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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Cyrus: »Was für merkwürdige Namen die Amerikaner haben!«
    »Also, Mrs. Amelia, Ihr Engländer seid auch nicht ohne, wenn es um unaussprechliche Titel geht. Dieser unglückselige Junge trägt vermutlich den Familiennamen seiner Mutter; unsere Südstaatennachbarn machen so etwas gelegentlich. Ich nehme an, daß die Booghises eine alteingesessene Familie in Charleston sind.«
    Die Jungen waren mehr oder weniger wieder aufgetaucht, nachdem Dolly und ihr Begleiter verschwunden waren. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihnen um. Sie kamen, allerdings sehr langsam, und ich bemerkte, daß sie in eine angeregte Diskussion vertieft waren. Ramses hatte natürlich die Gesprächsführung übernommen. Als er sah, daß ich wartete, beschleunigte er seine Schritte.
    »Was habt ihr gemacht?« fragte ich mißtrauisch.
    »Mit Saiyid geplaudert«, erwiderte Ramses.
    »Worüber?«
    »Ich habe ihn gefragt«, sagte Ramses langsam und betont, »ob er von Colonel Bellingham angeworben wurde und, wenn ja, warum der Colonel Mohammed entlassen hat, der gestern bei den beiden war.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »›Ja‹ zur ersten Frage, ›nur Allah kann es wissen‹ zur zweiten.«
    »Er muß doch irgendeine Ahnung haben«, bohrte ich. »War Mohammed unverschämt, oder ist er seinen Pflichten nicht nachgekommen?«
    Ramses überlegte und entschied sich dann für weitere Ausführungen. »Mohammed behauptete, er wäre seinen Pflichten in jeder erdenklichen Weise nachgekommen. Das würde in seiner Situation selbstverständlich jeder sagen. Vielleicht mochte ihn Miss Bellingham nicht. Sie hat die Angewohnheit, Personal ohne einen ersichtlichen Grund zu entlassen.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie Saiyid vorziehen sollte«, sagte ich lächelnd. »Mohammed ist ein großer, ansehnlicher Kerl, aber Saiyid … Nun, der arme Mann kann nichts für sein Schielen und seine Warzen, aber ich vermute, er würde Dolly nicht zu Hilfe eilen, wenn sie irgend jemand angriffe.«
    »Er gehört zu den notorischen Faulpelzen von Luxor«, stimmte Ramses zu. »Aber warum sollte irgendein Führer oder Dragomane auch sein Leben für den großartigen Lohn von 25 Piaster pro Tag riskieren?«
    Cyrus wollte wissen, worüber wir sprachen, deshalb erzählte ich ihm von Bellinghams Befürchtungen um das Wohlergehen seiner Tochter. »Emerson behauptet natürlich, daß überhaupt kein Anlaß zur Sorge besteht«, sagte ich. »Aber wir haben allen Grund, etwas anderes zu vermuten.«
    »Ramses hat sicherlich Grund dazu«, sagte Cyrus und starrte meinen Sohn neugierig an. Dieser schlenderte mit gelangweiltem Gesichtsausdruck umher, die Hände in den Jackentaschen vergraben. »Das ist wirklich eine merkwürdige Geschichte. Ich habe noch niemals gehört, daß ein Ausländer in den Ezbekieh-Gärten – oder irgendwo anders in Ägypten – angegriffen wurde. Wirklich unvorstellbar!«
    »Ich bin froh über Ihre Zustimmung, daß diese Angelegenheit ernstzunehmen ist, Cyrus«, sagte ich. »Aber ich bitte Sie, das nicht gegenüber Emerson zu erwähnen; er befindet sich bereits im fortgeschrittenen Stadium der Verärgerung.«
    »Aus gutem Grund, Mrs. Amelia, meine Liebe. Sie haben ständig das Pech, in solches Ungemach einbezogen zu werden, aber ich kann mich nicht erinnern, daß es jemals so kompliziert wie diesmal war.«
    Wir erreichten das Telegraphenamt, als Emerson und Nefret gerade wieder heraustraten. »Wo wart ihr so lange?« fragte er mit beängstigendem Stirnrunzeln.
    »Schon fertig?« fragte Cyrus überrascht.
    Emerson ist der einzige mir bekannte Mensch, dem es mit seinem Fluchen gelingt, die Bediensteten im Telegraphenamt auf Trab zu bringen. Er kann überhaupt nicht begreifen, warum andere Leute dafür so lange brauchen.
    Wir nahmen eine Droschke, um zur Klinik zu gelangen, denn diese befand sich in einer ruhigen, ländlichen Gegend außerhalb der Stadt. Von schattenspendenden Palmen und Tamarisken umsäumt, umgeben von einem bunten Blumengarten, verbreitete das große weiße Haus eine beruhigende Atmosphäre, die auf den Gesundheitszustand von Dr. Willoughbys Patienten einen fördernden Einfluß haben sollte. Er glaubte – genau wie ich –, daß eine komfortable Umgebung, gutes Essen und zuvorkommender Service wesentlich für die körperliche sowie die geistige Gesundheit sind.
    Emerson kam gleich zur Sache – »Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Willoughby, und Sie ebenfalls« – und begann mit seiner Geschichte. Der gute Doktor hatte sich schon viele

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