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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verwirkt.«
    Diese sachliche Aussage war in ihrer Endgültigkeit viel schlimmer, als wenn er vor Wut getobt hätte. Hamed erschauderte.
    »Und was dich angeht«, sprach Emerson weiter, »bringe ich es nicht über mich, ein elendes Klappergestell wie dich zu töten oder dich Abdullah auszuliefern. Also werde ich gegen meine Grundsätze verstoßen und dich ein zweites und letztes Mal warnen: Wenn du oder einer deiner Leute mich jemals wieder belästigen, werde ich Abdullah die Erlaubnis geben, das in die Tat umzusetzen, woran ich ihn im Augenblick noch hindere. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, ja!« Der alte Mann erhob sich mühsam von seinem Felsen und fiel auf die Knie. »Du bist so gnädig, Vater der Flüche; der Segen Allahs sei mit dir.«
    Er streckte eine knorrige Hand nach Emerson aus, der mit angewiderter Miene zurückfuhr. Auf einmal jedoch änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er ergriff Hameds Hand und musterte sie.
    »Schau dir das an, Peabody.«
    Ich hätte lieber auf diesen widerwärtigen Anblick verzichtet, doch bei näherer Betrachtung erkannte ich, was Emersons Neugier geweckt hatte: Unter dem verkrusteten Dreck befand sich ein Netz aus Narben, das bis zu seinen gekrümmten Fingern reichte.
    »Seine Hände sind nicht durch Rheuma oder Arthritis verkrüppelt«, stellte ich fest. »Sie wurden gebrochen – zermalmt. Entweder durch Steinschlag oder …«
    »Einen Tritt mit dem Stiefel.« Ungerührt schob Emerson Hameds Ärmel bis zum Ellenbogen hoch. Der nackte Unterarm war zwar hager und runzelig, aber unversehrt. Er ließ Hameds Hand fallen und wischte seine eigene unwillkürlich am Hosenbein ab. »Bestimmt wurden ihm die Verletzungen absichtlich beigebracht, denn beide Hände und nur die Hände sind betroffen. Er täuscht Lahmheit vor, aber wie du sicherlich schon bemerkt hast, ist er flink wie ein Wiesel, wenn er will. Wer hat dir das angetan, Hamed? Wann und warum?«
    Die schmalen Lippen verzogen sich finster, doch Hamed schwieg.
    »Ich glaube, ich habe da eine Vermutung, Emerson«, sagte ich. »Die Verletzungen sind alt – mindestens zehn Jahre. Doch Hamed ist schon viel länger im Antiquitätenhandel tätig. Wir wissen ja, wer damals den einschlägigen Markt in Luxor beherrschte – und auch auf welche Weise.«
    »Sehr gut, Peabody. Nun bleibt nur noch die Frage nach dem Grund.«
    »Offenbar hat er versucht, Riccetti übers Ohr zu hauen«, antwortete ich. »Das wäre typisch für ihn, und eine solche Strafe wäre wiederum typisch für Riccetti. Spielen die Einzelheiten jetzt eine Rolle? Laß uns endlich gehen.«
    »Hm, eigentlich hast du recht. Ich kann den Gestank dieses Subjekts auch nicht länger ertragen. Komm, Abdullah.«
    Ich warf einen Blick zurück auf das Haus. Layla stand, eine Hand in die Hüfte gestützt, in der Tür. Sie bedachte mich mit einem breiten Grinsen und winkte uns zum Abschied zu.
    »Wahrscheinlich eine wohlhabende Witwe«, sagte Emerson, der das beobachtet hatte. »Offenbar gehört das Haus ihr, und sie hat Rückgrat genug, Hamed die Hölle heiß zu machen. Ich frage mich, wieviel sie über seine Umtriebe weiß.«
    Ich packte fest seinen Arm. »Nicht genug, als daß du sie aufsuchen müßtest.«
    »Woher willst du wissen, wieviel … Oh«, meinte Emerson. »Jetzt verstehe ich deinen sanften Wink, Peabody. Oder war es eine Drohung? Ich versichere dir, sie ist überflüssig. Wo steckt denn dieser verflixte Kater?«
    »Er jagt«, antwortete ich, als Anubis mit einer dicken Ratte im Maul angetrottet kam. Er legte sie Emerson vor die Füße.
    »Wie freundlich von dir«, sagte dieser, hob die Ratte am Schwanz hoch und reichte sie Abdullah. »Warte, bis wir ein Stück gegangen sind, bevor du sie beseitigst, Abdullah. Ich möchte nicht undankbar erscheinen.«
    »Pfui«, meinte Abdullah mit gerümpfter Nase.
    Während Emerson den Kater auf seine Schulter setzte, fragte ich: »Dieser Bursche – einer der gedungenen Mordbuben, wie ich ihn nennen möchte – hat sich wirklich sehr merkwürdig benommen. Wie hast du es geschafft, ihn in ein zitterndes Angstbündel zu verwandeln?«
    »Das war nicht ich«, entgegnete Emerson, »sondern du. Oder besser gesagt, dein lächerlicher Sonnenschirm. Weißt du denn nicht, daß die Leute hier dieser Waffe Zauberkräfte zuschreiben?«
    »Du scherzt.«
    »Du bist schon zu Lebzeiten eine Legende geworden, Peabody«, erwiderte Emerson feierlich. »In allen Dörfern erzählt man sich am Lagerfeuer Geschichten, die mit jeder Wiederholung weiter

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