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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aus.
    »Der junge Mann interessiert sich nicht im geringsten für deine Frau, Emerson, sondern für Nefret.«
    »Er hat den ganzen Abend kaum ein Wort mit ihr gewechselt.«
    »Das ist der Beweis. Was tust du da, Emerson?«
    »Ich will sichergehen, daß dich die Aufmerksamkeiten dieses jungen, wortgewandten Aristokraten nicht vom rechten Wege abbringen«, antwortete er.
    »Aber du bist doch bestimmt müde. Und ich habe meine hundert Bürstenstriche noch nicht durch. Außerdem ist es spät …«
    »Warum verschwendest du dann die Zeit mit Reden?«
    Das war tatsächlich ein vernünftiger Einwand. Überdies hatte ich vor, Emerson unter Einsatz aller mir zur Verfügung stehenden Mittel daran zu hindern, in der Nacht noch einmal zum Grab zurückzukehren. Und die Methode erwies sich als so erfolgreich, wie ich gehofft hatte.
    Allerdings war uns keine ungestörte Nachtruhe vergönnt.
    Kurz nach zwei wurde ich von den inzwischen vertrauten Geräuschen eines heftigen Kampfes geweckt. Nach all den Jahren hatte ich Übung darin, sofort hellwach aus dem Bett zu springen. Ich war schon in mein Nachthemd geschlüpft, als Emerson allmählich erwachte. »Vergiß deine Hose nicht, Liebling«, erinnerte ich ihn, schnappte meinen Sonnenschirm und stürmte zur Tür hinaus.
    Zuerst war ich ein wenig verwirrt, denn ich war selbstverständlich ganz automatisch zu Ramses’ Kabine gelaufen, die gegenüber unserer lag. Seine Tür stand offen – aber das galt auch für eine andere, nämlich Nefrets. Ein Lichtschein drang heraus, und ich konnte hören, daß drinnen eine heftige Auseinandersetzung vonstatten ging.
    Mit gezücktem Sonnenschirm stürzte ich hinein – und erstarrte. Vor mir sah ich zwei kämpfende Menschen. Damit hatte ich gerechnet. Allerdings hatte ich nicht erwartet, daß es sich dabei um Nefret und Miss Marmaduke handeln könnte.
    Ich marschierte auf sie zu und befahl ihnen, sofort aufzuhören. Zitternd und keuchend trennten sich die Kontrahentinnen. Gertrudes aufgelöstes Haar hing ihr übers Gesicht, und ihr Nachthemd hatte einige Knöpfe verloren. Nefret jedoch hatte noch mehr abbekommen. Ihr Gewand war bis zur Taille aufgerissen und gab eine Schulter frei. Als sie meinen Blick auffing, zog sie es hastig über der Brust zusammen und sprudelte:
    »Sie hat ihn geschlagen, Tante Amelia! Sie hat versucht …«
    »Oh, mein Gott!« Gertrudes Knie gaben nach, und sie lehnte sich erschöpft an die Wand. »Ich wußte es nicht! Ich dachte … guter Gott! Er ist zurückgekommen! Lassen Sie ihn nicht in ihre Nähe!«
    »Er« war David, begleitet von Ahmed, der vor Ramses’ Fenster Wache gestanden hatte. Nefret hatte sich am Fußende des Bettes auf die Knie geworfen. Ich fand, daß dies wohl der falsche Zeitpunkt für ein Gebet sei; doch bevor ich etwas dahingehend sagen konnte, wandte sich Nefret flehend zu mir um. Entsetzt stellte ich fest, daß ihre erhobene Hand blutrot verfärbt war.
    »Hilf mir, Tante Amelia. Und laß diese Frau …«
    »Gewiß nicht«, antwortete Emerson, der in der Tür stand. »Amelia, du tust am besten, was sie sagt. Ihr anderen rührt euch nicht.«
    Ich wußte schon, welcher Anblick mir bevorstand. Denn nur ein Mitglied unserer Reisegesellschaft war nirgendwo zu sehen, und das, obwohl der Betreffende sonst immer als erster auftauchte.
    Halb verdeckt von dem heruntergefallenen Bettzeug und dem Bett selbst lag Ramses gekrümmt auf dem Boden.
    Nefret zerrte an seinen blutverschmierten Händen, mit denen er sich die Seite hielt. Seine Augen waren offen.
    »Guten Abend, Mutter«, sagte er, als er mich sah. »David ist es nicht gewesen.«
    »Wirklich?« Etwas heftiger als nötig schob ich Nefret beiseite und kniete mich neben Ramses. Er ließ zu, daß ich seine Hände hochhob, und meinte: »Das beste wäre es, die Blutung zu stoppen. Allmählich fühle ich mich ein wenig schwindelig, und ich möchte noch einiges sagen, ehe …«
    »Das kann ich mir vorstellen, Ramses.«
    Er hatte ein Stück des Bettlakens über die Stichwunde an seiner Seite gehalten. Ich faltete ein anderes Stück zu einer dickeren Bandage und drückte sie darauf.
    »Autsch«, stöhnte Ramses. »Mutter …«
    »Sei ruhig. Emerson, hol meinen Erste-Hilfe-Koffer. Nefret, reiß das Bettlaken in Streifen.«
    Emerson war sofort zurück. »Wie geht es ihm?«
    »Er hat Glück im Unglück gehabt. Die Lunge hat nichts abbekommen; wahrscheinlich ist das Messer an einer Rippe abgeglitten. Ramses, hör auf zu zappeln. Ich weiß, daß Alkohol brennt, doch

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