WIEVIEL ZEIT UND MÜHE MAN ZU INVESTIEREN BEREIT IST.
    »Ich habe sie mit dem Nachttopf geschlagen«, sagte Nefret.
    Das waren zwar nicht ihre ersten Worte, doch die ersten, an die ich mich nach dem Jubel erinnern konnte, der auf ihr Erscheinen ausbrach. Ich glaube, ich mußte mich kneifen, und erst als ich sie in die Arme nahm, glaubte ich, daß sie selbst es war und nicht ein durch Angst und Hoffnung erzeugtes Traumbild. Während Emerson die anderen weckte, erzählte ich Nefret von Ramses’ Rettung – aber sie war schon im Bilde, da sie bei ihrer Rückkehr zuerst in seine Kabine gesehen hatte. Daß er sich wieder bei uns befand, war für sie nicht weiter überraschend gewesen. Ramses’ Miene bei ihrem Anblick wird mir hingegen noch lange im Gedächtnis bleiben. Nur selten habe ich sein Pokerface derart bewegt gesehen.
    Allerdings trübte ein Anflug von Bedauern seine Freude, als wir uns auf dem Oberdeck versammelten und Nefret ihre Geschichte schilderte.
    »Du bist ohne fremde Hilfe entkommen?« fragte er. »Du hast nicht gewartet, bis dich jemand rettet?«
    »Vor Miss Marmaduke?« spottete Nefret. »Sie hat mich für ein albernes, hilfloses, wohlerzogenes Mädchen gehalten, und ich tat alles, um sie in diesem Glauben zu belassen. Du hättest dich für mich geschämt, Tante Amelia, wenn du gesehen hättest, wie ich vorgab, all ihre Lügen zu schlucken.«
    »Nein, mein Kind. Ich wäre sehr stolz auf dich gewesen, und das bin ich auch jetzt noch«,

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