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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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kräftigste – fiel auf die Knie. »Nein!« jammerte er. »Nein, nur das nicht! Sitt Hakim, Emerson Effendi, bitte, ich flehe euch an – nur das nicht!«
    Es war eine dramatische Szene: Der Mann krümmte sich am Boden, der Angstschweiß glänzte auf seinem Gesicht, und er hatte die Hände wie zum Gebet erhoben. Die Zuschauer umringten uns ehrfürchtig. Emersons eindrucksvolle Gestalt ragte drohend vor dem Bittsteller auf. Hamed winselte zappelnd um Gnade. Allerdings muß ich zugeben, daß der Sonnenschirm das Bild ein wenig störte. Zwischen Erstaunen und Lachen hin und her gerissen, hielt ich die Stellung, während Emerson sagte: »Steh auf, Ali Mahmud, und verschwinde. Peabody, du kannst deine … äh … Waffe wieder wegnehmen. Und nun, Hamed, müssen wir ein ernstes Wort miteinander reden.«
    Er setzte den Alten auf einen Stein. »Er gehört mir, Emerson«, knurrte Abdullah, das Messer in der Hand. »Die Ehre meiner Familie …«
    »Nachdem ich ihn befragt habe, kannst du ihn gerne umbringen, Abdullah«, erwiderte Emerson. »Oder auch nicht, wenn ich es nicht wünsche. Hamed, ich habe dir bereits gesagt, daß ich deine ›Aufmerksamkeiten‹ leid bin. Und ich wiederhole meine Warnungen nur ungern. Wer war der Mann, den du uns letzte Nacht geschickt hast? Ich möchte auch mit ihm ein wenig plaudern.«
    Verängstigt blickte Hamed zwischen mir, Emerson und Abdullah hin und her. Emersons freundlicher Ton konnte ihn nicht täuschen, denn inzwischen gab es in Ägypten eine feststehende Redewendung: »Das Flüstern des Vaters der Flüche gleicht dem wütenden Brüllen eines Löwen.«
    »Wenn ich die Wahrheit sage, wirst du doch wohl nicht zulassen, daß er mich umbringt? Ich bin ein alter Mann schwach und krank …«
    »Wer war es? Vermutlich einer deiner Söhne. Welcher?«
    Da Emerson gleich einem rächenden Gott vor ihm stand überraschte es mich nicht, daß Hamed wie einst Abraham seinen Sohn opferte. »Solimen«, preßte er hervor. »Aber er hat nichts Böses getan. Er wollte niemandem Schaden zufügen.«
    Wieder mischte sich Abdullah ein: »Keinen Schaden? Einem jungen Mädchen, einer Jungfrau, die noch keinen Mann gekannt hat und unter dem Schutz von Emerson Effendi und Abdullah ibn Hassan al Wahhab steht? Allein dafür sollte man dir deinen mageren Hals umdrehen, selbst wenn du nicht versucht hättest, die Schuld meinem Enkel in die Schuhe zu schieben.«
    Hameds Augen weiteten sich zu einer Größe, die ich nie für möglich gehalten hätte. Dann sprudelten die Worte aus ihm hervor: »Was hast du gesagt? Das ist wirres Gerede. Emerson Effendi, Sitt Hakim, glaubt ihr wirklich … Wenn ich den Tod suchte, würde ich mich von den Klippen in El Dira stürzen, denn so wäre mein Sterben leichter als die Vergeltung, die ich mit einer solchen Tat über mich heraufbeschwören würde. Wahyát en-nebi , beim Leben des Propheten schwöre ich …«
    »Hm«, brummte Emerson. »Weißt du, Hamed, ich bin fast geneigt, dir zu glauben. Warum hast du deinen Sohn dann zu uns geschickt?«
    Sein Griff lockerte sich. Nach Luft schnappend zupfte Hamed den Ausschnitt seines Gewandes zurecht. Wie Emerson war auch ich der Ansicht, daß sein angstvolles Leugnen auf Wahrheit beruhte, doch die kurze Pause gab ihm Gelegenheit, sich etwas einfallen zu lassen.
    »Wegen des Jungen«, murmelte er schließlich. »Er gehört mir, denn ich habe viel Geld für ihn bezahlt. Ich habe ein Recht darauf, daß er zu mir zurückkommt.«
    »Und Solimen hat die falsche Kabine erwischt?« half Emerson ihm auf die Sprünge, während er einen vor Wut schäumenden Abdullah zurückhielt.
    Aber Hamed war zu schlau, um ihm auf den Leim zu gehen.
    »Er konnte nicht in die Kabine deines Sohnes einsteigen, da ein Mann davor Wache stand. Das Mädchen wachte auf und rief um Hilfe, ehe er sich davonschleichen konnte. Solimen ist ein junger Narr und hat den Kopf verloren. Er wollte sie nur daran hindern, die anderen zu wecken.« Mit einem verschlagenen Blick auf Emerson fügte er hinzu: »Sie ist so stark und tapfer wie eine Wüstenkatze; wenn sie sich nicht gewehrt hätte, wäre Solimen nicht … Ich überlasse ihn dir. Tu mit ihm, was du willst. Für seine Dummheit hat er eine Strafe verdient.«
    »Eine noble Geste«, bemerkte Emerson trocken. »Wahrscheinlich ist er inzwischen schon fast im Sudan, und er täte gut daran, dort zu bleiben. Doch ganz gleich, welche Gründe er gehabt hat, er hat meine Tochter angerührt, und wenn ich ihn finde, ist sein Leben

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