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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sehen alle aus, als wären sie im Krieg gewesen«, murmelte sie, während sie eine abgezehrte Leiche mit eindeutig schiefsitzender Nase betrachtete.
    »Er kann durchaus in Kampfhandlungen verwickelt gewesen sein«, meinte Emerson. »Das ist Ahmose, Tetischeris Enkel, der die Hyksos besiegte und Ägypten wiedervereinte. Seine Verletzungen wurden ihm jedoch nach dem Tod zugefügt – von Dieben, die auf der Suche nach Schmuckstücken die Mumien auswickelten. Die armen Leichname haben ziemlich unruhige Zeiten durchgemacht: Sie wurden von Grabräubern geschändet, von frommen Priestern – einige davon nicht zu fromm, um die von den Dieben übersehen Wertgegenstände an sich zu nehmen – wieder eingewickelt, erneut geschändet und in der vergeblichen Hoffnung, ihre kläglichen Überreste zu schützen, von einem Versteck ins nächste geschafft. Allerdings waren nicht alle von ihnen zu Lebzeiten gutaussehend. Diese kleine alte Dame zum Beispiel war praktisch kahl, als der Einbalsamierer sie in die Hände bekam, und ihre vorstehenden Zähne trugen sicherlich nicht zu ihrer Schönheit bei.«
    »Wer ist sie?« fragte Nefret.
    Emerson zuckte die Achseln. »Die Mumien sind ein wenig durcheinandergeraten, was nicht weiter überrascht, wenn man bedenkt, daß sie immer wieder an einen anderen Ort gebracht wurden. Manche konnten nicht zugeordnet werden, und viele hat man, wie ich glaube, den falschen Personen zugeschrieben.«
    »Natürlich haben sich die Methoden der Mumifizierung im Laufe der Jahre verändert«, fügte Ramses hinzu. »Dadurch kann man die ungefähre Zeit bestimmen, in der der Betreffende gelebt hat.«
    »Jetzt aber genug von Mumien«, sagte ich angewidert. »Vermutlich entspricht das hier eher deinem Geschmack«, meinte Emerson, als Nefret die Photographie eines massiven Goldarmbands hochhielt.
    »Diese Schmuckstücke habe ich im Kairoer Museum gesehen!« rief Nefret bewundernd aus. »Ist es sicher, daß sie Königin Ahhotep gehört haben? Die Kartusche hier stammt doch von König Ahmose – das war ihr Sohn, nicht wahr?«
    »Man fand sie in ihrem Sarg«, antwortete Emerson. »Also wurden sie ihr wahrscheinlich von Ahmose geschenkt, und der war tatsächlich ihr Sohn. Wenn er seine Großmutter Tetischeri ebenso großzügig ausgestattet hat …«
    »… wäre es fast naiv anzunehmen, daß ihr Grab nicht schon im Altertum geplündert wurde«, ergänzte Ramses.
    »Wir dürfen uns nicht zuviel erhoffen«, stimmte Emerson zu. »Einige Schätze aus dem Besitz der königlichen Familie der Siebzehnten Dynastie wurden vor nicht langer Zeit entdeckt, auch der Schmuck der Ahhotep. Doch der einzige Gegenstand, der Tetischeris Namen trägt, ist diese Statuette.«
    Es waren insgesamt vier Photographien, die die Statuette von allen Seiten zeigten: Eine junge Frau, in der für derartige Skulpturen typischen steifen Sitzhaltung dargestellt. Sie war in das schlichte, enganliegende Gewand mit Trägern gekleidet, das die Frauen aller Stände damals getragen hatten.
    Doch auf ihrem Kopf prangte die Geierkrone der Königin.
    Zwischen den gefiederten Schwingen blickte ein zartes, jugendliches Gesicht hervor.
    »Wenn die Statue aus ihrem Grab kommt …«, fing Ramses an.
    »Ganz sicher stammt sie aus der Gegend von Theben. Ich selbst habe sie 1889 in einem Antiquitätenladen in Luxor entdeckt«, sagte Emerson. »Es waren insgesamt zwei.«
    »Das wußte ich nicht«, gab Ramses bedauernd zu.
    »Nur wenige Menschen wissen das. Eigentlich existiert von der zweiten nur noch der Sockel, und auch der ist schwer beschädigt. Doch sie gleicht dem Sockel dieser Statue wie ein Ei dem anderen. Vor unserer Abreise aus Kairo bin ich ins Französische Institut gegangen, wo der zerbrochene Sockel vor sich hinschimmelt, seit Bouriant, dieser Idiot, ihn erworben hat – der Himmel weiß, wo oder wann, da er sich nie die Mühe gemacht hat, Bücher zu führen. Mein Blut gerät in Wallung«, zischte Emerson mit zusammengebissenen Zähnen, »wenn ich daran denke, wieviel Wissen durch die Schlamperei von Archäologen verlorengegangen ist. Von einem Grabräuber und Analphabeten kann man nicht mehr erwarten, aber Wissenschaftler sind kaum besser, vor allem dieser Mistkerl …«
    »Emerson!«
    »Äh … hmpf«, brummte Emerson und funkelte mich an, als ob es meine Schuld wäre, daß er Worte gebrauchte, die eine junge Dame eigentlich nicht hören sollte. Der Arme gab sich wirklich Mühe, doch er hatte den Namen »Vater der Flüche« nicht umsonst bekommen, und

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