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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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noch nicht die Zeit gefunden hatten, diesen Raum zu verwüsten, dennoch erweckte es den Anschein, als sei er in aller Eile durchsucht worden. Eine der Truhen stand offen; eine Flut bunter Stoffe quoll daraus hervor. Das Bettuch war zerknüllt und staubig.
    »War das hier dein Gefängnis?« fragte ich. »Ja.« Ramses schritt zum Bett. Er hob ein Stück weißen Baumwollstoff auf, den ich übersehen hatte, da er die gleiche Farbe wie das Bettuch hatte, inspizierte ihn und ließ ihn zu Boden fallen. Ich brauchte nicht zu fragen, worum es sich dabei handelte. Die Durchsuchung des Zimmers förderte lediglich einige Meter verknotetes und zerschnittenes Seil sowie Ramses’ Stiefel zutage, die achtlos unter das Bett getreten worden waren. Ich war froh, daß wir sie wiederhatten, denn er besaß nur zwei Paar, und Stiefel sind teuer.
    Nefret und ich untersuchten die Truhen. Sie enthielten ägyptische und europäische Frauengarderobe – einschließlich eines durchsichtigen Seidennachthemdes, das so stark parfümiert war, daß Nefret die Nase rümpfte.
    »Sie muß in dem verfluchten Zeug baden«, brummte sie.
    »Sämtliche Wertsachen hat sie mitgenommen«, sagte Emerson, der die Matratze und den Bettrahmen untersucht hatte. »Hier befinden sich weder Schmuck noch Bargeld. Und auch keinerlei Papiere.«
    Nefret stopfte das Negligé zurück in die Truhe. »Allerdings hat sie ihre sämtlichen Kleidungsstücke zurückgelassen.«
    »Sie hatte nicht die Zeit, einen Koffer zu packen«, sagte Ramses. »Und sie hätte es auch nicht gewagt, noch einmal zurückzukehren, um ihre Sachen zu holen. Sie sagte, daß die anderen bald kämen.«
    Katherine ließ sich auf einem Schemel nieder. »Wenn sie nur mit einem kleinen Bündel geflohen ist, wird sie ihre Garderobe aufstocken müssen. Wir sollten uns in den Basaren und Geschäften umhören.«
    »Diesen Vorschlag wollte ich gerade machen«, sagte eine Stimme in gewähltestem Englisch.
    In seinem maßgeschneiderten Tweedanzug, auf Hochglanz polierten Stiefeln, seinen Hut in der Hand, beobachtete er uns vom Türrahmen aus, und sein blondes Haar war so ordentlich frisiert, als hätte er es gerade noch gekämmt.
    »Sir Edward!« entfuhr es mir. »Was tun Sie denn hier?«
    »Ich bin schon eine Zeitlang hier, Mrs. Emerson. Ihnen allen einen wunderschönen guten Morgen«, fügte er mit einem höflichen Lächeln hinzu.
    »Daoud sollte doch niemanden ins Haus lassen«, meinte Ramses.
    »Daoud schloß mich nicht in dieses Verbot ein«, erwiderte Sir Edward süffisant. »Er erinnerte sich an mich als einen Freund und Mitarbeiter. Als Freund konnte ich nicht untätig bleiben. Bereits heute morgen hatte sich die Nachricht in ganz Luxor verbreitet. Ich bin erleichtert, daß sie etwas übertrieben war« – seine kühlen blauen Augen musterten Ramses und warfen David einen kurzen Blick zu –, »aber dennoch nicht völlig aus der Luft gegriffen. Warum sollte ich nicht meine Unterstützung anbieten?«
    »Unnötig«, sagte Emerson. »Wir haben die Sache im Griff.«
    »Ah, haben Sie das wirklich? Keiner, der Sie alle so gut kennt wie ich, würde Ihre Fähigkeiten anzweifeln, sich gegen gewöhnliche Widersacher zu verteidigen. Doch allein die Tatsache, daß es diesen Widersachern gelang, Ramses und seinen Bediensteten …«
    »David ist nicht mein Bediensteter«, fuhr ihm Ramses ins Wort.
    »… und seinen Freund zu entführen«, korrigierte Sir Edward unbeirrt, »beides zweifellos kräftige und vorsichtige junge Männer, läßt vermuten, daß sie gefährlich und skrupellos sind. Wie ich gegenüber Mrs. Emerson neulich erwähnte, bin ich auf der Suche nach einer Beschäftigung. Anscheinend ist meine archäologische Kompetenz nicht erwünscht, deshalb möchte ich Sie bitten, meine Dienste als Leibwächter in Anspruch zu nehmen.«
    »Für die ›Damen‹ meinen Sie?« fragte Nefret mit kokettem Augenaufschlag und bebenden Lippen. »Oh, Sir Edward, wie galant! Wie edelmütig! Wie können wir Ihnen das jemals danken?«
    Das war eine so großartige Parodie, daß ich am liebsten gelacht hätte. Sir Edward hatte sich ebenfalls nicht ins Bockshorn jagen lassen. Er preßte seine Hand auf seine Herzgegend und blickte Nefret mit der übertriebenen Schwülstigkeit eines Provinzschauspielers an. »Der Schutz hilfloser Frauen ist die heilige Pflicht eines jeden Engländers, Miss Forth.«
    Emerson war alles andere als erheitert. »Was für ein Unsinn«, knurrte er. »Das hier ist keineswegs zum Lachen, Sir Edward.«
    »Dessen

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