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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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meiner armen Frau angetan hat.
    Mrs. Emerson, ich erzählte Ihnen gestern, daß ich eine Einladung erhalten hatte. Ich hätte wissen müssen, daß Sie nicht der Absender waren, auch wenn sie Ihre Unterschrift trug.«
    »Gütiger Himmel!« entfuhr es mir. »Er muß uns ebenfalls beobachtet haben. Er wußte, daß wir das Grab gestern öffnen würden. Welch ein teuflischer Plan!«
    »Der Mann ist verrückt«, wiederholte Bellingham. »Sie haben den Beweis dafür mit eigenen Augen gesehen.«
    »Geistige Umnachtung ist eine gebräuchliche Erklärung für ansonsten unerklärliches Verhalten«, sagte Emerson trocken. »Doch auch Ihr Verhalten, Colonel, bedarf einer Erklärung. Warum zum Teufel sind Sie nach Ägypten zurückgekehrt?«
    Bellingham hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt und beobachtete Emerson mit einem schwachen, verständnisvollen Lächeln. »Sie sind ein schlauer Mann, Professor. Sie müssen die Antwort doch kennen. Es gibt nur eins, was mich wieder an den Ort meines tragischen Verlustes zurückbringen konnte.«
    »Scudder hat Ihnen geschrieben.«
    »Ja, vor einigen Monaten. Der Brief war in Kairo abgeschickt worden. Er besagte …« Bellingham zögerte, als versuchte er, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern. »Daß, wenn ich nach Ägypten zurückkehrte, er mir meine Frau zurückgeben wollte. Wie Sie gesehen haben, hat er genau das getan.«
    Wir waren bereits auf dem Weg zurück nach Luxor, als Emerson den anderen unsere Unterredung mit Bellingham schilderte.
    »Ich schäme mich zwar für meine üblen Gedanken«, sagte Cyrus zerknirscht. »Aber daß er vorgab, seine Frau hätte ihn nicht aus freien Stücken verlassen, würde doch jeder Mann sagen, um seinen Stolz zu wahren, nicht wahr?«
    »Die Polizei muß andere Gründe gehabt haben, um ihm zu mißtrauen«, sagte ich. »Hatten sie sich gestritten? Zog sie ihm den jüngeren Mann vor?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Aber sehen Sie, Mrs. Amelia, es ist nicht ganz so einfach, wie Ihre Romanschriftsteller die Entführung einer Dame gegen deren Willen schildern. Besonders wenn die Dame aus einem großen Hotel in einer riesigen Stadt verschwindet und nichts auf einen Kampf hindeutet.«
    »Es ist merkwürdig«, sagte Nefret gedankenverloren. »Wo war ihre Zofe, als es passierte?«
    »Wartete in ihrem eigenen Zimmer auf die Anweisungen der Lady. Sie hatte sich etwas unwohl gefühlt – die üblichen Beschwerden, mit denen Besucher zu kämpfen haben –, und Mrs. Bellingham, eine überaus liebenswürdige und rücksichtsvolle Dienstherrin, hatte dem Mädchen erlaubt, sich am Nachmittag auszuruhen, während sie irgendeine Teeparty im Haus des amerikanischen Konsuls besuchte. Sie betrat das Hotel so gegen sechs Uhr wieder, aber niemand sah sie beim Verlassen – oder sah sie überhaupt noch jemals.« Cyrus schüttelte den Kopf. »Es ist mir immer noch ein Rätsel, wie Scudder das gelungen ist.«
    »Mein lieber Cyrus, Sie stellen einen entsetzlichen Mangel an Vorstellungskraft zur Schau«, sagte ich. »Ich kann mir mehrere Möglichkeiten vorstellen, wie er es bewerkstelligt haben könnte.«
    »Ich bin sicher, daß du das kannst«, brummte Emerson.
    »Erspar mir deine melodramatischen Szenarien. Peabody.«
    »Armer Mann«, sagte Nefret leise. »Nach all diesen Jahren der Ungewißheit und den schlimmsten Befürchtungen – dann wieder neuer Hoffnung, die schließlich auf niederträchtigste Weise zerstört wurde! Was für ein Fanatiker ist dieser Scudder?«
    Ich entschied, ihr nicht zu erzählen, daß sich der Colonel nach ihr erkundigt hatte und ich sie von ihm ergeben grüßen sollte.
    »Das liegt jetzt außerhalb unserer Zuständigkeit.« Emerson straffte seine breiten Schultern. »Und nun zu diesen verfluchten Frasers!«
    Ich überredete Emerson, zunächst ein Mittagessen einzunehmen. Es war zwar noch recht früh, doch ich brauchte Zeit, um meine Strategie zu durchdenken.
    Ich hatte keinesfalls die Absicht, ein Gespräch zwischen Emerson und Mrs. Whitney-Jones zuzulassen. Nicht daß ich befürchtete, er würde sie kompromittieren; das Gegenteil war eher der Fall. Emerson hat zwar ein lautes Stimmorgan, aber sobald Frauen im Spiel sind, ist er so lammfromm wie ein zahnloser alter Hund. Jede kann ihm Honig ums Maul schmieren.
    Das »Karnak Hotel«, in dem wir zu Mittag aßen, liegt am Nilufer und bietet einen wunderbaren Blick über den Fluß und das Westufer. Der Tag war unverhältnismäßig kühl; die Brise, die vom Wasser heraufwehte, zerzauste Emersons dunkle

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