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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Burschen sein können. Ich hoffe nur …« Er hielt plötzlich inne, warf mir einen bedeutsamen Blick zu, und ich verstand ihn nur zu gut.
    Unwillkürlich entschlüpfte mir ein mißbilligender Seufzer. Ich wußte – wer hätte das besser wissen können als ich? –, wie Tatsachen durch Klatschgeschichten verfälscht und ausgeschmückt werden, und ich zweifelte nicht daran, daß unsere Männer Ramses’ Beschreibung dessen, was dort unten im Grab lag, gehört hatten. Kein Wunder, daß diese neugierige Bande hier herumlungerte! Langes goldenes Haar, seidene Umhüllung – mittlerweile enthielt die Beschreibung vermutlich bereits goldene Diademe und juwelenbesetzten Schmuck. Wenn Donald Fraser Wind von der Sache bekam, würde er mit Sicherheit glauben, daß wir seine imaginäre Prinzessin gefunden hatten. Ich mußte mit ihm und Enid sprechen, bevor sie irgend etwas über Dritte erfuhren.
    »Emerson«, sagte ich, »wäre es nicht besser, wenn wir die Bergung der Mumie verschöben, so daß wir den Gerüchten entgegenwirken und sich das allgemeine Interesse wieder legt? Der bloße Anblick der Mumie erscheint mir momentan …«
    Emerson schüttelte seinen widerspenstigen dunklen Schopf. »Ein Aufschub facht nur die Neugier an, und die wilden Gerüchte werden die Erwartungen unserer Nachbarn in Gurneh steigern, dieser verdammten Grabräuber-Schweine.«
    »Dann wollen wir es hinter uns bringen«, stimmte ich ihm zu.
    Nefret machte mit der Unterstützung von David Photos der verschlossenen Tür und ihrer Umgebung. Das erforderte lange Belichtungszeiten, denn Emerson weigerte sich, Magnesiumfackeln oder Schwarzpulver für die Beleuchtung einzusetzen. Reflektoren aus poliertem Metall hatten uns in der Vergangenheit gute Dienste geleistet und würden es auch weiterhin tun, solange nicht das gesamte Tal elektrifiziert war. Der von Howard installierte Generator reichte nur für wenige Gräber.
    Während Nefret und David ihre Arbeit ausführten, studierte ich die hölzerne Tür, die jetzt vollkommen freigelegt war. Es ist schwierig, in Ägypten lange Holzbretter aufzutreiben, denn die einheimischen Bäume sind klein und dürr. Die Tür war aus einzelnen Brettern zusammengenagelt, aber es war eine gute Zimmermannsarbeit, und sie fügte sich harmonisch in den Rahmen ein. Es gab keinen sichtbaren Bolzen oder Riegel; Mörtel füllte die unebenen Stellen zwischen dem Holz und dem Stein. Emerson setzte das Ende eines Brecheisens an. Abdullah räusperte sich.
    »Emerson.«
    »Was ist denn?« Emerson stemmte sich auf das Eisen. »Der Fluch.«
    »Der was?« Emerson drehte sich um und sah seinen Vormann an.
    »Ich weiß, daß es keinen gibt«, sagte Abdullah selbstbewußt. »Aber Daoud und die anderen Dummköpfe …«
    »Abdullah, wir haben nur sehr wenig Zeit. Angenommen, ich führe die Geisterbeschwörung morgen als allererstes durch?«
    Abdullah sah ihn zweifelnd an. Ramses räusperte sich. »Mich würde es freuen, einige Worte dazu zu sagen, Vater.«
    »Du?« Emerson wandte den Blick zu Ramses. Er liebt es, Geisterbeschwörungen durchzuführen, für die er in ganz Ägypten berühmt ist, und schätzt es gar nicht, wenn man ihm in den Rücken fällt.
    Nefret, die sehr ernst gewirkt hatte, konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. »Sie nennen ihn ›Akhu e-Afareet‹, weißt du. Steh zu deinem Namen, Ramses, und ich werde selbst noch ein oder zwei Worte beisteuern.«
    Ich hatte mich gewundert, welch liebevollen Kosenamen die Ägypter Ramses gegeben hatten. Ich wollte ihn gerade zurechtweisen, aber Emerson kam mir zuvor.
    »Dann mach’s kurz«, knurrte er und wandte sich wieder der Tür zu.
    Also begann mein Sohn, auch bekannt als Bruder der Dämonen, mit seinen Armen zu rudern und dabei in einer Mischung aus Sprachen zu singen, die vom mittelalterlichen Französisch bis zum klassischen Arabisch reichten. Den Blick hielt er jedoch auf Emerson gerichtet, und als das Portal Anzeichen machte nachzugeben, fand sein Singsang ein jähes Ende. Er wandte sich Nefret zu, umfaßte ihre Hände und riß diese nach oben.
    »Lausche dem Segen der Tochter des Vaters der Flüche, der Schwester des Bruders der Dämonen, dem Licht von Ägypten«, intonierte er und fügte leise in englischer Sprache hinzu: »Los, Mädchen, sag was, steh nicht gaffend hier rum.«
    Nefrets erstes Wort war kaum mehr als ein Flüstern, aber sie faßte sich schnell, rezitierte mit sonorer Stimme das Glaubensbekenntnis und schloß mit den Worten »Der Herr schütze und behüte

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