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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ausgezeichnete Laune hatte.
    »Anscheinend sind die Kinder schon fertig«, sagte ich, denn wir hörten ihre Stimmen im angrenzenden Salon. »Wirklich ein Wunder. Ich habe ihnen gesagt, daß es den Tee in einer Viertelstunde gibt, doch ich hätte nie gedacht, daß Ramses so pünktlich ist. Komm, Emerson, ich binde dir die Krawatte. Wo ist dein Hut?«
    »Ich weigere mich, einen Hut aufzusetzen«, erwiderte Emerson ruhig. »Haben unsere Freunde schon geantwortet, Peabody? Hast du die Abendeinladung vorbereitet?«
    »Ich habe noch nicht nachgesehen, ob Nachrichten für uns abgegeben worden sind, aber ich erledige das gleich.«
    Auf dem Tisch lagen weder Briefe noch Botschaften, und als ich mich nach dem Suffragi umsah, befand er sich nicht auf seinem Posten. Da ich vermutete, daß er sich gerade um andere Gäste kümmerte, ging ich mit meiner Familie nach unten. An der Rezeption erwarteten uns einige Nachrichten, und nachdem ich sie an mich genommen hatte, begaben wir uns auf die Terrasse und suchten uns einen Tisch aus.
    Ich muß sagen, daß wir ein hübsches Bild abgaben. Emersons stattliche Gestalt zieht immer viele Blicke auf sich. Nefrets weißes Kleid entsprach mit seinem hohen Spitzenkragen und den langen, engen Ärmeln der neuesten Mode. Das Haar fiel ihr in rotgoldenen Wellen über den Rücken, und der Hut, der ihr in keckem Winkel auf dem Kopf saß, bestand aus feinem, weißen Stroh, seidenen Schleifen und Blumen. Auch Ramses wirkte bemerkenswert elegant. In letzter Zeit hatte ich bei ihm Anzeichen von Geckenhaftigkeit beobachtet; allerdings befand er sich in jenem unseligen Übergangsstadium zwischen Kind und Mann, in dem sich ein Knabe in Sekundenschnelle von einem ordentlichen jungen Gentleman in einen schmutzigen Balg verwandeln kann. Um so mehr Grund, so dachte ich, den jungen Gentleman wertzuschätzen. Ich schenkte ihm ein lobendes Lächeln.
    Doch er sah mich nicht an. Statt dessen betrachtete er Nefret, die uns ihren Arm entgegenstreckte. »Schau, Tante Amelia, ist der nicht wunderschön?«
    Und das war er auch. Der Armreif um ihr zartes Handgelenk bestand aus feinem, durchbrochenem Gold und war eine ausgezeichnete Arbeit. Sie hatte ihn vor einigen Stunden im Laden von Suleiman Bascha bewundert.
    »Woher hast du ihn?« fragte ich.
    Sie wußte, was ich dachte, und ihre Lippen kräuselten sich.
    »Von Ramses, Tante Amelia. Es ist doch nicht ungehörig, ein Geschenk von seinem Bruder anzunehmen. Ich habe ihm schon gedankt.«
    Das verführerische Lächeln, mit dem sie ihn bedachte, wäre wohl den meisten Männern Dank genug gewesen. Ich hatte Ramses noch nie erröten sehen, und auch jetzt verfärbten sich seine Wangenknochen nur ein wenig. »Für dich, Mutter«, sagte er und hielt mir ein kleines, in Seidenpapier gewickeltes Päckchen hin.
    Es war das kleine Figürchen einer sitzenden Katze aus blaugrüner Fayence. Sie hatte einen winzigen goldenen Ring im Ohr und konnte mit einer Schlaufe aus Golddraht an einer Kette getragen werden.
    »Ach, Ramses!« rief ich aus. »Wie nett von dir. Äh … war das nicht schrecklich teuer?«
    Die Höflichkeit – die man auch Kindern schuldig ist – hinderte mich daran, ganz direkt zu fragen: »Woher hattest du das Geld?«
    »Ich habe mir etwas von Vater geliehen«, antwortete Ramses. »Und ich habe vor, es ihm bei der ersten Gelegenheit zurückzuzahlen, teils aus meinen Ersparnissen, teils von meinem Taschengeld – wenn es wieder fällig ist.«
    »Vielen Dank, Ramses«, sagte ich und hängte mit Nefrets Hilfe die Katze an die Kette zu dem Skarabäus, den Emerson mir zur Hochzeit geschenkt hatte. »Ich werde mir eine eigene Kette dafür besorgen.«
    Obwohl ich mich ehrlich freute, hatte ich Zweifel, was Ramses’ wahre Beweggründe betraf. Ich hatte die Gelegenheit zu einem kleinen Gespräch mit ihm genutzt und ihn darauf hingewiesen, daß ich seine brüderliche Besorgnis um Nefrets guten Ruf durchaus zu schätzen wußte. Allerdings würde seine Mühe vergebens sein, wenn er ihr ständig Vorhaltungen machte und sie herumkommandierte.
    »Wenn du sie unter Druck setzt, wird sie nur noch störrischer werden«, erklärte ich. »Das wäre bei jeder Frau von Format der Fall.«
    »Aha«, meinte Ramses. »Wirklich interessant. Ich muß zugegen, daß ich daran gar nicht gedacht habe. Ich verstehe nicht, warum ich so schwer von Begriff gewesen bin. Schließlich hatte ich ausreichend Gelegenheit, den Wahrheitsgehalt deiner Aussage anhand deines … Hm. Danke, Mutter. Jetzt bin ich

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