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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson hatte länger dazu gebraucht, den Körper zu bewegen, als ich erwartet hatte – ich hoffte nur, er war bei seiner Berührung nicht auseinandergefallen –, aber er würde bald wieder aus dem Grab hervorkommen, und ich durfte gar nicht daran denken, was er sagen würde, wenn er die Bellinghams sah, ganz zu schweigen von den Frasers.
    Der Colonel wartete, seinen Hut in der Hand, darauf, daß ich ihm meine Aufmerksamkeit widmete, aber zunächst mußte ich mich um die Frasers und Mrs. Whitney-Jones kümmern. Die Dame, die ein modisches Kostüm aus gelbem Flanell trug, schien weniger gefaßt zu wirken als bei unserer ersten Begegnung. Sie zerrte immer noch vergeblich an Donald. Er war so unbeweglich wie die Pharaonenstatue, mit der er große Ähnlichkeit hatte, die Augen geradeaus gerichtet, die Arme am Körper angelegt. Enid blickte sich verzweifelt um, als suchte sie jemanden oder irgend etwas. Ich vermutete natürlich, daß ich gemeint war, deshalb eilte ich zu ihr.
    »Es tut mir leid, Amelia«, sagte Enid mit bebender Stimme. »Er will einfach nicht von hier weg.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich kenne die ganze Geschichte, und ich bin in der Lage, mit der Situation fertigzuwerden.«
    Sie war sehr blaß gewesen. Jetzt röteten sich ihre Wangen etwas – vor Erleichterung, daß ich ihr helfen wollte, nahm ich an. »Sie – Sie wissen es?«
    »Ja, meine Liebe. Ramses hat mir heute nachmittag von Donalds Irrglauben erzählt. Ich nehme an, Sie haben das Gerücht von unserer Entdeckung gehört? Sie müssen ihn umgehend von hier fortbringen. Donald? Donald!« Er ließ nicht die leichteste Reaktion erkennen, noch nicht einmal, als ich ihn mit meinem Sonnenschirm anstieß. Ich warf Mrs. Whitney-Jones einen durchdringenden Blick zu: »Das ist Ihre Aufgabe. Überzeugen Sie ihn davon, ins Hotel zurückzukehren.«
    Die Frau war nicht so leicht einzuschüchtern. Stolz erhobenen Hauptes blickte sie mich unerschütterlich an. »Unbegründete Anschuldigungen können im Einzelfall zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führen, Mrs. Emerson. Ich verzeihe Ihnen, weil Sie in Sorge um Ihren Freund sind, seien Sie jedoch versichert, daß ich ihn nicht hierhergebracht habe. Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, diese Stätte nicht aufzusuchen, und würde ihn sehr gern von hier fortbringen. Wenn Sie einen Rat wissen, wie ich das bewerkstelligen soll, sichere ich Ihnen meine vollste Unterstützung zu.«
    »Sie hat es versucht«, sagte Enid kleinlaut. »Amelia, was sollen wir tun?«
    Ich warf einen Blick über meine Schulter. Der Colonel marschierte aufgeregt hin und her, Nefret und Dolly lächelten einander unentwegt an, und es gab Anzeichen für eine Bewegung an der Graböffnung. Umgehendes Handeln war zwingend. Ich packte Donald an seinen Jackenrevers und schüttelte ihn heftig.
    Das hatte die gewünschte Wirkung.
    »Mrs. Emerson«, stieß er hervor (denn ich hatte ihn ziemlich fest am Kragen gepackt). »Was – was ist geschehen? Bin ich Ihnen in irgendeiner Form zu nahe getreten?«
    »Ja«, erwiderte ich. »Verschwinden Sie, Donald. Verschwinden Sie umgehend.«
    Aber ich hatte zu lange gezögert. Gefolgt von Ramses und David entstieg Emerson der Grabstätte.
    Die lange Holzkiste war mit Seilen umwickelt und wurde von Stützpfosten gesichert. Einige der Decken waren wohl zum Auskleiden der Kiste verwendet worden; andere waren darüber gelegt worden, um den Inhalt zu verbergen. Allein die Form des Behältnisses war allerdings schon verräterisch, und ein makabres Raunen ging durch die Menge.
    Emerson hielt inne. Die Jungen hinter ihm ebenfalls. Der Anblick meines stattlichen Ehemanns, der wie üblich das Geschehen beherrschte, löste bei dieser Gelegenheit nicht den üblichen Bewunderungsschauer bei mir aus. Ich wußte, was passieren würde, und konnte nur hilflos fluchen (leise, natürlich). Dann trat ich zu Donald, der mit bleichem Gesicht auf die Holzkiste starrte.
    Plötzlich wurde die gespannte Atmosphäre von einem mächtigen Schrei erschüttert.
    »Peabody!«
    Ich gab meinen unsinnigen Versuch, Donald loszuwerden, auf und eilte zu meinem Ehemann.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?« brüllte er. Seine vor Wut blitzenden Augen blickten von Bellingham zu Donald, dann über die Menge, die sich langsam vorgewagt hatte. »Wo kommen diese – diese Leute her? Hast du Einladungen verschickt?«
    »Nein, mein Lieber. Ich weiß zumindest nichts davon. Emerson, bitte beruhige dich. Die Situation ist etwas außer

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