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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kontrolle geraten.«
    »Das sehe ich.«
    »Ich habe mein Möglichstes getan, Emerson.«
    Seine stahlharten blauen Augen blickten sanfter, und er gab mir einen kurzen kameradschaftlichen Klaps auf die Schulter. »In Ordnung, Peabody. Das ist eine erfreuliche Wendung, daß du auch einmal eine Inkompetenz zugibst. Halt sie einfach nur zurück, ja? Je eher wir von hier verschwinden können, um so besser. Kommt raus, Jungs.«
    Ich sage immer, daß sich niemand besser Platz verschaffen kann als Emerson. Seine Drohgebärden und sein noch bedrohlicher wirkender Gesichtsausdruck sorgten dafür, daß sich die Zuschauer eilig in Sicherheit brachten. Die Jungen umfaßten die Stützpfosten fester und fuhren, gefolgt von unseren Männern, mit ihrer Arbeit fort.
    Ich wandte mich wieder Colonel Bellingham zu.
    »Ich kann gegenwärtig nicht mit Ihnen sprechen, Colonel, ich muß mich beeilen. Diese Angelegenheit hat etwas Rätselhaftes, das einer Klärung bedarf. Sie werden so bald wie möglich von mir hören.«
    Statt mir zu antworten, entfuhr ihm ein Schrei, der einem durch Mark und Bein ging. Als ich mich umwandte, sah ich, wie Donald vorgeschnellt war. Emersons kräftige Arme hatten ihn schnell gepackt und hielten ihn fest, jedoch nicht schnell genug, denn er hatte den Deckel des Sargs gepackt, der nun zwischen den gespannten Seilen hin und her schaukelte. Die auf Abstand gehaltenen Touristen konnten nicht gesehen haben, was sich im Inneren verbarg, aber wir anderen erhielten einen ausgezeichneten Blick auf eine blauseidene Hülle und flachsblonde Haarsträhnen.
    Donald, der sich im Würgegriff meines wütenden und fluchenden Ehemannes befand, reckte sein Gesicht ekstatisch gen Himmel. »Endlich!« rief er. »Endlich! Sie ist es!«
    Eine andere, tiefere Stimme wiederholte seine Worte. Mit leichenblassem Gesicht murmelte Bellingham: »Sie ist es! Oh, Gott – sie ist es!«
    Er faßte sich an die Brust, stolperte nach vorn und brach zusammen.
    Es war ein Vergnügen, die prompte Reaktion zu beobachten, die meine Familie nach diesem weiteren unvorhergesehenen Ereignis an den Tag legte. Emersons Reaktion war natürlich die schnellste und effektivste. Er versetzte Donald einen gezielten Kinnhaken, fing die zusammensackende Gestalt auf und händigte sie zwei unserer Männer aus.
    »Mahmud, Hassan, bringt ihn in seine Kutsche«, befahl er. »Egal, welche Kutsche. Nehmt euch, wenn notwendig, einfach eine. Mrs. Fraser, entfernen Sie Ihren Ehemann. Ramses, David …«
    Die Jungen waren, unterstützt von Abdullah und Selim, bereits weitergegangen, und Nefret kniete neben dem Colonel, ein Messer in ihrer Hand. Dolly stand neben ihm und starrte auf ihn hinunter; als Nefrets glänzende Klinge die Gurgel ihres Vaters berührte, entfuhr ihr ein spitzer Schrei.
    Das Messer durchtrennte fachmännisch seinen Hemdstoff, den steifen Kragen und die Seidenkrawatte, und Nefret sagte, ohne aufzublicken: »Halt das verdammte Mädchen ruhig, Tante Amelia, kannst du das? Ich werde dem armen Mann die Gurgel aufschlitzen, wenn sie weiterhin so kreischt.«
    »Sicher«, sagte ich. »Dolly, wenn Sie noch einmal schreien, muß ich Sie schlagen. Ist es ein Anfall, Nefret?«
    Sie hatte seine Brust entblößt und preßte ihr Ohr dagegen. »Er ist blaß, nicht gerötet. Vielleicht ist es sein Herz.«
    Emerson stand mit gerunzelter Stirn neben mir und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. »Verflucht«, meinte er. »Warum muß so etwas ausgerechnet mir immer passieren? Man sollte doch vermuten, daß Menschen den Anstand besitzen, woanders zu sterben.«
    Ich kannte Emersons weiches Herz nur zu gut, um seine scharfen Worte ernst zu nehmen. Genau wie ich hatte auch er bemerkt, daß das Gesicht des Colonels wieder Farbe annahm und er seine Augen öffnete. Sie starrten nicht auf uns, sondern auf das goldene Haupt, das auf seiner Brust ruhte.
    »Sein Herzschlag wird gleichmäßiger«, meinte Nefret. Sie setzte sich auf ihre Fersen. Die Hand des Colonels bemühte sich vergeblich, sein Hemd zu glätten. Sie richtete seine Kleidung wieder her und lächelte ihn an. »Es geht Ihnen schon wieder besser, Sir, nicht wahr? Es tut mir leid, daß ich Ihre hübsche Krawatte ruiniert habe, aber das war nicht zu ändern.«
    »Sie sind … Ärztin?« fragte er mit schwacher Stimme. »Oh, nein. Wir sollten ihn so schnell wie möglich zu einem Arzt bringen, was meinst du, Tante Amelia?« Ich fing an, Emersons Abneigung gegen Menschen, die ständig irgendwo zusammenbrachen, zu teilen.

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