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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich sage!«
    Nefret ging, um ihre Photoausrüstung zu holen, und auch wir anderen brachen auf. Bis wir die Dahabije erreichten, blieb die Unterhaltung auf das Nötigste beschränkt; denn während eines raschen Ritts ist es schwierig zu reden. Sobald wir an Bord des Schiffes waren, wurde die Diskussion wieder aufgenommen. Einer der Diskussionspunkte, sollte ich vielleicht besser sagen.
    »Ich kann nicht verstehen, warum der Professor sich so über die Einladung von den Bellinghams aufgeregt hat«, murrte Nefret. »Das ist doch eine himmlische Gelegenheit, um ihnen ein paar wichtige Fragen zu stellen. Wenn du mir deine Erlaubnis gibst, Tante Amelia, kann er doch nicht nein sagen, oder?«
    »Nun«, fing ich an.
    »Das steht ganz außer Frage«, sagte Ramses mit finsterem Blick. »Mutter wird es dir nicht erlauben.«
    Ich sagte: »Ramses, wenn du gestattest …«
    »Warum nicht?« fauchte Nefret zurück. Sie schaute allerdings nicht so finster drein wie er, denn sie hatte ihre Stirn nicht gerunzelt.
    »Weil er …«
    »Ramses!« schrie ich.
    Schweigen trat ein, aber die finstere Stimmung legte sich nicht.
    »Ich werde die Entscheidung treffen«, sagte ich. »Und ich habe mich noch nicht entschieden. Wenn wir die Klinik erreicht haben, werde ich euch meinen Entschluß mitteilen. Du kannst von dort aus eine Antwort schicken, Nefret.«
    Dann gab ich mich meinen Überlegungen hin. Ich war mir nicht ganz sicher, warum Ramses etwas dagegen hatte, doch ich hatte verschiedene eigene Beweggründe. Interpretierte ich etwa zuviel in die bewundernden Blicke des Colonels oder in seine galanten Komplimente? Es war unwahrscheinlich, daß Dolly Nefrets Gesellschaft aus freien Stücken suchte. Die kleine Notiz war für eine so verwöhnte junge Frau zu einer ungewöhnlich frühen Stunde gesandt worden.
    Allerdings war auch Nefrets Standpunkt nicht von der Hand zu weisen. Eine Gelegenheit für ein Gespräch mit den Bellinghams durfte man nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Wie ich es versprochen hatte, hatte ich meine Entscheidung gefällt, als die Kutsche vor dem Klinikportal eintraf, und ich verkündete sie in einem Ton, der keine Diskussion zuließ.
    »Du kannst Miss Bellingham benachrichtigen, daß du ihre Einladung annimmst, Nefret. Wir werden dich ins Hotel begleiten. Der Colonel wird uns sicherlich bitten, uns hinzuzugesellen. Falls Miss Dolly irgend etwas Privates mit dir besprechen will, wird sie zweifellos einen Weg dafür finden.«
    »Zweifellos«, murmelte Ramses.
    Nachdem ihr Papier, Füllfeder und Tinte gebracht worden waren, schrieb Nefret ihre Zusage, und wir sahen, wie sie einer der Bediensteten forttrug. Dann trat Dr. Willoughby zu uns.
    Ihn davon zu überzeugen, daß ich den Leichnam noch einmal in Augenschein nehmen mußte, war schwieriger, als ich erwartet hatte. Er untersagte es schlichtweg mit der Begründung, daß Colonel Bellingham eine Autopsie verboten hätte und daß die Dame jetzt in ihrem geschlossenen Sarg in seiner kleinen Kapelle ruhte. Ich wies darauf hin, daß ich nicht beabsichtigte, eine Autopsie durchzuführen und daß man einen geschlossenen Sarg öffnen kann. Willoughby entgegnete …
    Aber es hätte keinen Sinn, die absurden Argumente aufzulisten, die er meinen logisch überzeugenden Gründen entgegensetzte. Am Ende gab er selbstverständlich doch nach.
    »Ich muß den Colonel davon in Kenntnis setzen, daß Sie hiergewesen sind«, sagte er.
    »Selbstverständlich. Wir werden gemeinsam mit ihm zu Mittag essen; ich werde ihm selbst erzählen, daß wir hier waren, um ihr unsere letzte Ehre zu erweisen.«
    Willoughby betrachtete mich mit einer Mischung aus Bestürzung und Bewunderung. »Mrs. Emerson, gelegentlich machen Sie mich einfach sprachlos. Ich kann Ihnen nichts abschlagen.«
    »Nur wenige können das«, erwiderte ich.
    Die Kapelle war ein kleines Gebäude im Innenhof. Willoughby war so taktvoll gewesen, religiöse Symbolik jedweder Glaubensrichtung zu vermeiden; der Raum enthielt lediglich ein paar Stühle und einen geschmackvoll arrangierten Altar, auf dem eine riesige in Leder gebundene Bibel lag. Schwere Samtvorhänge und gedämpftes Licht erzeugten eine ruhige, feierliche Atmosphäre, machten den Raum aber auch heiß und stickig. Blumenduft hing schwer in der Luft. Der Sarg, der mit einer Leinenschärpe bedeckt war, stand auf einer kleinen Erhöhung hinter dem Altar. Es war ein schlichter Holzsarg, nur mit den nötigen Metallgriffen als Schmuck versehen, doch die Zimmermannsarbeit war sehr

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