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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte.
Aus Manuskript H:
    »Zieh sofort dein Hemd aus«, befahl Nefret. »Oder ich schneide es dir vom Leib.«
    Sie hatte ihn gegen die Wand gedrängt und schwang eine bedrohlich lange Schere. Er zweifelte nicht daran, daß sie ihre Worte wahrmachen würde. Von David, der ihn mit verschränkten Armen breit grinsend beobachtete, war offensichtlich keine Hilfe zu erwarten. Widerwillig knöpfte Ramses sein Hemd auf.
    »Dafür besteht absolut keine Veranlassung«, insistierte er. »Du solltest gar nicht hier sein. Mutter wird mißtrauisch werden, wenn du dich jeden Abend so früh zurückziehst, und ich muß in Luxor gegen – Autsch!«
    Sie hatte ihm das Hemd über eine Schulter gezogen und seinen Arm freigelegt und untersuchte den Stoff, der um seinen Rippenbogen gewickelt war.
    »Dachte ich mir’s doch«, sagte sie mißfällig schnaubend. »Womit hast du dich verbunden, mit einer alten Galabija? Ich vermute, daß keiner von euch auch nur im mindesten darüber nachgedacht hat, die Wunde zu desinfizieren. Setz dich da auf den Stuhl.«
    Ramses zog das Hemd ganz aus und warf es auf das Bett. Seine Mutter würde ohnehin bemerken, wenn es zerrissen oder schmutzig war. »Hast du diesen Quatsch von Mutter gestohlen?« fragte er und beobachtete, wie Nefret eine kleine medizinische Ausstattung auspackte.
    »Ich habe meine eigene. Jemand hat mir gesagt«, sagte Nefret und betätigte die Schere, »ich würde sie brauchen. Warum zum Teufel seid ihr nicht letzte Nacht zu mir gekommen?«
    »Ich habe es versucht«, fing David an.
    »Das ist korrekt, David. Ich weiß, daß du dein Bestes versucht hast. Hmmm. Nun, die Wunde ist nicht sehr tief, aber sie muß versorgt werden. Fluche, so laut du nur kannst«, fügte sie großzügig hinzu, während sie eine Flasche Alkohol entkorkte.
    Gerade weil sie ihn dazu aufgefordert hatte, gelang es ihm, nicht zu fluchen, aber sein Gesicht war schweißnaß, als sie fertig war. »Streck deine Arme aus«, befahl sie und fing an, einen Verband um seinen Körper zu wickeln.
    »Du bist genauso schlimm wie Mutter«, sagte Ramses resignierend. »Ihr seid beide Sadisten. Der Verband ist zu fest.«
    »Er muß fest sitzen, damit die Mullbinde nicht verrutscht. Oder willst du noch ein weiteres Hemd mit Blut vollschmieren und dich von Tante Amelia beschimpfen lassen? Atme nicht so tief.«
    Ihre beiden Arme waren um ihn gelegt, und ihre weiche Wange ruhte an seiner Brust. Sie verknotete die Enden des Verbands ordentlich. Dann ließ sie sich auf ihre Fersen zurücksinken und grinste ihn an. »Fertig, mein Junge. Du hast es wie ein Held ertragen.«
    »J’ai fait mieux depuis«, sagte Ramses, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte.
    »Was hast du gesagt?« fragte Nefret.
    »Eine bedeutungslose Floskel. Danke, mein Mädchen. Und jetzt auf nach Hause, bevor du vermißt, wirst.«
    »O, nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich komme mit dir. Offensichtlich bist du nicht in der Lage, auf dich selbst aufzupassen.«
    »Ich begleite ihn heute nacht, Nefret«, sagte David. »Mir kannst du doch hoffentlich vertrauen. Das wäre alles nicht passiert, wenn mir der Professor gestern abend nicht verboten hätte, das Haus zu verlassen.«
    »Es wäre nicht passiert, wenn Bellingham sich nicht eingemischt hätte«, fauchte Ramses. »Ich hatte Scudder am Boden, ganz ohne Messer, als mich der galante Colonel von ihm runterriß und …«
    »Aha«, sagte Nefret. »Also war es der Colonel, der dich verletzt hat.«
    »Er behauptete, er hätte uns nicht unterscheiden können.«
    »In Galabijas und Turbanen saht ihr euch sicherlich ähnlich«, gab Nefret zu. »Und es war dunkel.«
    »Für einen Mann wie Bellingham sehen alle Einheimischen gleich aus«, sagte Ramses. »Selbst bei Tageslicht. Und er tat wirklich sein verflucht Bestes, um mich umzubringen – oder Scudder, für den er mich ja hielt. Für einen Mann seines Alters ist er hervorragend in Form, und er kann mit einem Messer umgehen – heimlich und verstohlen durch die …«
    »Hör auf«, sagte Nefret angewidert.
    Ramses zuckte die Schultern. »Ich hätte das nicht erwartet, zumindest nicht von ihm. Es gelang mir, ihm auszuweichen, aber als ich mein Gleichgewicht wiedererlangt hatte, war Scudder verschwunden. Beim nächsten Mal sorge ich dafür, daß Bellingham mir nicht folgt.«
    »Mit Sicherheit wird es kein nächstes Mal geben«, sagte Nefret. »Selbst dieses hohlköpfige kleine Dummchen wird bei einer weiteren solchen Botschaft erkennen, daß sie keineswegs von dir

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