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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich vermutete, daß es sich dabei nur um irgendwelche unappetitlichen Speisen von einem der Händler in Luxor gehandelt hatte. Wie auch immer, junge Leute können ständig essen. Ich bat Ali, Tomaten, Gurken, Brot und Käse aufzutischen, und sie verschlangen alles mit großem Appetit. Nefrets Stirn war ziemlich verkratzt, und an der Nasenspitze würde sie sicherlich eine Narbe zurückbehalten, aber ihre Beulen und Kratzer schienen ihr offenbar nichts auszumachen. Sie ist noch ein Kind, dachte ich voller Zärtlichkeit. Warum auch nicht? Bis wir sie zu uns geholt hatten, hatte sie weder eine Kindheit noch ein normales Leben gekannt.
    Einige aufgeblasene Wichtigtuer hätten vielleicht behauptet, daß ihr Leben seither auch nicht unbedingt normal verlaufen sei. Pyramiden zu besteigen, Gräber auszuschachten und Verbrecher zu verfolgen schien ihr jedoch zu liegen, und wer war ich denn, daß ich ihr die Rechte verweigern sollte, auf die ich immer bestanden hatte und die den meisten Frauen in unserer Gesellschaft ungerechterweise verwehrt wurden? Sogar das Recht, vom Pferd zu stürzen, wenn sie es nicht anders wollte.
    Sie überließen es mir, die Sitzung zu eröffnen, was nur vernünftig war. Ich wählte den indirekten Weg.
    »Ich nehme an, daß ihr zusammen auf dem englischen Friedhof gewesen seid, nachdem ich euch verließ?«
    Davids Augen leuchteten. »Ich habe euch ja gesagt, daß sie es herausfinden würde. Sie merkt immer alles.«
    »Ja«, bekräftigte Abdullah. »Das stimmt. Was ist denn mit dem Friedhof?«
    »Über Mrs. Bellinghams Grab lagen Wildblumen verstreut«, erklärte ich. »Wir wissen, daß es nicht der Colonel war, der sie dorthin gebracht hat.«
    »Wir wissen das?« wiederholte Emerson.
    Nefret schob ihren Teller zur Seite und beugte sich vor. »Ich denke, Tante Amelia hat recht. Aber das ist jetzt auch egal. Es gibt einige Dinge, die wir mit Sicherheit wissen. Ich habe eine Liste aufgestellt.«
    Sie nahm ein gefaltetes Blatt Papier aus ihrer Hemdtasche, »Ein interessanter Ansatz«, sagte ich mit einem zustimmenden Nicken. »Ich habe auch eine Liste erstellt – nicht von den Tatsachen, sondern von Fragen, die beantwortet werden müssen. Lies uns zunächst deine vor, Nefret.«
    »Es ist in der Tat ein gemeinsamer Versuch«, sagte Nefret und lächelte Ramses und David zu. »Wir haben sie zusammen erarbeitet.«
    »Hervorragend«, sagte Emerson. »Fahre fort, meine Liebe.«
    »Ja, Professor.« Nefret strich das Papier glatt. »Tatsache Nr. 1: Mrs. Bellingham wurde nicht von Scudder entführt. Sie brannte mit ihm durch.«
    »Ach, kommt«, rief Emerson. »Das mag zwar der Fall sein, aber wie wollt ihr das als Tatsache beweisen?«
    »Zu viele Unterröcke«, sagte ich. Nefret grinste mich an. Emerson rang die Hände.
    »Mein Lieber, es ist offensichtlich«, sagte ich. »Sie hatte mindestens zehn Unterröcke eingepackt. Frauen tragen nicht mehr als drei oder vier unter ihrer heutigen Garderobe; eine glatte Linie von der Taille bis zu …« Aufgrund von Emersons Gesichtsausdruck schloß ich, daß ich das Thema Röcke besser nicht vertiefte. »Ein weiterer aufschlußreicher Punkt ist, daß sie ein Ballkleid bei sich hatte – das blaue Damastgewand, das als äußerste Hülle diente. Als sie das letzte Mal lebend gesehen wurde, trug sie ein Nachmittagskleid. Sie hätte ohne die Hilfe ihrer Zofe oder ihres Ehemanns nicht allein in ihre Abendgarderobe wechseln können, und beide erklärten, daß sie sie nicht mehr gesehen hätten. Also muß sie das Hotel, kurz nachdem sie von dem Nachmittagsempfang im Konsulat zurückkehrte, wieder verlassen haben – mit einer großen Tasche oder einem Koffer. Könnt ihr euch einen Entführer vorstellen, der so lange wartet, bis sie ihre Sachen zusammengepackt hat, und dann die Dame mitsamt ihrer Bekleidung fortbringt, ohne daß sie aktiv daran beteiligt war?«
    »Hmhm«, machte Emerson.
    »Ich bin froh, daß du mir zustimmst, Emerson. Mach weiter, Nefret.«
    »Tatsache Nr. 2: Ihre tödliche Verletzung rührte von einer langen, scharfen Klinge her, die mitten durch ihren Körper gestoßen wurde. Zu diesem Zeitpunkt stand sie aufrecht und frontal vor ihrem Mörder.«
    »Bismallah!« entfuhr es Abdullah. »Wie konntet ihr …«
    »Das war Ramses’ Beitrag«, sagte Nefret und nickte meinem Sohn anerkennend zu. »Ich gebe zu, ich hätte nicht den Nerv besessen, den Körper so eingehend zu untersuchen.«
    »Aufgrund der Anordnung und Größe der Eintritts- und Austrittswunde war es

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