Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
unterdrückter Stimme.
    »Er hat aus dem Traumpapyrus zitiert«, erklärte David. »Das ist ein merkwürdiger Text. Manche Interpretationen klingen vernünftig, und andere ergeben überhaupt keinen Sinn.«
    »Tatsächlich«, sagte ich. »Ich würde gern einmal hineinschauen. Besitzen wir eine Kopie?«
    Es war vielleicht mein Schuldbewußtsein, weshalb ich in Ramses’ starrem dunklem Blick so etwas wie Mißtrauen entdeckte – obwohl ich mir gar nicht vorstellen kann, warum ich mich schuldig fühlen sollte. Ich war doch nur in seinem Zimmer gewesen, um Schmutzwäsche einzusammeln, und ich hatte alles wieder ordnungsgemäß an seinen Platz zurückgelegt.
    »Aufgrund eines merkwürdigen Zufalls«, sagte er, »habe ich eine. Wenn du sie lesen willst, Mutter, kannst du sie haben, aber du machst sie nicht zu einer deiner Phantasiegeschichten, nicht wahr?«
    »Geht in Ordnung. Ich habe in diesem Jahr noch gar keine Zeit gehabt, mit der Übersetzung eines neuen Textes anzufangen. Zunächst war ich Evelyn bei den Tetisheri-Bänden behilflich, und dann war da mein Artikel für den PSBA …« Ich unterbrach mich. Übermäßige und unnötige Erklärungen sind ein sicheres Zeichen für ein schlechtes Gewissen, wie es schon unser großer Nationaldichter Shakespeare bemerkt hatte.
    »Sie liegt in meinem Zimmer auf dem Schreibtisch«, sagte Ramses. »Und steht dir zur Verfügung. Entschuldige, wenn ich es erwähne, Mutter, aber du und Vater, ihr seht heute morgen ein wenig erschöpft aus. Es ist wichtig für euch, daß ihr zur Ruhe kommt, wißt ihr.«
    Er entwickelte eine recht ausgeprägte Begabung für Sarkasmus. Ich ließ nicht zu, daß man mich provozierte.
    »Wir haben den Fall diskutiert«, erklärte ich ruhig. »Nach den Enthüllungen, die uns der amerikanische Vizekonsul gestern nachmittag gemacht hat …«
    »Peabody«, sagte Emerson warnend.
    Nefret lachte. »Liebster Professor, wenn du mich zu schützen versuchst, brauchst du dir keine Mühe zu geben. Ich habe alles gehört, was der Herr gestern gesagt hat.«
    »Und hast die Information umgehend an die Jungen weitergegeben, nehme ich an«, sagte ich.
    »Natürlich. Wir vertrauen einander voll und ganz. Nicht wahr, Ramses?«
    Ramses’ Stuhl knarrte, als er sein Gewicht verlagerte. »Professor, ich verstehe deine väterliche Besorgnis für meine – äh – liebe Schwester, aber du kannst mir glauben, daß es unmöglich ist, sie aus dieser Geschichte rauszuhalten. Wir haben sie ebenfalls diskutiert. Wäre es nicht besser, wenn wir unsere Ideen und Informationen in der Hoffnung austauschen, daß wir die Sache schneller auf einen Nenner bringen?«
    »Gut gesagt, Ramses.« Nefret lächelte ihn an. »Was hast du mit dem Professor gestern abend beschlossen, Tante Amelia?«
    Da sie mich angesprochen hatte, räusperte ich mich und fing an zu erzählen.
    »Wir wissen jetzt, daß Scudder die ganzen Jahre in Luxor gelebt hat – und zwar als Ägypter verkleidet.«
    »Das ist wieder typisch für dich, Peabody«, sagte Emerson wenig liebenswürdig. »Wir wissen das überhaupt nicht. Es ist eine berechtigte Annahme, aber keine Tatsache.«
    »Dann wollen wir einmal davon ausgehen«, sagte Nefret. »Das ist zumindest ein logischer Ansatz. Was wissen wir über den Mann, das uns bei seiner Identifizierung helfen könnte?«
    Mit einem verwirrten Blick auf mich gab Emerson zu, daß er nach Kairo telegraphiert und um eine Beschreibung von Dutton Scudder gebeten hatte. Colonel Bellingham hatte diese vor fünf Jahren geliefert, und da der Fall offiziell nie abgeschlossen worden war, lag die Akte immer noch vor.
    »Sie ist nicht besonders hilfreich, oder?« sagte ich und beugte mich stirnrunzelnd über das Papier, das er fluchend hervorgekramt hatte. »›Mittelgroß, durchschnittliches Gewicht, braunes Haar, helle Haut.‹ Jedes dieser Merkmale läßt sich leicht verändern. Welche Augenfarbe hat er denn?«
    »Der Colonel wußte es nicht«, sagte Emerson.
    »Keine Narben, Muttermale oder sonstige unveränderliche Kennzeichen?«
    »Der Colonel wußte es nicht.«
    »Dem Colonel wäre vermutlich nicht einmal aufgefallen, wenn Scudder Eselsohren gehabt hätte«, sagte Ramses. »Der Mann war schließlich nur ein Bediensteter. Ich nehme an, daß die Polizei nur seine Beschreibung besitzt.«
    »Ja. Die Polizei hatte einige Informationen über Scudders Vorleben. Daß er in Ägypten gelebt hatte, entsprach der Wahrheit; sein Vater war von 1887 bis 1893 Angestellter im amerikanischen Konsulat von Kairo.

Weitere Kostenlose Bücher