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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte erwartet, daß Sie heute kommen würden, Mrs. Emerson, deshalb habe ich Mr. Fraser zusammen mit seiner Frau nach Karnak geschickt. Er wollte zwar nicht gehen, aber ich versprach ihm, daß ich ihn dafür entschädigen würde.«
    »Ich hoffe, Sie haben ihm nicht versprochen, daß er sich die Mumie ansehen kann, die wir gestern gefunden haben. Das würde Ihr Trugbild vollständig zerstören.«
    Mrs. Whitney-Jones’ Lächeln glich mehr denn je dem einer großen, freundlichen Tigerkatze. »Sie nehmen kein Blatt vor den Mund, Mrs. Emerson. Aber auch ich bin Realist. Ich weiß, wann das Spiel zu Ende ist.«
    »Dann«, sagte ich, »geben Sie also zu, daß Sie ein Scharlatan sind? Daß Sie Mr. Frasers Schwäche ausnutzten, um Kapital daraus zu schlagen?«
    »Warum sollte ich das leugnen?« Ganz Dame zuckte sie sanft mit den Schultern. »Ich kenne Sie vom Hörensagen, Mrs. Emerson. Wenn ich gewußt hätte, daß die Frasers Freunde von Ihnen sind, wäre ich niemals so weit gegangen. Sie hätten Mr. Vandergelt auch nicht als zusätzliche Abschreckung mitbringen müssen, obwohl ich mich natürlich freue, seine Bekanntschaft zu machen. Ich würde jedoch vorschlagen, daß wir die Auswirkungen einer solchen Enthüllung auf Mr. Fraser zunächst einmal besprechen, bevor Sie gegen mich vorgehen.«
    »Wenn das eine Drohung sein soll«, fing ich zornig an.
    »Betrachten Sie es eher als Verhandlungsbasis«, war die sanfte Antwort.
    Cyrus hatte keinen Ton gesagt und sie auch nicht aus den Augen gelassen. Er kauerte auf dem Rand eines ungemütlichen Stuhls, hielt seinen Hut in den Händen und wirkte so unglücklich wie ein junger Mann, der seine erste Aufwartung macht. Plötzlich entspannte sich sein nachdenklicher Gesichtsausdruck, und er lehnte sich zurück.
    »Sie pokern mit allen Mitteln, was, Mrs. Whitney-Jones? Oder besser gesagt – Mrs. Jones?«
    Sie betrachtete ihn aus den Augenwinkeln, und ich hatte den Verdacht, daß ihr Mund leicht zuckte. »Sie offensichtlich auch, Mr. Vandergelt. Die Runde geht an Sie.«
    »Das dachte ich mir.« Cyrus warf seinen Hut auf das Sofa und schlug die Beine übereinander. »Scheint mir so, als hätten Sie alle Karten in der Hand, Ma’am. Sie haben die Frasers mit falschen Versprechungen um eine gewaltige Geldsumme gebracht. Ich wäre nicht im mindesten überrascht, wenn Sie eine alte Bekannte vom Scotland Yard wären. Was bringen Sie zu Ihrer Verteidigung ein?«
    Sie drehte sich leicht, um ihm ins Gesicht blicken zu können, und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Mr. Frasers geistige Gesundheit, Mr. Vandergelt.« Dann änderte sich ihr Verhalten abrupt, und sie preßte ihre Hände fest zusammen. »Ich gebe zu, daß ich bis zu einem gewissen Grad die Schuld trage. Aber er ist nicht der erste – oh, ja, Mr. Vandergelt, sie hatten völlig recht! –, er ist keineswegs mein erster Klient. Die Leichtgläubigkeit der Menschen ist grenzenlos; und wenn sie dumm genug sind, mir zu glauben, warum sollte ich daraus nicht meinen Vorteil ziehen?
    Mr. Fraser ist ein anderer Fall. Er gehört nicht zu den Menschen, die eine Person wie mich normalerweise konsultieren. Nicht, daß er etwa den Verstand besitzt, die Trugbilder aufzudecken; er ist recht unkritisch, aber in erster Linie fehlt ihm – die Romantik, die Vorstellungskraft, der Wunsch nach einer Illusion. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Ich denke schon«, meinte Cyrus leise.
    »Ich lernte ihn und seine Frau bei einem gemeinsamen Freund kennen. Es waren noch sehr viele andere Leute zugegen; ich war für diesen Abend bezahlt worden, rückte Tische, beschwor die Toten und amüsierte die Gäste.« Ihr Mund zuckte. »Dumme Frauen und bornierte Männer, die Antworten suchen, wo gar keine existieren. Aber es schickt sich nicht, sich über seine Opfer lustig zu machen, werden Sie sagen. Lassen Sie mich fortfahren. Nach solchen Vorstellungen wenden sich häufiger private Klienten an mich. Mr. Fraser besuchte mich am darauffolgenden Tag. Eines meiner Medien – Sie verstehen, was ich meine? – ist eine ägyptische Prinzessin. Nicht sehr originell, nicht wahr, Mrs. Emerson? Aber sie erfreuen sich großer Popularität bei ihren Anhängern, und es war eben diese Prinzessin Tasherit, mit der Mr. Fraser in Kontakt treten wollte, nicht etwa seine Großmutter oder sein verstorbener Vater. Von da an …« Ein weiteres Achselzucken. »Sie werden das nicht glauben, aber es ist wahr. Er übernahm die Führung. Er fragte nicht, er forderte, und wenn ich

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