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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich muß die Wunde desinfizieren, ehe ich sie verbinde.«
    »Ich zapple nicht«, entgegnete Ramses zwar schwach, aber entrüstet. »Das war ein unwillkürlicher Reflex. Und außerdem muß ich mich gegen das Wort ›Glück‹ verwahren, Mutter. Im Widerschein des Lichtes in der Messerklinge konnte ich erkennen …«
    »Sei ruhig, Ramses.«
    »Wenigstens kann er noch sprechen«, sagte Emerson und atmete erleichtert auf. »Was zum Teufel ist hier vorgefallen?«
    »Der Junge hat sich hineingeschlichen und versucht, sie … sie … zu überfallen!« rief Gertrude. »Ich hörte ihren Schrei und kam sofort. Anscheinend ist er durch das Fenster geflüchtet, ehe ich …«
    »Sie lügt«, widersprach Nefret. »Es war nicht David.«
    »Es war dunkel.« Gertrudes Stimme steigerte sich zu einem Kreischen. »Woher wollen Sie wissen, wer es war? Ich habe seinen Schatten vor dem Fenster gesehen.«
    »Sie haben Ramses gesehen«, sagte Nefret. »Er ist mir als erster zu Hilfe geeilt. Der Mann, der … Der Mann hat mich losgelassen und ist zum Fenster gerannt. Ramses hat ihn verfolgt.« Ihre Hände rissen zwar mechanisch weiter Streifen von dem Laken ab, aber sie war so weiß wie ihr Nachthemd, und ihre Stimme zitterte.
    »Das reicht, mein Kind«, meinte ich. »Emerson …«
    Er umarmte sie väterlich. »Wir klären das morgen«, sagte er und tätschelte unbeholfen ihren Blondschopf, der an seiner Brust ruhte. Doch wie ich wußte, waren Emersons Hände niemals unbeholfen. Sie zitterten vor Wut.
    Mit gespielter Ruhe fuhr er fort: »Miss Marmaduke, gehen Sie in Ihre Kabine. Wir unterhalten uns später. Nefret, Tante Amelia nimmt dich mit in unser Zimmer, sobald sie Ramses fertig verbunden hat. Er sollte besser nicht bewegt werden. Ich bleibe hier. David …«
    »David ist es nicht gewesen.« Ramses hatte die Augen halb geschlossen. Allerdings war er noch soweit bei Besinnung, daß er den harten Ton in der Stimme seines Vaters gehört hatte, als dieser den Namen des Jungen aussprach. »Er lag noch im Bett, als ich unsere Kabine verließ. Der Mann war größer und stärker als David, jedoch genauso angezogen. Jemand versucht …«
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst, Ramses«, sagte Emerson. Er hatte den Arm um Nefret gelegt, zog sie zum Fußende des Bettes hinüber und betrachtete seinen Sohn. »Nun, Peabody?«
    »Du kannst ihn jetzt aufs Bett legen«, meinte ich, während ich einen ordentlichen Knoten band. »Vorsichtig.«
    Nachdem das vollbracht war, deckte ich Ramses zu und wischte ihm den Schweiß von der Stirn. Ich dachte, er schliefe oder sei bewußtlos, doch eigentlich hätte ich wissen sollen, daß Ramses immer das letzte Wort haben mußte. Sein Mund öffnete sich.
    »Jetzt ist dein guter Ruf gerettet, denn Tante Evelyn wird nicht mehr glauben, daß du sie beschwindelt hast. Wenn sie ankommt, kannst du ihr … einen echten …«
    Wahrscheinlich hätte er noch eine Weile weitergeredet aber er verlor die Besinnung. Emerson ließ sich schweigend und mit zusammengepreßten Lippen neben seinem Bett nieder, und David hockte sich in eine Ecke. Sein Gesichtsausdruck verriet mir, daß er sich nur gewaltsam entfernen lassen würde. Also legte ich den Arm um Nefret und brachte sie in unsere Kabine.
7. Kapitel
DAS FLÜSTERN DES VATERS DER FLÜCHE GLEICHT DEM ZORNIGEN BRÜLLEN EINES LÖWEN.
    Ausnahmsweise war Emerson am nächsten Morgen schon vor mir auf den Beinen. Er versuchte zwar, keinen Lärm zu machen, aber das gelingt ihm fast nie.
    Ich wurde von einem unterdrückten Fluch geweckt, und als ich die Augen öffnete, stand Emerson auf einem Bein vor mir wie ein Storch und rieb sich den Fuß. Vermutlich hatte er sich den Zeh am Bettgestell gestoßen, denn seine Verwünschungen richteten sich gegen besagtes Möbelstück.
    In der Dunkelheit konnte ich nur die Umrisse seiner Gestalt erkennen. »Und wohin willst du so früh am Morgen?« fragte ich, obwohl ich die Antwort kannte.
    »Verdammt«, sagte Emerson in dem Tonfall, den er irrtümlicherweise für ein Flüstern hielt. »Ich hatte nicht vor, dich zu wecken, Peabody.«
    »Dann solltest du nicht auf Strümpfen in einem dunklen Zimmer herumstolpern.« Da er meine Frage nicht beantwortet hatte, stellte ich sie noch einmal: »Wohin willst du?«
    »Ich mache einen Morgenspaziergang.« Emerson setzte sich und fing an, seine Stiefel anzuziehen.
    »Eine ausgezeichnete Idee. Ich komme mit.«
    Nefret schlief noch, die Wange auf ihrer Hand. Ich schlüpfte aus dem Bett und kleidete mich hinter dem

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