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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wilde Geschichten anhören müssen, aber diese hier erschütterte ihn sichtlich.
    »Sind Sie sicher?« rief er.
    »Was ihre Identität anbelangt? Daran besteht leider kaum Zweifel. Allerdings ist nur ihr Ehemann in der Lage, es voll und ganz zu bestätigen.«
    »Der Colonel scheint nur einen Schwächeanfall erlitten zu haben«, sagte Willoughby. »Er hat ein starkes Herz.
    Aber ich habe dennoch Bedenken, die Verantwortung zu übernehmen. Ein solcher Schock …«
    »Er hat den Schock schon gestern erlitten«, sagte ich.
    »Die Wahrheit kann auch nicht schlimmer sein als das, was er ohnehin bereits befürchtet.«
    Und so war es denn auch. Wir ließen die anderen in seinem Büro zurück, und der Doktor begleitete mich und Emerson zum Zimmer des Colonels. Ausgepolsterte Sessel und niedrige Tischchen, Vasen mit frischen Blumen und hübsche Drucke von Kätzchen und Hundewelpen gaben dem Raum eher den Anstrich eines Gästezimmers als den eines Krankenzimmers. Bellingham saß am offenen Fenster. Er begrüßte uns augenscheinlich wenig überrascht und erhob sich, um mir die Hand zu küssen.
    »Also stimmt es«, sagte er leise.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte ich und drückte mitfühlend seine Hand.
    Willoughby ergriff die andere Hand des Colonels und legte seine Finger auf dessen Handgelenk. Bellingham schüttelte den Kopf.
    »Mein Pulsschlag ist absolut stabil, Doktor. Ich hätte sicherlich gestern nicht diesen Schwächeanfall erlitten, wenn der Anblick nicht so plötzlich und unerwartet gewesen wäre. Ich bin Soldat, Sir. So etwas wird mir nicht noch einmal passieren. Und jetzt, Professor und Mrs. Emerson, wenn Sie die Güte haben wollen, mir zu erzählen …«
    Emerson überließ es mir, weil er wußte, daß ich ihm die schrecklichen Fakten so sanft wie eben möglich vermitteln würde. Bellinghams Gesicht wurde eine Spur blasser, als ich ihn nach den Initialen in der Unterwäsche fragte, doch er bestätigte meine Vermutung mit gefaßter, lauter Stimme.
    »Ihr Vorname war Lucinda. Sie hatte Unmengen solcher Wäschestücke. Wir haben sie gemeinsam in Paris ausgesucht. Dann bleibt mir also nur noch, sie in eine würdigere Begräbnisstätte zu überführen.«
    »Ich fürchte«, sagte Emerson, »daß noch eine Menge mehr erledigt werden muß. Willoughby hat uns seine Privatkapelle sowie seinen Friedhof angeboten, und ich hoffe, daß diese Vorkehrungen heute getroffen werden können. Die Fragen, wie sie starb und warum wir sie hier gefunden haben, sind allerdings gleichermaßen wichtig.«
    »Er hat sie umgebracht«, sagte der Colonel.
    »Er?«
    »Dieses Mörderschwein Dutton Scudder.« Zum ersten Mal wurde der würdige Gesichtsausdruck des Colonels von Emotionen verzerrt. »Sie kennen die Geschichte doch sicherlich? Jeder in Kairo wußte es. Aber sie waren im Unrecht. Ich habe der Polizei erzählt, daß diese gemeinen Gerüchte nicht stimmten! Ich habe erklärt, daß sie mich nicht verlassen hat, sondern daß Scudder sie gegen ihren Willen entführt hat.«
    »Er war Ihr Sekretär?« fragte Emerson.
    »Er erledigte die gleichen Aufgaben wie die ortsansässigen Dragomane«, sagte Bellingham verächtlich. »Ich fand ihn durch eine Arbeitsvermittlung in New York: er hatte in Ägypten gelebt und konnte Arabisch. Hätte ich nur gewußt …« Sein zorniger Gesichtsausdruck entspannte sich. »Jetzt ruht sie in Frieden. Ihr guter Name wird ebenso wie mein Vertrauen in sie wieder hergestellt werden.«
    »Äh – sicherlich«, sagte Emerson verhalten. »Ich glaube, es war Kairo, wo sie verschwand. Haben Sie irgendeine Vorstellung, warum er sie mumifizieren und ihren Leichnam nach Luxor transportiert haben könnte?«
    »Er ist ein Irrer«, sagte Bellingham.
    Emerson rieb sich das Kinn. »Hmhm. Zweifellos ist er … Sagten Sie ›ist‹?«
    »Er lebt.« Bellingham ballte seine Hände zu Fäusten.
    »Er lebt – bis ich ihn finden werde. Sie wollten mir nicht glauben, Professor Emerson, als ich Ihnen erzählte, daß irgend jemand Dolly etwas anhaben will. Zweifeln Sie immer noch an meinen Worten?«
    »Glauben Sie, daß es Scudder ist?« fragte ich.
    »Wer soll es denn sonst sein? Die Angriffe auf mein kleines Mädchen begannen, als wir in Ägypten eintrafen.
    Nachdem er Lucinda mißbraucht und ermordet hatte, muß sich Scudder all die Jahre hier versteckt haben; als er dann Dolly mit mir zusammen sah, weckte das seine Mordgelüste erneut. Er verfolgte uns nach Luxor und vergewisserte sich, daß ich als einer der ersten davon erführe, was er

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