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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Gestalt so schwungvoll mit ihm zusammen, daß er umgerissen wurde und auf dem Boden landete.
    Ich zögerte eine Sekunde, da ich nicht entscheiden konnte, ob ich den Flüchtenden verfolgen, meinen gefallenen Gatten retten oder die Vorgänge an Bord ergründen sollte. Ein weiterer schriller Schrei half mir bei meinem Entschluß. Emerson hatte sich wieder aufgerappelt; von oben bis unten mit Schlamm beschmiert und laut fluchend stapfte er vor mir die Gangway hinauf.
    Jemand hatte die Geistesgegenwart besessen, eine Lampe zu holen. Nefret hielt sie hoch; obwohl ihr Gesicht so weiß war wie ihr Nachthemd, zitterte ihre Hand nicht. Im Lampenschein bot sich mir eine Szene wie im letzten Akt eines Bühnenmelodrams: überall auf dem Deck Blutspritzer und hingestreckte Körper.
    Bastet, die Katze, saß mit aufgerichteten Ohren und unheimlich funkelnden Augen neben einer der Gestalten, die sich plötzlich bewegte und aufsetzte.
    Ramses blutete wieder einmal aus der Nase. Die Galabija, die er als Nachthemd trug, war ihm fast vom Leibe gerissen worden und gab seine mageren Schultern frei. In der rechten Hand hielt er ein langes Messer.
    Ich blickte von meinem Sohn zu Gertrude Marmadukes reglosem Körper und dann hin zu der dritten liegenden Gestalt.
    Blut bedeckte ihr Gesicht, doch ich erkannte die vorstehenden Rippen, die entzündete Zehe und die blaugeschlagenen Schienbeine.
    »Ramses!« rief ich aus. »Was hast du getan?«
5. Kapitel
DER TÖDLICHE STURZ EINES FELLACHEN
    »Entschuldige, Ramses«, sagte ich. »Vor lauter Schreck habe ich geredet, ohne nachzudenken. Natürlich weiß ich, daß du dich niemals soweit vergessen würdest, ein Messer bei dir zu tragen oder ein anderes Lebewesen damit zu bedrohen.«
    »Ich nehme deine Entschuldigung zur Kenntnis, Mutter. Doch um die Wahrheit zu sagen …«
    Emerson brachte ihn zum Schweigen, indem er ihm ein Tuch vors Gesicht drückte. »Halt es dagegen, Ramses, damit die Blutung aufhört.«
    Ich warf einen prüfenden Blick auf meinen Sohn. Oberhalb des Tuches waren nur der zerzauste Lockenschopf und zwei weit aufgerissene, schwarze Augen zu sehen. Vermutlich handelte es sich bei der »Wahrheit«, die er mir hatte sagen wollen, um eine Bemerkung über meine Angewohnheit, ein Messer bei mir zu tragen. Vielleicht war er auch im Begriff gewesen, ein Geständnis abzulegen, das ich lieber nicht hören wollte, weshalb ich die Angelegenheit nicht weiterverfolgte. Nachdem ich mich vergewissert hatte, daß nur seine Nase in Mitleidenschaft gezogen worden war, wandte ich mich dem anderen Jungen zu, denn diesen hatte es weitaus schlimmer erwischt. Emerson hatte David in Ramses’ Kabine getragen und ihn aufs Bett gelegt. Mit der dritten Patientin war ich weniger sanft umgegangen: Ich hatte sie geohrfeigt, bis sie wieder zu Bewußtsein kam, sie in ihre Kabine geschoben und ihr befohlen, bis zu meiner Rückkehr dort zu warten. Ramses’ Kabine war ohnehin schon überfüllt, da sich inzwischen fünf Personen darin drängten. Abdullah war gerade erschienen, als Emerson die schlaffe, blutende Gestalt des Jungen aufgehoben hatte. Wortlos war unser Vorarbeiter uns in die Kabine gefolgt, und ich brachte es nicht übers Herz, ihn hinauszuschicken. Er hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und stand da wie eine Statue, die Arme vor der Brust verschränkt, mit regloser Miene.
    »Wie geht es ihm?« fragte Emerson und beugte sich über das Bett.
    »Er ist ganz schön übel zugerichtet«, antwortete ich.
    »Dazu unterernährt, von Flöhen zerbissen, voller blauer Flecke und schmutzig. Er hat zwei Stichwunden abbekommen. Die in seinem Rücken ist nicht sehr tief, doch die an der Schläfe wird wohl genäht werden müssen. Am besten erledige ich das gleich jetzt, solange er noch bewußtlos ist. Nefret, würdest du bitte ein Becken mit sauberem Wasser holen?«
    Rasch und geschickt befolgte sie meine Anweisung.
    »Was kann ich sonst noch tun?« wollte sie wissen. Ihre Stimme war ruhig, ihre Hände zitterten nicht, und sie hatte inzwischen wieder ihre normale Gesichtsfarbe.
    Es bestand keine Gefahr, daß sie beim Anblick von Blut in Ohnmacht fallen würde. »Du könntest dir Ramses ansehen«, sagte ich.
    Ramses sprang auf und wich zurück, wobei er die Überreste seines zerrissenen Gewandes um sich zog. »Das ist vollkommen überflüssig«, protestierte er. Der eisige und würdige Ton seiner Worte verlor wegen seines blutverschmierten Gesichts und der zerfetzten Galabija allerdings ein wenig an Wirkung. »Ich bin

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