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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zustande gebracht hast. Wir werden das Grab der Tetischeri in Theben suchen! Ich muß allerdings einwenden, daß ich mir nicht vorstellen kann, wo du an diesen riesigen Felswänden am Westufer anfangen willst. Aber ich bin sicher, daß du uns zu gegebener Zeit alles erklären wirst.«
    »Hmpf«, brummte Emerson. »Ich hätte euch vielleicht schon alles erklärt, Peabody, wenn du und Ramses mich nicht ständig unterbrechen würdet. Wie dem auch sei, es wird euch mehr einleuchten, wenn ihr erst einmal vor Ort seid. Also werden wir den Rest des Gesprächs bis dahin vertagen. Es ehrt mich zutiefst, daß du mit meiner Entscheidung einverstanden bist.«
    »Ganz und gar«, sagte Ramses. »Wenn ich jedoch einen kleinen Einwand machen dürfte, Vater …«
    »Immer hast du Einwände, Ramses!« rief Nefret aus. Sie hakte sich bei Emerson unter und lächelte ihn an. »Ich bin sicher, der Professor weiß genau, was er tut. Das Grab einer Königin! Wie aufregend.«
    »Hmpf«, brummte Emerson, inzwischen viel freundlicher. »Danke, mein Kind.«
    »Du hast völlig recht, Nefret«, fügte ich hinzu. »Der Professor weiß immer, was er tut. Meiner Meinung nach haben die Historiker den Damen bis jetzt viel zuwenig Beachtung geschenkt. Dabei muß diese Tetischeri eine bemerkenswerte Frau gewesen sein – die erste einer Reihe großer Königinnen, die in der Achtzehnten Dynastie über große Macht verfügten.«
    »Es ist wohl so, Vater«, sagte Ramses, »daß Tetischeri deiner Meinung nach – und ich muß betonen, daß ich sie teile – die Mutter von König Sekenenre war, dessen schrecklich verstümmelter Leichnam im Versteck der Königsmumien gefunden wurde. Die Wunden weisen darauf hin, daß er in einer Schlacht gefallen ist.«
    »Früher warst du doch der Ansicht, daß er von seinen Haremsdamen ermordet worden ist«, wandte Emerson ein, und seine blauen Augen funkelten belustigt.
    »Damals war ich erst drei Jahre alt«, erwiderte Ramses würdevoll. »Das Manuskript über das Nilpferdbecken, das Mutter gerade übersetzt, gibt Anlaß zu der Vermutung, daß der Krieg zwischen den Hyksos und den Prinzen von Theben wieder auflebte. Die Wunden, durch die Sekenenre den Tod fand, und die hastige Mumifizierung seiner Leiche lassen auf einen Tod in der Schlacht schließen.«
    Nefret hatte einen Stapel Photographien auf Emersons Schreibtisch durchgesehen. »Ist das seine Mumie?«
    Selbst für eine Mumie war das Gesicht außergewöhnlich abstoßend. Die verschrumpelten Lippen waren zu einer verzerrten Grimasse verzogen. Heftige Schläge hatten die Gesichtsknochen zerschmettert, und ein langer Spalt in der Mitte des Schädels war wahrscheinlich von einer scharfkantigen Waffe, einer Axt oder einem Schwert, verursacht worden.
    Die meisten Mädchen hätten sich beim Anblick einer solchen Photographie gewiß kreischend die Augen zugehalten. Doch Nefrets Stimme war ruhig, und ihre Miene blieb gelassen, obwohl sie den Verstorbenen ein wenig zu bedauern schien.
    Allerdings hatte sie in ihrem Leben schon viele Mumien gesehen – ein großer Vorteil für eine zukünftige Archäologin.
    »Ja, das ist sie«, antwortete Emerson. »Er soll ein hübscher Bursche gewesen sein, knapp dreißig Jahre alt, als er ums Leben kam, obwohl man sich das angesichts seiner verschrumpelten sterblichen Hülle kaum vorstellen kann.«
    Ich gesellte mich zu Nefret, die weiter die Photographien betrachtete. »Eine wirklich unschöne Photogalerie«, stellte ich fest. »Der Gedanke, daß diese grausigen Überreste, die jetzt so nackt und zerschmettert vor uns liegen, einst Gottkönige und ihre schönen Königinnen waren, ist sehr ernüchternd. Natürlich dürfen wir nie vergessen, was unser Glaube uns lehrt: Der Körper kehrt zu dem Staub zurück, aus dem er gemacht wurde, während die menschliche Seele …«
    »Unsterblich ist?« Mit spöttischem Ton hatte Emerson den Satz für mich beendet – denn ich hatte zu spät bemerkt, worauf dieser hinauslief: Da ich mir Sorgen wegen Nefrets zweifelhafter religiöser Gesinnung machte, hatte ich die Gelegenheit ergriffen, ihr einen kleinen Vortrag über christliche Glaubensgrundsätze zu halten. Allerdings war mir entfallen, daß auch die Ägypter an die Unsterblichkeit der Seele glaubten und daß Emerson vielleicht nicht an unseren seltsamen Besucher und sein Gerede über die Wiedergeburt erinnert werden wollte.
    »Äh … ja«, sagte ich.
    Nefret war zu sehr mit ihren Mumien beschäftigt, um auf unseren Wortwechsel zu achten. »Sie

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