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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dabei«, stellte ich fest.
    Sie verstand diesen Wink. »Die Nachricht, die ich erwarte, kommt nicht mit der Post«, antwortete sie. »Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen?«
    »Offenbar hat sie zu viele Gedichte gelesen«, bemerkte ich, nachdem sie gegangen war. »Eigentlich hatte ich auf einen Brief von Evelyn gehofft, aber es ist nur einer von Walter dabei. Er ist an dich adressiert, Emerson.«
    Der Umschlag enthielt eine einzige Seite, die Emerson kurz überflog und mir dann reichte. »Nicht sehr aufschlußreich«, sagte er. »Ihm geht es gut, ihr geht es gut, und den Kindern geht es auch gut.«
    »Es geht ihr nicht gut, ansonsten hätte er Genaueres über ihre Fortschritte geschrieben«, murmelte ich. »Steht da irgend etwas über … Was ist das?«
    »Wie du siehst, handelt es sich um einen Zeitungssausschnitt.« Beim Lesen des Artikels zogen sich Emersons dichte Brauen zusammen. Ich streckte die Hand aus, und mit einem genuschelten »Ach, verdammt« reichte mir Emerson das Stück Papier.
    Es war ein kurzer Absatz aus der englischsprachigen Kairoer Zeitung, datiert einige Tage nach unserer Abreise, und handelte von der Entdeckung einer Leiche, die aus dem Nil geborgen worden war: ein Mann mittleren Alters, einen Meter achtundsiebzig groß. Seine genaue Identität war nicht zu ermitteln gewesen, da man keine persönliche Habe bei ihm gefunden hatte; sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Nun forderte die Polizei die Bevölkerung auf, jeden Vermißten, auf den diese Beschreibung paßte, sofort bei den Behörden zu melden.
    »Mr. Shelmadine!« rief ich aus. »Wir müssen auf der Stelle nach Kairo telegraphieren, Emerson!«
    »Wenn du dich auch nur in die Nähe eines Telegraphenamtes wagst, sperre ich dich ein«, drohte Emerson. »Zügle deine blühende Phantasie, Peabody; diese Beschreibung paßt auf die Hälfte aller männlichen Ägypter.«
    »Aber er ist nicht nach Hause zurückgekehrt, Emerson. Das hat Riccetti selbst gesagt. Und es dauert etwa drei Tage, bis sich Gase bilden und eine Leiche an die Wasseroberfläche treiben.«
    Mit einer heftigen Handbewegung wies mich Emerson darauf hin, daß Nefret zurückgekommen war. »Gase?« wiederholte sie. »Worüber redest du, Tante Amelia?«
    »Über nichts Besonderes«, entgegnete Emerson mit einem warnenden Blick in meine Richtung.
    »Ich sprach von einem Grundsatz jeder kriminologischen Untersuchung«, erklärte ich, denn ich wußte, sie würde eben Ramses fragen, wenn ich schwieg. Und der würde überglücklich die Gelegenheit nutzen, sich mit seinem Wissen brüsten zu können.
    Nefret setzte sich und überkreuzte die schlanken Fesseln.
    »Was für Gase, Tante Amelia? Ich habe dieses Phänomen auch schon beobachtet, aber ich verstehe nicht, wie es dazu kommt.«
    Händeringend stürmte Emerson hinaus und überließ es mir, Nefret den Verwesungsprozeß zu erläutern. Sie hörte mir aufmerksam zu und stellte einige kluge Fragen. Am nächsten Morgen gingen wir an Land. Eigentlich hatte Emerson allein aufbrechen wollen, doch diese Absicht war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er befahl mir zwar nicht ausdrücklich, an Bord zu bleiben – ein Befehl, den ich, wie er wußte, ohnehin verweigert hätte –, schien aber nicht begeistert, daß ich ihn begleitete. Und dazu war ich fest entschlossen, denn ich vermutete, daß er dem entscheidenden Hinweis folgen wollte, den er mir bislang verheimlicht hatte. Ramses war ebenso fest entschlossen, und nachdem Emerson sich hatte breitschlagen lassen, konnte er Nefrets Bitte nicht mehr ablehnen. Es gelang ihm lediglich, Miss Marmaduke abzuschütteln, da sie als einzige seine Anweisungen befolgen mußte. Er drückte ihr einen Stapel Notizen in die Hand und erteilte ihr den Auftrag, diese in eine ordentliche äußere Form zu bringen.
    Obwohl ich nicht mitbekommen hatte, wie Emerson Abdullah in seine Pläne eingeweiht hatte, war dies offenbar geschehen, denn unser Vorarbeiter erwartete ihn schon.
    Anscheinend hatte Abdullah nicht mit mir gerechnet, denn er hatte die Esel nicht gewaschen.
    Als ich darauf bestand, das Versäumnis nachzuholen, fluchte Emerson entsetzlich – vermutlich größtenteils aus Gewohnheit; Emerson ist eigentlich ein Tierfreund, und die armen kleinen Esel waren sträflich vernachlässigt. Im Laufe der Jahre hatte ich eine ausgeklügelte Vorgehensweise entwickelt, so daß es weniger als eine Stunde dauerte, die armen Geschöpfe zu reinigen, ihre wunden Stellen mit Salbe einzureiben und die

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