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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hörbaren Seufzer aus – und hielt dann den Atem an, weil Emerson sich ein zweites Mal einem bestimmten Stück zuwandte.
    Es handelte sich um ein Gemälde, nicht um ein Relief. An den nicht verstaubten Stellen leuchteten die Farben hell und frisch.
    Noch ehe ich weitere Einzelheiten erkennen konnte, wirbelte Emerson herum und hielt die Kerze empor. Ich weiß nicht, ob es Absicht war, doch diese Pose hatte zur Folge, daß sich die Schatten seiner markanten Züge noch verschärften. Seine von Anfang an nicht allzu freundliche Miene wirkte jetzt geradezu gespenstisch.
    »Woher haben Sie die Sachen?«
    Ali Murads Stimme kippte wie die von Ramses. »Effendi …«
    »Ich werde es schon noch erfahren, ganz egal wie«, drohte Emerson.
    Ali Murads Gesicht zeigte nackte Angst. Wahrscheinlich fürchtete er sich nicht nur vor Emerson. Wie ein altes Sprichwort sagt, konnte er nur vom Regen in die Traufe kommen.
    Also klammerte er sich an den letzten Strohhalm: »Es heißt, daß der Vater der Flüche nie zur Kurbasch greift.«
    »Gewiß nicht«, stimmte Emerson zu. »Die Peitsche ist eine Waffe für Schwächlinge. Eine starker Mann braucht sie nicht, und er spricht auch keine leeren Drohungen aus. Sie werden mir sagen, was Sie wissen, denn ich pflege nicht zu scherzen. Wer war es? Mohammed Abd er Rasul? Abd el Hamed? Aha. Das dachte ich mir. Sehen Sie, Murad, das war doch gar nicht so schwer.«
    Er zog die Jacke aus und wickelte sie vorsichtig um das Malereifragment, ehe er es vom Boden aufhob. Auf Ali Murads Gesicht stand zwar der Angstschweiß, aber dieser Akt offenen Diebstahls gab ihm den Mut zu widersprechen: »Das dürfen Sie nicht. Ich werde mich beschweren …«
    »Bei der Polizei etwa? Entgegen meinen Prinzipien lasse ich Ihnen den Rest Ihrer Hehlerware. Ich werde diesen amerikanischen Touristen nicht einmal verraten, daß die Kalksteinbüste eine Fälschung ist. Vermutlich aus der Werkstatt von Abd el Hamed, denn sie ist ziemlich gut. Nehmen Sie die Kerze und leuchten Sie uns.«
    Abdullah, der vor der Tür Wache gehalten hatte, trat beiseite, um uns durchzulassen. »Alles in Ordnung?« fragte er, und sein Tonfall verriet, daß er gar nichts anderes erwartet hatte.
    »Ja, natürlich«, erwiderte Emerson in demselben Ton. Dann wandte er sich zu Ali Murad um, der mit der erleuchteten Kerze dastand wie ein Fackelträger, und wünschte ihm freundlich einen guten Abend.
    Der Antiquitätenhändler antwortete nicht. Er schien nicht einmal zu spüren, daß ihm das Wachs auf die Hand tropfte.
    Sobald wir den Laden verlassen hatten, reichte Emerson Abdullah das Gemälde. Obwohl er dicht neben mir ging, bot er mir nicht den Arm. Statt dessen blickte er sich aufmerksam um, betrachtete jeden Passanten und spähte in alle dunklen Hauseingänge. Ich glaubte nicht, daß Ali Murad uns überfallen würde, um sein Eigentum zurückzuerobern – wenn man es überhaupt sein Eigentum nennen konnte.
    Allerdings hielt ich es für klüger, Emerson nicht durch ein Gespräch abzulenken, und wartete deshalb, bis unser Boot abgelegt hatte.
    »Du hast gar nicht nachgesehen, ob vielleicht noch andere Kunstgegenstände aus dem Grab in diesem Raum waren.«
    »Das hätte zu lange gedauert. Dir ist ja bestimmt nicht entgangen, was für ein Tohuwabohu dort herrscht. Ich wollte wieder verschwunden sein, ehe der Kerl vielleicht doch den Mut gefaßt hätte, Hilfe zu holen. Das hier genügt mir. Es bestätigt meinen Verdacht.«
    »Gut gemacht. Aber woher weißt du, daß dieses Fragment aus dem Grab stammt, nach dem wir suchen?«
    »Ich kenne jedes Grab in Ägypten und seine Schmuckreliefs. Und dieses Fragment habe ich noch nie gesehen«, antwortete Emerson voller Bescheidenheit.
    Diese Behauptung grenzte an Hochmut. Da sie von Emerson kam, entbehrte sie zwar nicht einer gewissen Überzeugungskraft, bewies jedoch nicht zwingenderweise seine Theorie.
    »Aber ist es wirklich Tetischeris Grab?« beharrte ich. »Ich dachte immer, daß die Gräber von Königinnen aus der fraglichen Epoche nicht ausgemalt waren.«
    »Bis jetzt ist noch kein Grab einer Königin aus der fraglichen Epoche entdeckt worden«, entgegnete mein Gatte ein wenig spitz. »Wir wissen also nicht, ob oder wie sie ausgemalt waren. Wenn du meine Schlußfolgerung für den Augenblick bitte unwidersprochen hinnehmen könntest, erkläre ich sie dir, wenn wir Gelegenheit haben, das Fragment eingehender zu untersuchen.«
    »Gewiß, mein Lieber. Nie würde ich wagen, deine Fachkenntnisse in Frage zu

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