Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Folter – und Einschüchterung. Seine Konkurrenten wußten, daß nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Freunde und Familien und sogar ihre Kinder in Gefahr schwebten, wenn sie sich ihm widersetzten.« Mehr brauchte er nicht zu sagen. Intelligenz und Phantasie (mit beiden bin ich überreichlich gesegnet) ließen grausige Bilder vor meinem geistigen Auge entstehen. Es ist unmöglich, alle Menschen, die man liebt, Tag und Nacht zu bewachen. Und Kinder sind ganz besonders hilflos.
    Selbst meine. »Emerson!« rief ich aus. »Wir müssen Ramses und Nefret warnen. Das Mädchen ist nicht so ängstlich und wehrlos, wie du glaubst. Wenn sie die Wahrheit kennt, kann sie sich besser vorsehen.«
    »Nein, Peabody.« Emerson drückte mich schützend an sich. »Glaubst du wirklich, daß dieser Schweinehund es wagen könnte, meiner Frau oder meinen Kindern etwas anzutun? So dumm ist er nicht. Komm ins Bett, Schatz, und mach dir keine Sorgen mehr.«
    Doch eine seltsame Vorahnung sagte mir, daß er genausowenig davon überzeugt war wie ich.
3. Kapitel
WIE ICH SCHON HÄUFIG FESTSTELLEN MUSSTE, IST FASTEN DER GUTEN LAUNE ABTRÄGLICH.
    Was den Unterhaltungswert betrifft, war unsere kleine Abendeinladung ein großer Erfolg. Wie hätte es auch anders sein können, wenn sich alte Bekannte versammeln, ägyptologische Themen erörtern und in harmloser Weise abwesende Freunde durch den Kakao ziehen? Zu letzteren zählten Professor Petrie und die Dame, die er vor kurzem geehelicht hatte. (Zumindest traf das Wort »abwesend« zu, denn Emerson würde Petrie eher einen freundschaftlichen Rivalen als einen Freund nennen.) Ich meinerseits brachte Mrs. Petrie selbstverständlich nur die allergrößte Sympathie entgegen, obgleich sie meine Einladungen beharrlich ablehnte und sich (wie ich gehört hatte) gern in abfälligen Bemerkungen über mich erging.
    Reverend Sayce verdankte ich eine amüsante Anekdote über besagte Dame: Er hatte sie beim Hinuntersteigen einer Leiter kennengelernt, und der arme Gottesmann war ziemlich schockiert gewesen, als er entdeckte, daß sie unter dem losen Gewand nur knielange Hosen trug und nackte Waden hatte.
    Da dem Reverend in diesem Augenblick aufging, daß sich einige Anwesende durch seine Kritik an Damen in Hosen getroffen fühlen könnten, fügte er hastig hinzu: »In Ihrem Fall ist das natürlich etwas ganz anderes, Mrs. Emerson. Ihre türkischen … äh … Beinkleider sind ja recht … Sie sind nicht so …«
    »Körperbetonend?«
    Der Reverend errötete. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn ein wenig zu ärgern, und fuhr deshalb vergnügt fort: »Sie haben ja meinen neuen Arbeitsanzug noch gar nicht gesehen, Mr. Sayce. Meine türkischen … äh … Beinkleider waren mir wegen ihrer Weite hinderlich. Also habe ich sie mit engeren Hosen vertauscht, aber natürlich trage ich darüber eine lange Jacke. Wenn ich Mrs. Petrie das nächstemal begegne, werde ich sie von Frau zu Frau beraten. Wo arbeiten die Petries denn in diesem Jahr?«
    Dankbar ergriff der Reverend die Gelegenheit, das Thema zu wechseln.
    Einige unserer Freunde hatten leider absagen müssen. Monsieur Maspero, der (zur allgemeinen Freude) wieder das Amt des Leiters der Antiquitätenverwaltung bekleidete, weilte mit Howard Carter, dem neuen Antiquitäteninspektor für Oberägypten, in Luxor. Die Beförderung war eine große Ehre für Howard, und auf meinen Vorschlag hin brachten wir einen Trinkspruch auf ihn und Mr. Quibell aus, der diesen Posten in Unterägypten versah.
    Ich hatte Mr. Newberry zwischen mich und Emerson gesetzt.
    Mit mir und Nefret als einzigen Damen war es nicht möglich gewesen, eine ausgewogene Sitzordnung zu erstellen. Allerdings hätte ich diese Regel ohnehin nicht beachtet, da ich nur allzu neugierig war, warum Emerson soviel an dieser Abendgesellschaft gelegen hatte – normalerweise setzte er sich vehement gegen derartige Einladungen zur Wehr. Doch Emerson äußerte kein Wort, das mir auch nur den kleinsten Hinweis gegeben hätte, und er schwieg sich auch weiterhin aus, als wir später allein waren.
    Am nächsten Morgen gingen wir an Bord der Dahabije. Die letzten drei Tage waren ziemlich ereignislos verlaufen. Der »Nilpferdmann«, wie Nefret ihn nannte, hatte nichts mehr von sich hören lassen, und der geheimnisvolle Mr. Shelmadine blieb verschollen. Das sagte mir zumindest der Herr im Polizeipräsidium, an den ich mich eines Nachmittags wandte. Emerson dachte, ich würde Besuche machen (und das tat ich ja auch

Weitere Kostenlose Bücher