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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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geschlagen), um auf schnellstem Wege die Hügel nördlich von Deir el Bahri zu erreichen. Nefret und Gertrude begleiteten mich; ich hielt es für sicherer, letztere nicht mehr aus den Augen zu lassen.
    Die gesuchte Stelle zu finden, war nicht schwer. Eine beachtliche Menschenmenge hatte sich versammelt. Zu meiner Erheiterung erkannte ich unter den Zuschauern einige Mitglieder der berüchtigsten Grabräuberfamilien aus Gurneh, die sich vergeblich bemühten, ein erfreutes Gesicht zu machen. Hussein Abd er Rasul begrüßte mich, überhäufte mich mit Glückwünschen und bot mir an, uns mit seinen Brüdern hilfreich zur Seite zu stehen – was ich ablehnte.
    Emerson und Howard Carter waren wegen ihrer europäischen Kleidung leicht auszumachen. Mit aufgeregt leuchtenden Augen gratulierte mir Howard und hielt mir dann eine Standpauke: »Wirklich, Mrs. Emerson, so etwas dürfen Sie nie wieder tun! Es ist sehr gefährlich. Warum sind Sie nicht zu mir gekommen?«
    »Sie kennen doch Emerson«, erwiderte ich.
    »Ja, und ich kenne Sie«, gab Howard mit Nachdruck zurück.
    »Nicht jetzt, Howard.« Ich wandte mich an meinen Gatten, der Abdullah Anweisungen zubrüllte. »Guten Morgen, Emerson.«
    »Oh«, sagte er. »Da bist du ja, Peabody. Warum hat das so lange gedauert?« Ohne meine Antwort abzuwarten, hielt er die Hände wie einen Trichter vor den Mund. »Ramses!« rief er. »Komm sofort her! Ich habe dir doch gesagt, daß du erst in das Grab gehen sollst, wenn Nefret und Mama da sind.«
    »Dann wart ihr also noch nicht drin?« fragte ich. »Danke, es war nett von dir, auf mich zu warten.«
    Emerson hatte die Ärmel hochgekrempelt. Sein schwarzer Haarschopf schimmerte in der Sonne, und er wirkte so ausgeruht, als ob er acht Stunden durchgeschlafen hätte. Trotzdem war mein nächster Vorschlag in liebevoller Sorge begründet: »Ich habe Tee und Brote mitgebracht, Liebling. Du kannst mir ja beim Essen erzählen, was du vorhast.«
    Wie beiläufig legte Emerson den Arm um mich und zog mich beiseite, als ein Felsbrocken donnernd den Hügel hinabgerollt kam. Die Zuschauer stoben auseinander und sammelten sich dann wieder wie Ameisen um verschütteten Zucker.
    »Wie du siehst, lasse ich den unteren Eingang freilegen. Schließlich können wir nicht auf Dauer dieses verflixte Seil hinauf- und hinunterklettern. Wenn der Gang erst einmal breiter ist, werden wir Leitern benutzen oder eine Treppe bauen.«
    Er trank eine Tasse Tee, und Ramses, der sich inzwischen zu uns gesellt hatte, meinte: »Vielleicht gelingt es uns, den unteren Teil des Ganges vollständig zu öffnen, Vater. Wahrscheinlich ist er vor langer Zeit durch eine Steinlawine oder ein Erdbeben verschlossen worden. Guten Morgen, Mutter. Guten Morgen, Nefret. Guten Morgen, Miss Marmaduke.«
    Emerson unterbrach diese Höflichkeiten. »Wie dem auch sei, mit den Arbeiten an dem Grab können wir erst in einigen Tagen anfangen. Oh – hier ist dein Sonnenschirm, Peabody. Du hast ihn letzte Nacht oben vergessen.«
    »Danke, wie schön, daß ich ihn wiederhabe. Hast du ein paar Männer losgeschickt, um den oberen Eingang zu bewachen?«
    »Überflüssig«, antwortete Emerson und klopfte ein hartgekochtes Ei an einem hervorstehenden Felsen auf. »Unsere Leute warten hier unten. Wenn jemand versucht, das Seil hinabzuklettern, werden sie ihn hören und … Nun, ich möchte nicht mit diesem Burschen tauschen. So, und jetzt erzähl mir, was inzwischen geschehen ist. Wie geht es David? Hast du an Maspero telegraphiert und den anderen Nachrichten geschickt?«
    Es war typisch für ihn, sich zuerst nach dem kranken Jungen zu erkundigen. Ich versicherte ihm, David sei wohlauf, und fuhr dann fort: »Da ist noch etwas, Emerson. Als ich vorhin ins Telegraphenamt ging, lag dort eine Nachricht von Walter. Offenbar hat er umgehend auf unsere Telegramme geantwortet.«
    »Und, kommen sie?«
    »Sie reisen heute ab. Was um alles in der Welt hast du ihnen geschrieben? Mit ›tiefer Sorge‹ kann Walter doch unmöglich das Grab gemeint haben!«
    »Ich habe geschrieben, Ramses wäre krank«, entgegnete Emerson ruhig. »Und daß dich eine tiefe Melancholie ergriffen hätte.«
    »Emerson, wie konntest du das tun?«
    »Ich scheue mich nicht, zu drastischen Mitteln zu greifen, wenn es sich nicht umgehen läßt. Und in diesem Fall war es notwendig.« Er schob sich ein zweites Ei in den Mund, und da er so nicht sprechen konnte, fuchtelte er fragend mit den Händen.
    »Ach, du meine Güte«, murmelte ich. »Die arme

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