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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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außergewöhnlich schweigsam.
    »Im Augenblick möchte ich mich noch nicht festlegen. Sie kennen ja meine Arbeitsweise. Der Korridor ist verschüttet, und es wird einige Zeit dauern, den Schutt zu beseitigen und zu sichten.«
    »Aber die Grabkammer!« rief Howard aus. »Haben die Diebe sie schon betreten? Ist die Mumie unversehrt? Sie werden das doch bestimmt in Erfahrung bringen wollen, ehe Sie …«
    »Ganz sicher nicht«, entgegnete Emerson mit eisiger Miene. »Mrs. Emerson und ich gehen nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten vor und geben uns nicht eitler Neugier hin.«
    »Also wird Mrs. Emerson mit Ihnen zusammenarbeiten?«
    Das hatte Sir Edward gefragt. Mit hochgezogener Augenbraue blickte er zwischen Emerson und mir hin und her »Worin bestehen denn Ihre Aufgaben, wenn ich fragen darf?«
    »Ich beteilige mich an der Ausgrabung«, antwortete ich, »untersuche den Schutt und katalogisiere alle Kunstgegenstände, die wir möglicherweise entdecken, sowie ihren genauen Fundort.«
    »Im Grab?«
    »Es wäre wohl ein wenig schwierig, diese Arbeiten anderswo zu erledigen.«
    Die Augenbraue wanderte noch höher. Dann hob Sir Edward lachend sein Weinglas. »Respekt, Mrs. Emerson. Allmählich wird mir klar, daß eine Dame auch … daß eine Dame über die Anmut, die Schönheit und den Charme, die ihr Geschlecht auszeichnen, und gleichzeitig über dieselben Fähigkeiten verfügen kann wie ein Mann. Meine Vorurteile sind erschüttert worden; darf ich hoffen, daß die Zusammenarbeit mit Ihnen sie endgültig beseitigen wird?«
    »Wenn wir gerade dabei sind«, sagte Emerson und nahm den jungen Mann beiseite.
    Dieses plötzliche Ende des allgemeinen Gesprächs hatte zur Folge, daß sich die anderen in Grüppchen aufteilten. Ramses war bald in eine Unterhaltung mit Monsieur Legrain vertieft. Als ich näherkam, stellte ich fest, daß letzterer mit ausladenden mediterranen Gesten einen Vorfall schilderte, der vor einigen Monaten in Karnak stattgefunden hatte. Einige der monolithischen Säulen der Hypostylenhalle waren eingestürzt, und zwar mit einem Krachen, das ganz Luxor erschüttert hatte.
    »Es war ein beeindruckendes Ereignis!« rief Legrain aus.
    »Ganz sicher«, entgegnete Ramses höflich. »Mein Glück, daß ich nicht in der Nähe war«, fügte er nachdenklich hinzu.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und betrachtete seinen Hinterkopf. Obwohl ich ihn nicht bitten mußte, den Satz zu wiederholen – ich hatte ihn deutlich verstanden – traute ich meinen Ohren nicht. Ich hatte die (angesichts meiner Erfahrungen verständliche) Neigung, Ramses an jedem Mißgeschick, das in seiner unmittelbaren Umgebung geschah, die Schuld zu geben. Aber er nahm doch wohl nicht allen Ernstes an, ich würde ihn verdächtigen, den Tempel von Karnak in die Luft gesprengt zu haben! War es wirklich möglich, daß Ramses einen Sinn für Humor entwickelte?
    Ramses drehte sich um und sah mich, und ich entdeckte ein Funkeln in seinen Augen. Bei einem anderen Menschen hätte ich es ein belustigtes Glitzern genannt.
    Im Laufe des Abends war ich nach der schlaflosen Nacht und dem anstrengenden Tag ein wenig müde geworden. Doch als ich vor dem Spiegel saß und meinem Haar die üblichen hundert Bürstenstriche verabreichte, ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren und fand, daß alles in bester Ordnung war. Ich hatte ein Feldbett in Ramses’ Kabine stellen lassen. Monsieur Legrain hatte seine Hilfe und die seiner Männer angeboten. (Emerson, der keinen anderen Archäologen an unserer Entdeckung teilhaben lassen wollte, hatte abgelehnt.) Außerdem waren Nachrichten eingetroffen. Monsieur Maspero gratulierte. Cyrus Vandergelt, der gerade in Kairo eingetroffen war, schrieb, er werde unverzüglich aufbrechen, um die Schlacht, wie er sich ausdrückte, nicht zu verpassen. Auch unsere anderen Archäologenfreunde wollten uns unterstützen. Emerson hatte Sir Edward eine Stelle als Photograph angetragen – allerdings unter der Bedingung, daß dieser aufhöre, seiner Frau schöne Augen zu machen …
    »Du meine Güte, Emerson!« rief ich aus und ließ die Haarbürste fallen. »Er wollte doch nur höflich sein. Hoffentlich hast du es etwas mehr durch die Blume ausgedrückt.«
    »Wofür hältst du mich, Peabody? Ich kann mich zwar an meine genauen Worte nicht erinnern, aber ich war wie immer der Inbegriff des Taktes.«
    Als er mir die Hände auf die Schultern legte und ich sein Gesicht im Spiegel erblickte, mußte ich einfach lachen: Er sah so selbstzufrieden

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