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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mir dargelegt hatte, daß sie wahrscheinlich niemand um diese Uhrzeit auf der Straße vermutete. Was mir mehr Sorgen bereitete, waren Emersons unberechenbare Launen. Er hatte sich bereits mit der gesamten Antikenverwaltung angelegt, ganz zu schweigen von Mr. Davis. Was hatte er mit Mr. Davis’ Grab vor? Was ging da im Schutz der Dunkelheit vor sich? Und was zum Teufel befand sich in dem Grab? Auch ich bin nicht gänzlich immun gegen das archäologische Fieber.
Aus Manuskript H
    Ramses hatte gespürt, wie das Fieber anstieg, und ihm war klar, daß nur physische Gewalt seinen Vater von Davis’ Grab fernhalten konnte. Er hatte sich schon häufiger gefragt, ob sein Vater eine interessante Exkavation vorübergehend unterbrechen würde, wenn er bemerkte, daß sein Sohn erwürgt oder verprügelt wurde – und hatte sich dann für seine Zweifel geschämt. Emerson würde den Angreifer beiseite nehmen, ihn bewußtlos schlagen, die Frage stellen: »Alles in Ordnung, mein Junge?« und dann wieder an die Arbeit gehen.
    Bei Nefret war das natürlich etwas anderes. Sein Vater hatte einmal seine Absicht zum Ausdruck gebracht, jeden Mann zu töten, der sie anrührte, und Ramses zweifelte nicht an dieser Aussage. Was ihn anbelangte, so hätte er genauso reagiert.
    Als sie den Eingang zum Tal erreichten, lag der Sonnenaufgang noch mindestens eine Stunde vor ihnen. Die Eselkoppel war bis auf einen Ägypter, der sich in einem ruhigen Winkel auf einem Bündel Lumpen zur Ruhe gelegt hatte, wie ausgestorben. Auf seine schläfrigen Fragen reagierten sie mit ein paar Münzen und stellten dann die Pferde bei ihm unter.
    Der Mond war wolkenverhangen. Das Sternenlicht schimmerte in Nefrets Haar.
    Die zur Bewachung der Grabstätte zurückgelassenen Männer schliefen. Einer von ihnen erwachte aufgrund des knirschenden Gerölls unter ihren Stiefeln. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. Auf Emersons leise Begrüßung reagierte er mit einem gemurmelten »Da ist der Vater der Flüche. Und der Bruder der Dämonen. Und –«
    »Und andere«, sagte Emerson. »Schlaf weiter, Hussein. Tut mir leid, daß ich dich geweckt habe.«
    »Was hast du vor, Vater der Flüche?«
    »Mich hier auf diesem Felsen niederzulassen«, lautete die ruhige Antwort.
    Der Mann legte sich wieder hin und drehte sich um. Die Ägypter waren sich schon seit langem darüber im klaren, daß die Aktivitäten des Vaters der Flüche unfaßbar waren. Diese Meinung teilten auch viele Nicht-Ägypter.
    Emerson nahm seine Pfeife aus der Tasche, und die anderen ließen sich neben ihm nieder. »Willst du denn keinen Blick auf das Grab werfen?« flüsterte Nefret.
    »In der Dunkelheit? Könnte doch überhaupt nichts erkennen, mein Liebes.«
    »Was hast du dann vor?«
    »Zu warten.«
    Allmählich stieg die Sonne aus den Tiefen des Tales, doch die Lichtverhältnisse wurden nur langsam besser, und die Wächter erwachten und zündeten ein Feuer an, um Kaffee zu kochen. Nefret zauberte den ihr von Fatima aufgedrängten Frühstückskorb hervor, und sie reichten Brot, gekochte Eier und Apfelsinen herum, teilten mit den Wachen, die ihnen freundlich Kaffee anboten. Während sie aßen, trafen Abdullah und die anderen Männer ein und gesellten sich zu der Gruppe. Die Stimmung war ausgelassen, als sie plötzlich bemerkten, daß sich jemand näherte.
    Der Neuankömmling war Ned Ayrton mit einigen seiner Arbeiter. Als er sie bemerkte, blieb er stehen und starrte sie an.
    »Wir sind nur gekommen, weil wir dachten, Sie könnten Hilfe gebrauchen«, sagte Emerson in jovialem Ton. »Kann ich Ihnen ein gekochtes Ei anbieten?«
    »Hm … nein, Sir, vielen Dank. Ich habe keine Zeit. Mr. Davis wird in wenigen Stunden hier sein, und er will sicherlich …«
    »Ja, ich weiß. Nun, mein Junge, wir stehen zu Ihrer Verfügung. Sagen Sie uns nur, was wir tun sollen.«
    Was sie Ayrtons Meinung nach als erstes hätten tun sollen war, von der Bildfläche zu verschwinden. Da er jedoch zu höflich war, um das zum Ausdruck zu bringen, stotterte er: »Ich dachte … ich dachte, ich sollte zunächst die Stufen saubermachen. Sie … äh … schön saubermachen. Möchte doch nicht, daß jemand auf dem Geröll ausrutscht und … äh.«
    »Ganz genau«, sagte Emerson. Mit dem Anflug eines Lächelns – nur daß er dafür alles in allem zu viele Zähne zeigte – stand er auf und ging zur Treppe.
    »Was hat er denn vor?« flüsterte Ayrton mit einem angsterfüllten Blick in Ramses’ Richtung.
    »Wer weiß. Wann wird Mr. Davis

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