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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war ich nie sonderlich an Mumien interessiert.
    Als ich die vertraute Umgebung unseres Hauses vor mir erblickte, fühlte ich mich, als wäre ich tagelang und nicht nur einige Stunden weggewesen. Es wäre so angenehm gewesen, jetzt mit einem Drink in der Hand auf der schattigen Veranda zu entspannen, aber ich wuß te, daß mir dieser Luxus noch einige Stunden lang verwehrt blieb.
    Die Kutsche traf kurz nach uns ein, und ich sorgte dafür, daß der Colonel in Ramses’ Zimmer gelegt, sein Dragomane sowie sein Kutscher in der Küche verpflegt und Dolly die notwendigen Räumlichkeiten zur Erfrischung gezeigt wurden.
    Nefret hatte recht gehabt; das Mädchen war ein absolut hoffnungsloser Fall. Sie konnte weder auf sich noch auf ihren Vater aufpassen. Sie saß vor meinem Toilettentisch, hatte die Hände im Schoß gefaltet und starrte auf ihr Ebenbild im Spiegel. Ich war diejenige, die ihre Hutnadeln entfernte, ihr den Hut abnahm und ihr das nasse, zerzauste Haar richtete. Als ich ihr ein feuchtes Tuch reichte, sah sie es nur verständnislos an, so daß ich ihr den Staub und den Schweiß von ihrem Gesicht abwischte.
    Allerdings bemerkte ich keinerlei Anzeichen von Tränen. Das kalte Wasser belebte sie – vielleicht war es aber auch mein Angriff auf ihren Porzellanteint. Sie nahm mir das Tuch aus der Hand und strich damit vorsichtig über ihre Lippen. (Ich hatte bereits den Verdacht gehegt, daß das leuchtende Rosa nicht natürlichen Ursprungs sein konnte.) Dann bat sie um ihre Handtasche.
    Während sie Reispuder auf ihre Wangen stäubte, fragte sie: »Wie geht es meinem armen Daddy?«
    »Auf dem Weg der Besserung, darf ich glücklicherweise sagen. Miss Forth ist bei ihm.«
    »Miss Forth?« Ich beobachtete das hübsche, gefaßte Gesicht im Spiegel und sah ihre zusammengekniffenen Augen. »Warum ist sie bei ihm?«
    »Weil sie ein nettes, mitfühlendes Wesen ist. Außerdem hat sie medizinische Vorbildung. Da ich mit Ihnen beschäftigt war, war niemand sonst zur Hand.«
    »Wo ist Mr. Emerson?«
    Ich wollte gerade antworten, doch dann dämmerte mir, daß sie vielleicht gar nicht meinen Ehemann meinte. Vermutlich würde ich mich auch daran gewöhnen müssen. »Wenn Sie meinen Sohn meinen, er und David sind bei den Ställen oder mit den Pferden unterwegs. Fühlen Sie sich wieder besser? Zweifellos wollen Sie Ihren Vater sehen.«
    Dolly bedeckte die Augen mit ihren Händen und schüttelte den Kopf. »Das kann ich einfach nicht ertragen, Mrs. Emerson. Es bricht mir das Herz, ihn in einem so bedauernswürdigen Zustand zu sehen.«
    Also führte ich sie auf die Veranda und wies Ali an, den Tee zu servieren. Auf meine Versuche, ein höfliches Gespräch anzufangen, reagierte Dolly nur mit ausweichendem Gemurmel. Sie hatte sich auf einen Stuhl gesetzt, der in der Nähe der offenen Arkaden stand, die einen großartigen Blick auf den sandigen Pfad zum Flußufer hinunter boten, und starrte wie gebannt dorthin. Ich nahm an, daß sie auf die Ankunft des Arztes wartete, und deshalb legte sich meine Verärgerung über sie ein wenig. Dr. Willoughby hatte sich so eilig aufgemacht, wie er konnte. Es dauerte nicht lange, bis die Kutsche vorfuhr. Der entspannte Gesichtsausdruck des Arztes, seine leise, beruhigende Stimme, schon allein seine Gegenwart vermittelten mir das Gefühl, daß mir eine Last von den Schultern genommen worden war. Wir kannten ihn schon seit vielen Jahren und hatten volles Vertrauen zu ihm. Ich wollte ihn gerade in das Zimmer des Kranken führen, als Emerson aus dem Haus kam. Ich hatte angenommen, daß er sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, weil er Dolly und ihrem Vater aus dem Weg gehen wollte, doch seine ersten Worte bedeuteten mir, daß ich ihm unrecht getan hatte. Bewundernswerter Mann! Er war sowohl seinen Vaterpflichten als auch dem Ruf eines englischen Gentleman nachgekommen.
    »Nefret und ich waren bei Colonel Bellingham«, erklärte er. »Ich glaube, es geht ihm etwas besser. Kommen Sie, Willoughby.«
    Als Emerson zurückkehrte, war Nefret bei ihm. Sie trug immer noch ihre staubigen Stiefel und ihre Hose. Die Arme waren bis zu den Ellbogen nackt, das Hemd am Hals offen. Sie strich sich ihre rotgoldenen Locken aus dem Gesicht und ließ sich einfach auf einen Stuhl fallen. Die Katze Sekhmet krabbelte sofort von meinem Schoß auf den ihren.
    »Entschuldigt meinen Aufzug«, sagte sie knapp und streichelte die Katze. »Ich würde nur gerne eine Tasse Tee trinken, bevor ich mich umziehe.«
    Dolly, die immer noch

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