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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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stickig. Nefret hatte ihren Hut abgenommen und fächelte sich damit Luft zu.
    »Das ist doch reine Zeitverschwendung«, fuhr sie fort. »Wie soll sich denn der Stationsvorsteher an eine verschleierte Frau erinnern können? Sie sehen doch alle gleich aus in ihren schwarzen Umhängen. Allerdings wußten sie, daß sie sie hintergangen hatte, und der Bahnhof ist einer der ersten Plätze, wo sie nach ihr gesucht hätten. Wenn sie so klug ist, wie ihr Männer das durchweg zu denken scheint, dann würde sie sich verbergen, bis Gras über die Sache gewachsen ist, und es gibt nur einen für sie logischen Aufenthaltsort.«
    »Nefret, würdest du bitte sachlich bleiben?« Ramses sprach leise. »Ich stimme mit dir überein, daß Layla vielleicht Zuflucht bei ihren alten … äh … Bekannten gesucht hat. Aber nur mit Vaters Hilfe gelingt es uns, dieses Haus zu besuchen. Er will vermutlich selbst dorthin, was keine gute Idee wäre. David und ich überzeugen ihn vielleicht davon, daß wir wesentlich erfolgreicher sein können als er, aber er würde um nichts in der Welt zustimmen, wenn er wüßte, daß du uns begleitest.«
    »Ich würde auch nicht zustimmen«, sagte David. Er stand direkt hinter Ramses und musterte argwöhnisch die vorübereilenden Passanten.
    Nefret drückte ihren Hut zurück auf ihren Kopf und verknotete dessen Bänder unter ihrem Kinn. »Das werden wir ja sehen. Da kommen sie. Irgendwelche positiven Neuigkeiten, Professor?«
    »Positiver, als ich erwartet hätte«, lautete die Antwort. »Heute früh hat eine Frau eine Fahrkarte nach Kairo gekauft. Ihr Schmuck und ihre Kleidung entsprachen denen einer Bäuerin, aber der Angestellte erinnerte sich an sie, weil sie allein reiste und eine Fahrkarte zweiter Klasse wünschte. Eine Frau aus dieser Schicht würde normalerweise dritter Klasse reisen, wenn sie überhaupt den Zug nähme. Ich werde nach Kairo telegrafieren und die Polizei bitten, die Ankunft des Zuges zu überwachen.«
    Es bedurfte eines ausgeklügelten Ablenkungsmanövers und diverser Notlügen, um die Sache nach Ramses’ Vorstellungen zu arrangieren. Im Anschluß an das Telegrafenamt besuchten sie das Winter Palace. Da sie Sir Edward nicht antrafen, beschlossen sie, ein Mittagessen im Hotel einzunehmen; und während sich die Damen frisch machten, nutzte Ramses die Gelegenheit, um mit seinem Vater zu reden. Dessen erste Reaktion war genau die, die er erwartet hatte – eine rundweg schnöde Ablehnung. »Du willst doch nicht etwa selbst hingehen, Vater«, sagte Ramses.
    »Sie würden nicht mit dir reden.«
    Emerson fixierte ihn mit eisigem Blick. »In deiner Gegenwart würden sie sich also wohler fühlen?«
    »Ja, Sir. Das glaube ich.«
    »Ganz Luxor erstarrt in Ehrfurcht vor dir, Professor«, fügte David hinzu. »Vielleicht hätten sie einfach Angst, freimütig mit dir zu reden.«
    »Pah«, sagte Emerson. »Nein. Nein, das kommt nicht in Frage. Ich darf gar nicht darüber nachdenken, was deine Mutter sagen würde, wenn sie herausfände, daß ich euch Jungen ein Bordell habe besuchen lassen.«
    »Was wird sie sagen, wenn sie erfährt, daß du eins besuchen willst, Vater?« fragte Ramses.
    »Äh … hmhm.« Emerson rieb sich sein Kinn und blickte unbehaglich zur Tür des Damenwaschraums.
    »Er hat es auf den Punkt gebracht, Emerson«, grinste Vandergelt.
    »Sie sind kein guter Lügner. Sie würde jede Ihrer Ausreden durchschauen und darauf bestehen mitzukommen. Wir wollen doch sicherlich nicht, daß sie da hereinschneit bei den … äh … hmmm. Überlassen Sie das Ganze einfach den Jungen.«
    Ramses war schon einmal in einem ägyptischen Bordell gewesen – allerdings, und das sollte nicht unerwähnt bleiben, ebenfalls im Zuge einer Verbrechensermittlung. Das Haus hatte ihn mit Entsetzen erfüllt, obgleich es sich um eines der weniger abstoßenden gehandelt hatte, da dort Europäer und reiche Ägypter verkehrten. Dieses hier war weitaus widerwärtiger. Der offene Hauptraum führte geradewegs auf die Straße und war lediglich mit provisorischen Vorhängen aus Stoffstreifen unterteilt. Die Fensterläden waren geschlossen, und die einzige Lichtquelle bestand aus zwei herunterbaumelnden Laternen. Der Raum roch nach Schmutz, Schweiß und billigem Parfüm. Überall schwirrten Fliegen umher, deren Gebrumm ein unermüdliches Surren erzeugte. Ihre Ankunft sorgte für eine weitere Geräuschkulisse – ein melodisches Klirren der Schmuckstücke, die Dekollete, Ohren und Frisuren der auf einem gepolsterten Diwan

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