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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ihm eine Scheibe Toast. »Da gibt es nichts zu bewachen, Emerson. Ich habe noch niemals ein Grab gesehen, das so leer war.«
    »Heute ist Freitag«, erklärte David. »Der Tag der …«
    »Ja, ja, ich weiß. Verdammte Religion«, fügte Emerson hinzu und schlug seine großen weißen Zähne in ein Stück Toast.
    Unsere eigenen religiösen Anschauungen waren aus der Notwendigkeit heraus eklektisch. Davids Vater war Kopte gewesen, seine Mutter Muslimin. Nefret war bei einem Volk Priesterin der Isis gewesen, das immer noch die altägyptischen Gottheiten verehrte. Die Versuche ihres Vaters, sie im christlichen Glauben zu erziehen, waren bestenfalls halbherzig gewesen. Emerson lehnte jede Form der Religionsgemeinschaft schlichtweg ab, und Ramses, der ständig den Gesetzen des Islam begegnete, kannte den Koran besser als die Bibel – aber woran Ramses wirklich glaubte, wenn er überhaupt an irgend etwas glaubte, wä re schwierig zu bestimmen gewesen.
    Ich glaube, sagen zu dürfen, daß ich mein Bestes versucht hatte. Wenn wir in England lebten, sorgte ich stets dafür, daß die Kinder mit mir zusammen den Gottesdienst besuchten. In Ägypten war das allerdings keineswegs einfach. In Kairo gab es christliche Kirchen, und gelegentlich gelang es mir sogar, meine widerwillige Bande (außer Emerson, natürlich) davon zu überzeugen, daß sie mich begleiteten. In Luxor hätte es allerdings erheblichen Aufwand bedeutet, die Kinder in anständige Sachen zu zwängen und über den Fluß zu setzen, um die recht unregelmäßig stattfindenden Gottesdienste besuchen zu können – ganz zu schweigen von Emersons lautem Widerspruch. Deshalb hatten wir uns daran gewöhnt, auch sonntags mit unseren Männern zusammen zu arbeiten. Ich sage immer, daß die formale Einstellung weniger wichtig ist als die des Herzens.
    Nefret bestand darauf, selbst nach dem Zustand von »Teti« zu schauen. »Nicht, daß ich deiner Beurteilung nicht traute, Ramses, mein Junge, aber ich bin der diensthabende Mediziner.« Als sie zurückkehrte, verkündete sie, daß der Patient wohlauf sei und alles verspeiste, was er zwischen die Zähne bekäme.
    »Dieser Ort verwandelt sich zunehmend in eine verdammte Menagerie«, murrte Emerson. »Ich hoffe, daß du sie nicht mit nach England nehmen willst, Nefret, denn bei Ziegen muß ich den Schlußstrich ziehen. Katzen, ein oder zwei Löwen: ja; Ziegen: nein.«
    »Selim wird sich um sie kümmern, wenn wir nicht hier sind«, sagte Nefret.
    Sie trug ein zweiteiliges Kleid und einen breitkrempigen Hut, der unter ihrem Kinn mit einem hauchdünnen Schal zusammengebunden war, und sie sah sehr hübsch aus. Die Jungen … Nun, sie waren zumindest sauber gewaschen. Als Cyrus eintraf, waren wir reisefertig. Auch wenn niemand Emersons beeindruckende Erscheinung in den Schatten stellen kann, so war doch Cyrus ganz der Mann von Welt mit Tweedsakko, maßgeschneiderten Reithosen und glänzenden Stiefeln. Wir ließen die Pferde bei der Dahabije zurück, entschieden uns für eines der kleineren Boote, und die Männer ruderten los.
    Während ich zwischen Cyrus und Emerson saß, sagte ich plötzlich: »Nun, meine Herren, wie sehen denn Ihre Pläne aus? Wir dürfen keine Zeit verlieren. Es gibt viel zu erledigen.«
    Cyrus nickte. »Ich muß immer an diese arme Kreatur denken, die wie ein Stück ausgemusterter Ballast dagelegen hat. Ich würde mich glücklich schätzen, ihr einen anständigen Sarg zukommen lassen zu dürfen, wenn wir einen finden können.«
    »Das ist Aufgabe ihres Ehemannes«, sagte Emerson. »Und seine Pflicht.«
    »Man kann ihn nicht zur Rede stellen«, fing ich an.
    »Er muß zur Rede gestellt werden.« Emerson bedachte mich mit einem strengen Blick. »Peabody, ich bestehe darauf, daß du endlich aufhörst, die Geschicke der Welt und ihrer Bewohner zu bestimmen. Ich bin gewillt, einen Tag meiner kostbaren Zeit auf diese Unannehmlichkeiten zu verwenden, aber ich möchte sie am heutigen Abend geklärt wissen, so daß ich mich wieder meiner eigenen Arbeit widmen kann.«
    Er schnippte mit den Fingern. »Zuerst werde ich nach Kairo telegraphieren. Dies ist weder eine Sache für die örtliche Polizei noch für den amerikanischen Konsulatsbeauftragten.«
    Ich konnte ihm nur zustimmen. Ali Murad, besagter Beauftragter, war ein Türke, mit dem wir schon mehrere unangenehme Zusammenstöße gehabt hatten. Seine vorrangige Beschäftigung war der Handel mit Antiquitäten – ob legal oder nicht.
    »Als zweites«, fuhr Emerson fort, »werde

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