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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wie es bei Emerson aussieht, mein Kind«, antwortete ich bang, während ich zusah, wie die Dunkelheit meinen Gatten verschluckte. »Du bist zwar jung und gelenkig, aber du hast nicht soviel Kraft in Armen und Schultern wie er. Als er …« Ich hielt inne und schützte mein Gesicht mit dem Arm, als eine Geröllkaskade auf mich herniederregnete.
    »Vorsicht da unten!« rief Emerson – etwas verspätet. »Entschuldigt, meine Lieben, aber das verdammte Zeug bröckelt bei der kleinsten Berührung ab.«
    Allerdings fürchtete ich mich nicht vor bröckelnden Felsen. Gestern nacht hatten unheimliche Männer uns aufgelauert, und nun war Emersons Lage noch um einiges prekärer. Ein Wurfgeschoß von oben konnte dazu führen, daß er den Halt verlor; und wenn jemand mit einem scharfen Messer das Seil durchschnitt, würde das dieselben Folgen haben. Ein Sturz wäre mit Sicherheit tödlich gewesen. Die größte Gefahr drohte ihm, wenn er sich dem Eingang näherte. Ich glaube, ich hielt die Luft an, bis ich wieder seinen Warnruf hörte. Dann rutschte die Leiter, begleitet von einem Kieselschauer, klappernd zu uns herunter. Selbstverständlich stand mein Fuß auf der untersten Sprosse, sobald ich sie erreichen konnte.
    Als ich den Kopf durch den schmalen Eingang steckte, sah ich Emerson. Er hatte einige Kerzen angezündet und sie auf den Stein geklebt. Dann beugte er sich vor, umfaßte meine Handgelenke und hob mich auf das Sims.
    »Geh weiter, Liebling. Aber paß auf die Fledermäuse auf. Sie sind unruhig.«
    »Warst du schon in der Kammer?«
    »Ja, bevor ich die Leiter hinuntergelassen habe. Glaubst du etwa, ich würde gestatten, daß du und Nefret hier herumspaziert, ohne mich zu vergewissern, daß wir keine ungebetenen Gäste haben? Du wirst dich vorantasten müssen. Ich sollte keine offene Flamme unbeaufsichtigt lassen.«
    Als ich in die Grabkammer kam, scheuchte ich einige der lebhafteren Fledermäuse auf, und es bedurfte einer heftigen Standpauke meinerseits, ehe sie sich wieder niederließen.
    Ich zündete eine Kerze an. Bei Nefrets und Emersons Ankunft betrachtete ich noch immer ungläubig den Gegenstand, der mir sofort ins Auge gestochen war.
    Ich unterbrach Emersons einleitende Worte.
    »Schau nur. Das habe ich letzte Nacht nicht gesehen. Stand es schon hier, als du gerade eben in diesem Raum warst?«
    »Was stand wo?« fragte Emerson gereizt. »Ich habe keine gründliche Inspektion durchgeführt, sondern mich nur davon überzeugt, daß niemand … Oh, mein Gott!«
    Die Statue war etwa sechzig Zentimeter hoch und bestand aus schwarzem Basalt. Sie befand sich neben der Tür, die zur Grabkammer führte. Ihr geöffneter Kiefer ließ riesige Zähne sehen; das Kerzenlicht spiegelte sich in ihrem gewaltigen Wanst. Es war die abstoßende Nilpferdgöttin Taueret.
    Nachdem alle der Reihe nach das Grab besichtigt hatten, war es schon Nachmittag, und selbst Emerson war damit einverstanden, zur Dahabije zurückzukehren. Während wir nebeneinander hereilten, murmelte er ärgerlich vor sich hin: »Verflixt, wir haben nicht genug Männer. Sie werden rund um die Uhr Wache stehen müssen, und ich wage nicht, weniger als fünf am Grab zurückzulassen. Hast du heute morgen Mohammed Abd er Rasuls Gesicht gesehen? Ich würde es ihm und seinen Brüdern durchaus zutrauen …«
    »Emerson, ich weiß, daß du dein Bestes getan hast. Also hör auf, dir Sorgen zu machen.«
    Ich überredete ihn, sich ein paar Stunden Schlaf zu gönnen, und hoffte, daß sich seine Laune dadurch bessern würde, denn ich hatte vor, eine kleine Abendgesellschaft zu geben, was Emerson besonders verabscheut. Da ich Sir Edward einladen mußte, hatte ich mir gedacht, auch einige unserer Berufskollegen zu Tisch zu bitten, die bestimmt alles über das neue Grab wissen wollten.
    Erfrischt nach einem Bad und in sauberen Kleidern sah ich nach, was die anderen trieben. Gertrude saß im Salon und übertrug Emersons Notizen von diesem Morgen in eine leserliche Form. Sie sah müde aus und hätte wohl gern ein wenig geplaudert, aber ich entschuldigte mich. Beim Anblick ihres verlorenen Gesichtsausdrucks hatte ich fast ein schlechtes Gewissen. Hatte ich mich in ihr geirrt? Wenn sie wirklich gegen uns arbeitete, stellte sie sich dabei nicht sehr geschickt an. Bis jetzt hatte ich ihr allerdings nichts weiter vorzuwerfen, als daß sie meinem Mann schöne Augen machte, und daran war nichts Ungewöhnliches.
    Ramses und Nefret waren bei David. Die drei hockten auf dem Boden um ein Tablett

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