Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
waren geflohen.
    Emerson stürmte durchs Haus, warf Möbel um und riß die Vorhänge herunter, die als Türen dienten. Er drang sogar in den Harem ein – wenn ein kleiner, von zwei Frauen bewohnter Raum diese Bezeichnung überhaupt verdiente. Ein einziger Blick zeigte uns, daß keine von beiden Hamed sein konnte; die eine war eine verhutzelte Greisin, die andere ein schwarzäugiges Mädchen von höchstens dreizehn Jahren.
    Sie waren nicht verschleiert und gaben sich nur demütig, weil es von ihnen erwartet wurde. Furchtlos und mit einigem Interesse musterten sie Emerson, der sie achtungsvoll grüßte, unter den Diwan und hinter einen Vorhang spähte und dann wieder hinausstürzte.
    »Du verschwendest deine Zeit, Emerson«, sagte ich. »Er ist nicht hier. Du hast überall gesucht …«
    »Meine liebe Peabody, ich habe gerade erst damit angefangen.«
    Wir kehrten zu Abdullah in das große Zimmer zurück. Unser Vorarbeiter hatte ein Messer in der Hand und stieß es immer wieder in den Boden. »Nichts«, verkündete er und stand auf.
    »Wahrscheinlich in seinem Schlafzimmer«, meinte Emerson mit höhnisch verzogenen Lippen.
    Der Raum war eindeutig bequemer und prunkvoller möbliert als das restliche Haus. Teppiche bedeckten den Boden.
    Auf einem Diwan türmten sich Kissen. Daneben standen eine Wasserpfeife und ein Tablett mit einem Glas und einer Flasche. Das Glas war halbvoll. Emerson nahm es und schnüffelte daran.
    »Brandy. Er verstößt nicht nur gegen das Alkoholverbot, sondern auch gegen die Regeln des Ramadan. Gut, Abdullah, machen wir uns an die Arbeit.«
    Sie sparten sich die Mühe, die Teppiche zurückzuschlagen.
    Nachdem Abdullah eine Weile mit dem Messer herumgestochert hatte, stieß er ein zufriedenes Grunzen aus. »Holz. Es ist hier, Emerson.«
    Die Falltür war mit einer dünnen Erdschicht bedeckt worden, damit man sie nicht vom übrigen Boden unterscheiden konnte. Emerson öffnete die Tür.
    Statt der zusammengekauerten Gestalt des Flüchtigen sah ich einen Haufen merkwürdig geformter, in Lumpen gewickelter Bündel. Emerson holte das erste heraus, das sich als kunstvoll geformte Vase aus Alabaster entpuppte. Die eingemeißelten Hieroglyphen auf der einen Seite waren mit blauem Edelsteinimitat eingelegt.
    »Ahmose Nefertari«, murmelte Emerson. »Königliche Gemahlin, Königstochter, Königsmutter. Nicht unsere Tetischeri, Peabody. Wie viele Königsgräber haben diese Mistkerle schon gefunden?«
    Er legte die Vase vorsichtig beiseite und griff noch einmal in das Loch. Immer mehr Kunstgegenstände häuften sich vor meinen Füßen: ein Bruchstück eines fein geschnitzten hölzernen Uschebtis (nach dem Kopfschmuck zu urteilen das eines Königs, allerdings ohne Inschrift); ein herzförmiger Skarabäus aus grünem Feldspat; verschiedene andere Uschebtis aus glasierter blauer Fayence; eine Handvoll Perlen aus Türkis und Gold, sorgfältig in ein Tuch gewickelt – und eine kleine Statue, die merkwürdig vertraut wirkte.
    »Tetischeri!« rief ich aus. »Also waren es zwei Statuen. Oder sogar drei.«
    »Vermutlich sogar eine ganze Gruppe. Dies hier ist eine von Hameds Kopien, Peabody. Ich frage mich, wie viele er davon hergestellt hat, bevor er sich des Originals entledigte.« Emerson stand auf und reichte die Figur Abdullah, der sie in den Ausschnitt seines Gewandes schob.
    »Willst du die anderen Antiquitäten nicht … äh … konfiszieren?« erkundigte ich mich.
    »Im Augenblick kann ich sie nicht gebrauchen. Ich will Hamed finden. Wo zum Teufel hat sich der alte Dreckskerl bloß versteckt? Wenn es sein muß, suche ich jedes Haus in diesem gottverdammten Dorf ab. Aber es gibt bestimmt einen einfacheren Weg. Vielleicht sollte ich die Damen befragen …«
    »Sie haben viel zu große Angst vor ihm, um ihn zu verraten, Emerson. Aber das Mädchen – sie ist noch so jung, fast noch ein Kind. Können wir sie nicht mitnehmen?«
    »Ich bezweifle, daß sie damit einverstanden sein würde, Peabody. Ich teile deinen Widerwillen gegen diese Sitte, doch wenn du schon die Gesellschaft verändern willst, solltest du bei uns zu Hause anfangen. Im zivilisierten England darf ein Mädchen schon mit zwölf Jahren heiraten.«
    Ausnahmsweise hatten mich mein Instinkt und meine Kenntnis der weiblichen Seele getrogen. Die Damen waren nur allzu bereit, uns behilflich zu sein. Zuerst beantworteten sie Emersons Fragen nur mit Augenrollen und Achselzucken, doch dann erwähnte eine von ihnen – die ältere der beiden –, daß Hamed

Weitere Kostenlose Bücher