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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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von nichts anderem erzählte. »Der Durchgang ist nicht in allen Teilen verschlossen. Selim ist es gelungen, ungefähr zehn Meter weit durch das Geröll zu kriechen. Doch dann kam er nicht mehr weiter, aber der Durchgang setzt sich fort …«
    Erst als sein Elan nachließ, fiel ihm auf, daß Ramses nicht da war. Auf seine Frage hin erklärte ich ihm, daß Ramses den Abend mit seinen Inschriften zubringen wollte. Emerson nickte anerkennend.
    »Es war eine kluge Entscheidung von ihm, auf der Dahabije zu bleiben, wo er weniger abgelenkt wird. Die Aufgabe, die er sich da vorgenommen hat, wird einen wesentlichen Beitrag auf diesem Gebiet darstellen, und ich bin froh, daß er seine Arbeit so ernst nimmt. Ich habe dir ja gesagt, daß er vernünftiger wird, Peabody.«
    »Hast du das?«
    Ein Lächeln der Erinnerung glitt über Emersons Gesicht.
    »Nun, es gab Zeiten, da hätte ich niemals gedacht, daß ich das noch erleben würde. Erinnerst du dich an die Nacht, als er den Löwen stahl? Und daran, wie er sich in London als Bettler verkleidete und den Polizisten biß, der ihn zum Weitergehen aufforderte?«
    »Daran möchte ich mich lieber nicht erinnern, Emerson.«
    »Er hat dir ganz schön zugesetzt, meine Liebe«, sagte Emerson zärtlich. »Aber du kannst stolz auf die Ergebnisse deines unermüdlichen Einsatzes sein. Er ist ein verantwortungsbewußter, ernsthafter junger Mann und ein erstklassiger Ägyptologe geworden.«
    Plötzlich tauchte David auf. »Entschuldigt. Ich habe Ramses versprochen, ich würde kommen …«
    »Nein, nein, mein Junge«, sagte Emerson freundlich, aber bestimmt. »Ramses schafft sicherlich mehr, wenn er allein ist. Ich möchte, daß du Nefret heute abend bei der Entwicklung der Photoplatten hilfst.«
    »Ja, Sir.«
    David warf Nefret einen Blick zu. Sie beugte sich mit glänzenden Augen vor. »Erzähl mir von der Sache mit dem Löwen.«
    Man sagt, daß die Zeit alle Wunden heilt und schmerzliche Erinnerungen erträglich macht. Das schien auch bei meinen Erinnerungen an Ramses’ Kindheit der Fall zu sein. Nefret hatte einiges von seinen Abenteuern gehört, aber nicht alles. Emersons Geschichten, die er mit großem Vergnügen zum besten gab, brachten sie jedesmal zum Lachen. Einige von ihnen empfand ich mittlerweile auch als lustig, obschon sie damals nicht diese Wirkung erzielt hatten.
    Nachdem die jungen Leute in die Dunkelkammer gegangen waren, setzten wir uns in den Salon, und Emerson griff zu seiner Pfeife.
    »Jetzt können wir offen reden«, sagte ich.
    »Worüber?«
    »Oh, Emerson, sei nicht so gereizt. Du hast gestern abend selbst gesagt, daß wir verpflichtet sind, Mrs. Bellinghams Tod aufzuklären.«
    »Und du«, sagte Emerson und sah mich prüfend an, »hast mir versprochen, daß du die Kinder außen vor läßt. Was habe ich da gehört, weshalb Enid heute hier war?«
    »Das ist eine völlig andere Sache.«
    »Ist es das?« Emerson zündete ein Streichholz an.
    Der Umgang mit Pfeifen scheint wirklich schwierig zu sein. Er braucht immer einige Zeit, bis er sie angesteckt hat. Als sie schließlich brannte, war ich in Windeseile die Konsequenzen seiner rätselhaften Frage durchgegangen und hatte mir eine Antwort zurechtgelegt.
    »Also hast du auch daran gedacht, nicht wahr?«
    »Ich möchte wetten«, sagte Emerson und zog an seiner Pfeife, »daß du bis zu diesem Augenblick nicht daran gedacht hast, aber ich kenne ja deine lebhafte Phantasie. Das ist eine weithergeholte, irrwitzige Idee, Peabody.«
    »Hat man die Unwägbarkeiten erst einmal beseitigt, bleibt, auch wenn es unmöglich …«
    »Ja, ja, ich weiß«, sagte Emerson ungeduldig. »Aber das ist wirklich unmöglich. Mrs. Jones kann nicht an der Mumifizierung und Beseitigung von Mrs. Bellinghams Leiche beteiligt gewesen sein. Sie hat Ägypten bislang noch nie besucht.«
    »Das hat sie uns so gesagt.«
    »Die Gemeinschaft der Europäer ist besonders hier in Luxor sehr klein und sehr eng verbunden. Man hätte sich daran erinnert, wenn man ihr schon einmal begegnet wäre.«
    »Diesen Aspekt habe ich bislang nicht sorgfältig genug überprüft«, sagte ich gedankenversunken. »Ich werde es jedoch tun. Die meisten Mitglieder der Gemeinschaft sind ohnehin morgen abend bei Cyrus’ Soiree anwesend.«
    Emersons Proteste hinsichtlich der Teilnahme an dieser Abendgesellschaft waren weniger geräuschvoll als sonst; er akzeptierte die Notwendigkeit einer Überprüfung und erkannte, daß das eine günstige Gelegenheit für eine Weiterverfolgung war.

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