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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ausgeschmückt werden, von der großen und schrecklichen Sitt Hakim, deren mächtiger Sonnenschirm starke Männer in die Knie zwingt, so daß sie um Gnade winseln. Das hast du unseren treuen Männern zu verdanken«, fügte er lachend hinzu. »Besonders Daoud. Er ist der beste Geschichtenerzähler in der Familie.«
    »Das ist doch Unsinn!« rief ich aus.
    »Aber sehr nützlich.« Emerson wurde wieder ernst. »Allerdings würde ich mich nicht zu sehr auf diese Legenden verlassen. Nur die abergläubischen Dorfbewohner glauben sie.«
    Ich wandte mich nach Abdullah um, der hinter uns herstapfte und vor sich hinmurmelte. Vermutlich war er immer noch wütend, weil er nicht die Erlaubnis bekommen hatte, Hamed zu Hackfleisch zu verarbeiten. Als er meinen Blick auffing, sagte er verlegen: »Es stimmt, Sitt. Daoud glaubt die Geschichten natürlich nicht selbst. Er erzählt sie nur, weil er ein Aufschneider ist und gerne im Mittelpunkt steht.«
    Nachdem wir auf die Pferde gestiegen waren, blieb Emerson eine Weile reglos sitzen und betrachtete die Hügel im Norden. Die Sehnsucht auf seinem Gesicht war so herzzerreißend wie der Blick eines Liebenden auf eine unerreichbare Frau. Aber da er ein selbstloser Mensch ist, stellte er die Pflicht vor seine eigenen Wünsche.
    »Abdullah, kehr zum Grab zurück und laß die Männer mit der Arbeit anfangen. Ich komme nach, sobald ich kann.«
    »Der Junge …«, fing Abdullah an.
    »Ich kümmere mich um ihn.« Emerson mußte nicht fragen, welchen Jungen Abdullah meinte. »Gib mir die Statue, Abdullah, und nun geh.«
    Nur das Mitgefühl mit seinem Pferd, das sich in keinem guten Zustand befand, hielt Emerson vom Galoppieren ab.
    Er zitterte vor Ungeduld, denn bislang war ihm nur ein kurzer Blick auf das Ziel seiner Suche vergönnt gewesen. Er konnte es kaum erwarten, das Grab in Augenschein zu nehmen, und auch ich brannte darauf. Allerdings mußte unser Archäologenfieber warten, bis wir unsere familiären Pflichten erfüllt hatten. Und während wir gemächlich nebeneinander herritten, erörterten wir unsere nächsten Schritte und schmiedeten einen Schlachtplan.
    Zuerst sahen wir natürlich nach Ramses, der aufrecht im Bett saß und David Unterricht im Altägyptischen erteilte.
    »Um Himmels willen, Ramses, du solltest dich doch ausruhen!« rief ich aus, als David, Notizbuch und Bleistift an die Brust gedrückt, in eine Ecke floh. »Wo ist Nefret?«
    »Sie kocht Hühnersuppe«, antwortete Ramses. »Aber ich will keine blöde Hühnersuppe, Mutter, sondern Eier mit Speck. Sie hat mir auch kein Frühstück gegeben, nur …«
    »Das war ganz richtig«, fiel ich ihm ins Wort. »Wie du siehst, Emerson, ist dein Sohn wohlauf. Brich nur gleich wieder auf. Ich sehe doch, wie sehr es dich treibt, dein heißgeliebtes Grab zu untersuchen.«
    »Was ebenfalls für dich gilt.« Emerson zog mich zur Tür. »Danke, mein Liebling. Diesen edlen Opfermut werde ich dir nie vergessen, und heute abend erzähle ich dir alles.«
    Die drängenden Pflichten konnten nicht verhindern, daß meine Gedanken im Laufe dieses anstrengenden Tages immer wieder abschweiften. Verlockende Bilder standen vor meinem geistigen Auge – die interessanten Scherben auf dem Boden der Kammer, das Gemälde (inmitten von Fledermäusen) und die dunkle Öffnung in der Wand, die wir noch nicht unter die Lupe genommen hatten.
    Wenn Emerson ohne mich dort hineingeht, bringe ich ihn um, dachte ich.
    Ich ließ den Arzt aus Luxor kommen, der mir zu meinem Behandlungserfolg gratulierte. Er verkündete, es gebe für ihn nicht mehr viel zu tun. Auf meine Bitte hin – und gegen Ramses’ heftigen Widerstand – nähte er die Schnittwunde mit einigen Stichen. Während Ramses mißmutig eine große Schale Hühnersuppe beäugte, machte ich mich auf die Suche nach Gertrude. Da ich sie weder auf dem Oberdeck noch im Salon fand, klopfte ich an die Tür ihrer Kabine.
    Auf diese Ankündigung folgte minutenlanges Rascheln und Schlurfen. Endlich machte sie auf.
    »Entschuldigen Sie, daß Sie warten mußten, Mrs. Emerson. Ich war … ich war nicht angemessen gekleidet.«
    Vermutlich hatte sie überhaupt nichts angehabt, denn sie trug nur einen weiten Morgenmantel. Ich rümpfte die Nase als mir ein starker Weihrauchgeruch in die Nase stieg, und fragte: »Warum verstecken Sie sich an einem so schönen Tag in Ihrer Kabine?«
    »Ich habe gelesen – oder es wenigstens versucht.« Sie schob sich eine Strähne mausfarbenen Haares aus dem Gesicht. »Ich muß ständig an

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