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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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das?«
    »Von Ramses«, antwortete sie bescheiden.
    »Ich weiß nicht, wie er darauf kommt.« Ich sprach rasch weiter, um Ramses nicht die Gelegenheit zu einer Erklärung zu geben: »Die Königin hätte nie einen Untertanen zum Liebhaber genommen. Das hätten ihre Würde und ihr Stolz nicht zugelassen, und die Adeligen in ihrem Königreich wären damit überhaupt nicht einverstanden gewesen.«
    »Die gleichen Einwände sind gefallen, als die Gerüchte über Ihre Majestät Königin Victoria und einen gewissen Stallburschen in Umlauf kamen«, stimmte Emerson zu.
    Wenn Emerson in einer solchen Stimmung ist, kann man ihn unmöglich zum Schweigen bringen. Ich ließ den Werdegang der großen Königin Hatschepsut ruhen und wandte mich an Howard Carter: »Sie haben doch diese Malereien kopiert. Möchten Sie uns nicht Ihre jüngsten Zeichnungen zeigen?«
    Glücklicherweise stimmte er zu. Nachdem wir seine Arbeiten bewundert hatten, überließen wir ihn seinen Pflichten.
    Darauf schlugen wir die entgegengesetzte Richtung ein, um das Ramesseum und den Tempel von Medinet Habu zu besuchen. Es waren nicht viele Touristen da, weil die meisten das Westufer lieber vormittags besichtigen. Allerdings reichte ihre Zahl noch aus, um Emerson zu erzürnen, und überall wimmelte es von zerlumpten Kindern, die Bakschisch forderten, von selbsternannten Fremdenführern und von Händlern, die zweifelhafte Antiquitäten feilboten. Überflüssig zu sagen, daß sich keiner von ihnen uns näherte.
    Miss Marmaduke schien sich großartig zu amüsieren. Sie hielt sich dicht bei Emerson, was ich ihr nicht zum Vorwurf machen konnte. Erstens war er ein Quell des Wissens, und zweitens wurde sie durch seine Gegenwart nicht von herumlungernden Bettlern belästigt. Da sie somit allerdings nicht in der Lage war, Ramses zu beaufsichtigen, mußte ich ein Auge auf ihn haben, weil er sich immer wieder verdrückte.
    Als wir uns auf den Rückweg machten, ging im Westen schon die Sonne unter, und ich fand, daß es zu spät für den Tee war. Statt dessen verzehrten wir ein frühes Abendessen. Gertrude schlief fast über ihrem Teller ein und gestand auf meine Frage hin, daß sie todmüde war. »Ich bin geistig und körperlich erschöpft, Mrs. Emerson. Es gab so viel zu sehen, und da der Herr Professor mir die ägyptische Religion so wunderbar erklärt hat, habe ich einigen Stoff zum Nachdenken. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, würde ich jetzt gern zu Bett gehen.«
    »Sie werden sich bald an unser Tempo gewöhnen«, sagte Emerson, doch ich kannte dieses Zucken um seine Mundwinkel. Hatte er Gertrude absichtlich ermüdet? Allerdings hatte dieser Trick bei Ramses und Nefret nicht geklappt; beide saßen mit leuchtenden Augen da und redeten wie zwei Wasserfälle. Als Emerson vorschlug, sie sollten sich ebenfalls zurückziehen, widersprach Ramses:
    »Es ist erst neun, Vater. Ich möchte …«
    Emerson nahm ihn beiseite. Er meinte zwar zu flüstern, doch wenn Emerson flüstert, versteht man ihn noch auf drei Meter Entfernung: »Deine Mutter und ich haben eine Verabredung in Luxor. Nein, du kannst nicht mitkommen; du mußt Wache halten. Ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Was …«, wollte Ramses protestieren.
    »Bitte, mein Sohn, gib mir nur einmal im Leben keine Widerworte. Ich erkläre dir alles später.«
    Nachdem Ramses verschwunden war, sagte ich: »Schon wieder eine geheimnisvolle Verabredung, Emerson? Ich warne dich. Wenn du weiterhin auf deine Alleingänge bestehst, wird hier eine Meuterei ausbrechen. Verdiene ich es etwa nicht, daß du mich ins Vertrauen ziehst? Möchtest du …«
    »Ja, ja, mein Liebling. Aber beeil dich, es wird spät.«
    Unser kleines Boot wartete, und auch Abdullah und Daoud standen bereit. Wir stiegen ein, Daoud legte ab und nahm seinen Platz am Steuer ein.
    Das Mondlicht zeichnete einen silbrigen Pfad aufs dunkle Wasser, und die Lichter der Stadt schienen sich tausendfach am sternenfunkelnden Firmament widerzuspiegeln. Verstohlen legte Emerson mir den Arm um die Taille.
    »Wohin fahren wir?« fragte ich.
    »Zu Ali Murads Antiquitätenhandlung.«
    »Hast du einen Termin vereinbart?«
    »Natürlich nicht. Wir werden über ihn kommen wie zwei Blitzschläge.«
    »Ein passendes Bild«, stimmte ich zu. »Was hoffst du dort zu finden, Emerson?«
    Emerson ließ mich los und holte seine Pfeife aus der Tasche. Inzwischen hatte er das Flüstern aufgegeben, und mir war aufgefallen, daß Abdullah sich vorgebeugt hatte und

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