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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Wandschirm an, und zwar noch rascher als sonst, weil ich fürchtete, er könnte ohne mich losgehen. Aber als ich wiederkam, stand er neben dem Bett.
    »Wird sie es verkraften?« wollte er besorgt wissen.
    »Bestimmt. Junge Leute sind erstaunlich widerstandsfähig Außerdem ist sie ja mit dem Schrecken davongekommen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Der Bursche hat sie kaum angerührt. Ich glaube, die Sache mit Ramses ist ihr viel näher gegangen. Wie geht es ihm?«
    »Wenn sich sein Zustand geändert hätte, hätte ich es dir sofort mitgeteilt«, antwortete Emerson. »Selim ist bei ihm.«
    »Selim? Aber er war doch gar nicht hier, sondern …«
    »Nicht so laut, Peabody. Du weckst sie auf.«
    »Ich bin wach.« Die blauen Augen, deren Farbe man nun, da es ein wenig heller geworden war, erkennen konnte, öffneten sich. »Wie geht es Ramses?«
    »Wie ich deiner Tante Amelia schon berichtet habe, schläft er fest und hat anscheinend kein Fieber.«
    »Ihr wollt doch ausgehen, richtig?« Nefret kroch aus dem Bett, wobei man für einen Augenblick ihre langen Beine sah. »Ich passe auf Ramses auf.«
    Das Nachthemd war eines von meinen. Ihr zerrissenes hatte ich zusammengeknüllt und versteckt. Obwohl das Kleidungsstück bis zum Boden reichte, hielt ich es für notwendig, sie zu mahnen: »Aber zieh dich erst an.«
    »So ein Unsinn«, murmelte Nefret. »Schon gut. Macht euch keine Sorgen um Ramses. Ich kümmere mich um ihn.«
    »Schön«, sagte ich, wobei ich hoffte, daß Ramses ihr seine heldenhafte Rettungsaktion nicht alle fünf Minuten unter die Nase reiben würde. Vielleicht hatte Nefrets Dankbarkeit ja zur Folge, daß sie sich wenigstens ein paar Stunden lang nicht streiten würden.
    »Professor?«
    Emerson, der schon in der Tür stand, drehte sich um. Nefret blickte ihn unverwandt an und sagte langsam in ihrem besten Arabisch: »Das Glück sei mit dir auf all deinen Wegen, Vater der Flüche.«
    Emerson ließ mich rasch nach meinem Sohn sehen, der in der Tat friedlich schlief. Als wir die Dahabije verließen, tauchte Anubis, wie Katzen es gewöhnlich tun, aus dem Nichts auf und folgte uns die Gangway hinab.
    »Emerson«, sagte ich. »Was hat Nefret gemeint?«
    »Du verstehst doch Arabisch.«
    »Schon, aber … Für mich hat es sich angehört, als würde sie dich ermutigen … oder dir wenigstens zustimmen, daß …«
    »Ich habe keine Ermutigung nötig«, meinte Emerson nachsichtig.
    Wenn mir nicht schon klar gewesen wäre, daß er heute keine halben Sachen machen wollte, wäre es mir beim Anblick unserer Reittiere aufgegangen – es waren Pferde, nicht die kleinen Esel. Abdullah erwartete uns mit ungewöhnlich abweisender Miene. Emerson setzte mich unsanft auf eines der Pferde und schwang sich dann selbst in den Sattel.
    »Schlag jetzt bloß nicht vor, die verflixten Pferde zu waschen, Peabody. Du kannst sie später noch bemuttern. Ich habe sie für den Rest der Saison gemietet und einen unserer Männer nach Luxor geschickt, damit er neue Sättel kauft. Wie ich zugeben muß, sind diese hier ein wenig abgenützt. Jetzt aber los, Abdullah, sonst kannst du hierbleiben. Das gleiche gilt auch für dich«, fügte er mit einem Blick auf den Kater hinzu, der sofort geschmeidig auf Emersons Knie sprang.
    »Emerson, hast du letzte Nacht überhaupt geschlafen?«
    »Ich habe mich statt dessen damit vergnügt, mir eine gerechte Strafe für Hamed auszudenken.«
    »Aber du weißt doch nicht sicher, daß …«
    Noch ehe ich den Satz beenden konnte, war er davongeprescht, und ich mußte mein armes Pferd zu größtmöglicher Eile antreiben, um ihn einzuholen. Ich wagte nicht, ihn vorausreiten zu lassen. In seinem augenblicklichen Zustand war er durchaus in der Lage, den alten Mann halbtot zu prügeln – eine Tat, die er sicherlich bereuen würde, wenn er sich wieder beruhigt hatte. Von Abdullah konnte ich keine Unterstützung erwarten, wenn es darum ging, meinen Gatten zurückzuhalten. Die Familienehre und die Zuneigung zu David, die er vor allen – außer vor mir – geheimhielt, verlangten nach Rache für die Verleumdung seines Enkels.
    Zwei erzürnte Männer zu bändigen war selbst für mich eine Herausforderung, doch ich glaubte, ihr mit ein wenig Glück gewachsen zu sein. Und das Glück – oder wahrscheinlich der Umstand, daß Hamed von unserer Ankunft erfahren hatte – befand sich unleugbar auf meiner Seite, denn der alte Schurke war nirgendwo zu entdecken. Im Hof pickten nur ein paar Hühner, und auch seine Diener und Lehrlinge

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