Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
geworden war. Selbst abgebrühte Kriminelle kuschten, wenn Emerson diesen schnurrenden Tonfall anschlug. »Seid jetzt alle einmal still. Ramses, setz dich.«
    »Aber, Vater …«
    »Ich sagte, setz dich. Deine Schwester wird nirgendwohin gehen. Und du ebenfalls nicht. Vandergelt, wann und wo sollten Sie den Colonel treffen?«
    »Die günstigsten Reviere liegen in der Nähe vom Ramesseum und im Tal der Könige«, entgegnete Cyrus. »Er schlug letzteres vor. Bei Sonnenuntergang.«
    Emerson nickte. »Ja, das ist die günstigste Tageszeit, wenn die Tiere im Dämmerlicht auf Jagd gehen. Eine perfekte Tageszeit für einen Mordanschlag oder einen unglücklichen Unfall. Für einige Besucher ist das eine populäre Sportart. Bellingham ist aber noch nie auf Jagd gegangen, oder?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Cyrus. »Das heißt aber nicht …«
    Ich sagte: »Im Zuge der Verbrechensaufklärung ist jede Abweichung des Verdächtigen von seinen gewohnten Handlungsabläufen bedeutend.«
    »Er ist gut bewaffnet?« fragte Emerson. »Büchse und Gewehr?«
    »Und ein Sortiment an Pistolen«, sagte Cyrus grimmig. »Er hat mir sein Arsenal heute nachmittag gezeigt.«
    Er klopfte seine Pfeife aus, stand auf und streckte sich. Die Muskelstränge seiner Arme und Schultern traten hervor. Es war ein beeindruckendes Schauspiel, das mich allerdings vor seinen Absichten warnte.
    »Emerson, du verhältst dich genau wie ein Mann!« entfuhr es mir.
    »Das hoffe ich«, sagte mein Gatte und warf mir einen durchdringenden Blick zu.
    Mich konnte er nicht einschüchtern. »Deine Muskeln zu strecken und in dieser autokratischen Art Anweisungen zu geben! In diesem Fall sind keine Muskeln gefragt, sondern List und gesunder Menschenverstand. Nefret hat recht. Der Colonel hat vielleicht keine Skrupel, einen anderen Mann in Gefahr zu bringen, aber er würde weder auf sie noch auf irgendeine andere Frau schießen.«
    Ramses sprang auf. »Mutter, wenn das heißen soll, daß du Nefret erlaubst …«
    »Sie meint gar nicht Nefret«, sagte Emerson. »Sie spricht von sich selbst. Peabody, du verdammte Idiotin, erkennst du nicht, daß Bellingham dich in diesem Augenblick mehr als alle anderen auf der Welt haßt, mit Ausnahme von Scudder?«
    Diese bemerkenswerte Erklärung hatte den Effekt, daß alle Aufmerksamkeit auf mich gelenkt wurde. Selbst Ramses setzte sich und blickte mich an.
    »Irgendwie überrascht mich das nicht«, bemerkte Cyrus. »Was haben Sie denn diesmal verbrochen, Mrs. Amelia?«
    Emerson erzählte es ihm.
    Ramses riß seine Augen auf. »Das hast du gesagt?«
    »Liebe Tante Amelia.« Nefret wandte ihr Gesicht ab. Ihre Stimme schwankte etwas.
    »Ich verstehe nicht, warum ihr alle ein solches Theater macht«, bemerkte ich verärgert.
    Cyrus schüttelte den Kopf. »Das würde sicherlich erklären, warum Bellingham aufgebracht ist. Besser, Sie halten Ihre Herzdame von diesem Kerl weg, Emerson, bis der sich wieder abreagiert hat.«
    Diese Meinung wurde einhellig geteilt, deshalb mußte ich wohl nachgeben. Doch ich konnte Emerson nicht davon überzeugen, seine Absicht fallenzulassen, Cyrus zu begleiten.
    Wir standen in dem offenen Torbogen und schauten den beiden nach, als sie wegritten.
    »Kommt zurück und setzt euch wieder hin«, wies ich die anderen an, denn meine eigenen Befürchtungen auszudrücken hätte nur bedeutet, daß ich ihre verschlimmert hätte. »Ihr könnt da nicht die nächsten zwei Stunden wie Obelisken rumstehen. Ramses, du könntest mir ein Glas Whiskey-Soda bringen, wenn du so freundlich wärest.«
    Ramses ging gehorsam auf den Tisch zu. »Ich nehme nicht an …« begann er.
    »Kein Whiskey für dich, Ramses.«
    »Ja, Mutter.«
14. Kapitel
Wenn ein Mensch um Hilfe bittet, sollte er zumindest die Richtung angeben.
    Das abendliche Feuerkommando, wie Emerson es nannte, war in unserem Haus nicht immer hörbar. Es hing davon ab, aus welcher Richtung der Wind kam und welche Waffengattung die Jäger verwendeten. An diesem Abend war es allerdings sehr laut zu hören. Als im Osten die Sonne versank und die Dämmerung ihren Schleier über der Erde ausbreitete, erreichte das entfernte Echo der Gewehrsalven seinen Höhepunkt.
    »Heute abend müssen Dutzende von Jägern unterwegs sein«, sagte David. »Es ist ein Wunder, daß sie sich nicht gegenseitig erschießen.«
    Vielleicht versuchte er, höfliche Konversation zu betreiben, doch das Thema war schlecht gewählt. Ramses’ Reaktion war auch nicht ermutigender. »Es sind gelegentlich

Weitere Kostenlose Bücher