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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Abgesehen von einem Diwan an der Wand stand nur ein niedriger Tisch darin.
    Emerson setzte den Alten auf den Diwan, verjagte die Hühner, die es sich dort gemütlich gemacht hatten, und forderte mich auf, Platz zu nehmen.
    »Ja, ruh dich aus, verehrte Sitt«, sagte Hamed. »Ich werde meine Frauen rufen, damit sie …«
    »Du brauchst sie nicht zu stören«, meinte Emerson großzügig. »Ich bin im Antiquitätenhandel tätig, Hamed. Wollen wir doch einmal sehen, was du zu bieten hast.«
    Mit einem Satz war er schon an der hinter einem Vorhang verborgenen Türöffnung im hinteren Teil des Raumes und verschwand im Nebenzimmer.
    Er wurde mit Schreckensschreien empfangen, und Hamed, auf wundersame Weise von seiner Gehbehinderung genesen, sprang auf und eilte ihm nach. Ich folgte ihm mit Ramses und Nefret im Schlepptau.
    Der Raum war eine Werkstatt, und die Schreie stammten von einem Kind, das Emerson bei seiner schmutzigen Galabija ergriffen hatte. In Regalen ringsherum an den Wänden befanden sich verschiedene Uschebtis, Skarabäen und andere kleinere Kunstgegenstände. Neben einem kleinen Schmelzofen lagen ein paar Werkzeuge: diverse Gußformen, Meißel, Kratzer und Feilen.
    Emerson ließ das Kind frei, das durch eine andere Tür Reißaus nahm. Dann holte er einen Gegenstand vom Regal und hielt ihn mir hin. »Gar nicht so schlecht, nicht wahr, Peabody? Hameds Werkstatt erzeugt die besten Fälschungen in Luxor. Obwohl es sich hier nicht um seine Meisterwerke handelt; die hebt er für ernsthafte Sammler wie Wallis Budge auf.«
    Ramses hatte einen großen Skarabäus aus grüner Fayence in der Hand. »Der hier ist wirklich sehr gut, Vater. Nur die Hieroglyphen stimmen nicht. Er hat einen Text von Amenhotep III. abgeschrieben, aber die Eule …«
    Überraschenderweise wurde er nicht von Hamed, sondern von dem Jungen unterbrochen, der Ramses den Skarabäus entriß. Mit blitzenden Augen baute er sich vor meinem Sohn auf und rief: »Sie sind richtig, du Sohn eines blinden Kamels! Ich kenne die Zeichen!«
    Scheinbar hatte Emerson Hamed nicht beobachtet, doch sein gestiefelter Fuß schoß vor und bremste den Stock, bevor dieser das Schienbein des Jungen traf. »Also hast du ihn gemacht, mein Sohn? Wie heißt du?«
    Der Junge drehte sich um. Die Wut hatte seine Wangen gerötet. Wenn er nicht so schmutzig und zerschunden gewesen wäre und nicht so finster dreingeblickt hätte, wäre er ein hübscher Knabe gewesen.
    »Wie heißt du?« wiederholte Emerson.
    »David.« Abdullah, der in der Tür stand, hatte die Antwort gegeben. »Er heißt David Todros und ist mein Enkel.«
4. Kapitel
VERBRECHER ZEICHNEN SICH NICHT UNBEDINGT DURCH AUFRICHTIGKEIT AUS.
    »Was tut ein Enkel von dir an einem solchen Ort, Abdullah?« wollte ich wissen.
    Angesichts meines entrüsteten Blicks senkte Abdullah den Kopf. »Ich kann nichts dafür, Sitt Hakim. Ich hätte ihn gern bei mir aufgenommen, aber er wollte nicht. Er läßt sich lieber von diesem Verbrecher schlagen und aushungern, als …«
    »… ein Diener der Inglizi zu sein«, unterbrach der Junge. Seine Augen ähnelten denen eines Tieres, das in die Falle geraten ist, und er sah sich rasch im Raum um. Ich blockierte die eine Tür, Emerson die andere, weshalb eine Flucht unmöglich war. Doch obwohl wir ihn in die Enge getrieben hatten, ließ er sich nicht einschüchtern; er spitzte die Lippen und spuckte aus – nicht nach mir oder nach Emerson, so frech war er nun doch wieder nicht, sondern zwischen Ramses’ Füße. Mein Sohn verzog zwar keine Miene, aber ich hätte David sagen können, daß er einen schweren Fehler gemacht hatte.
    »Du bist also lieber Sklave dieses Mannes?« fragte Emerson ruhig. »Die Inglizi schlagen ihre Diener nicht.«
    Der Knabe kräuselte die Lippen. »Sie stellen sie an, damit sie ihnen alles bringen und die schweren Lasten für sie tragen, und dann werfen sie sie wieder hinaus. Hier lerne ich ein Handwerk. Ich lerne …« Er schwenkte den Skarabäus vor Emersons Nase. »Die Zeichen stimmen. Ich weiß, was sie bedeuten!«
    »Ach, wirklich?« sagte Emerson. »Dann lies sie mir vor.«
    Der Text war von einem Gedenkskarabäus für Amenhotep III. kopiert worden; ich erkannte die Namen und Titel, die David herunterratterte, während er mit seinem schmutzigen Zeigefinger die Zeichen entlangfuhr. Aber nach einer Weile blieb er stecken, und Ramses, der den Text vermutlich auswendig konnte, machte schon den Mund auf, schloß ihn aber nach einem Blick auf seinen Vater rasch

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