Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Nachricht diplomatisch zu formulieren – aber vermutlich spielte seine Formulierung ohnehin keine Rolle. »Lia und ich, wir lieben uns. Ich weiß, ich habe nicht das Recht, sie zu lieben. Ich hätte es euch von Anfang an gestehen sollen. Ich hätte fortgehen sollen. Ich hätte –«
    Weitere Ausführungen waren ihm nicht vergönnt. Walter schnappte sich seine Tochter, die immer noch Davids Arm umklammerte, und zerrte sie aus dem Zimmer. Ich nehme nicht an, daß er gegenüber seiner Tochter oder seiner anderen Kinder jemals Gewalt angewandt hatte; sie war so verwirrt, daß sie ihm widerspruchslos folgte. Wir anderen standen wie zur Salzsäule erstarrt und vermieden es, uns anzusehen, bis er schließlich zurückkehrte und uns verkündete, daß er sie in ihr Zimmer eingesperrt habe.
    »Ich muß zu ihr«, stieß Evelyn hervor.
    Sie sprach zum erstenmal, seit David sein Geständnis abgelegt hatte. Ihre stummen, anklagenden Blicke waren für David schmerzvoller als Walters wütende Reaktion. Er senkte den Kopf, und Ramses, der das Ganze mit überaus merkwürdigem Gesichtsausdruck beobachtet hatte, ging zu ihm und legte seine Hand auf Davids Schulter.
    Walter drehte sich zu seiner Frau um. »Du wirst nicht zu ihr gehen. Pack deine Sachen zusammen. Wir werden den Morgenzug nehmen. Und was dich anbelangt, David –«
    »Das reicht jetzt, Walter«, sagte Emerson. Aufgrund von Davids Worten war ihm die Pfeife aus dem Mund gefallen. Er hob sie vom Boden auf, untersuchte sie und schüttelte den Kopf. »Zerbrochen. Eine hervorragende Pfeife ist ruiniert. Das kommt von diesen melodramatischen Szenen. Junge Leute neigen zu Übererregung, aber es überrascht mich, Walter, daß ein erwachsener Mann wie du die Beherrschung verliert.«
    »Das liegt in der Familie«, warf Nefret ein. Sie ging zu David und nahm seine Hand. »Professor, Schätzchen, du wirst doch nicht erlauben, daß Onkel Walter –«
    »Ich werde keinem Mitglied dieser Familie erlauben, sich hier würdelos aufzuführen.«
    In Anbetracht des Urhebers war diese Aussage wirklich ungeheuerlich, aber dessen war sich Emerson mit Sicherheit nicht bewußt. Er fuhr fort: »David, mein Junge, geh auf dein Zimmer. Setz dich ruhig hin, und begehe nur ja keine Dummheit. Wenn ich herausfände, daß du Tante Amelias Laudanum heruntergestürzt oder dich mit einem Bettlaken erhängt hättest, wäre ich dir ernsthaft böse. Vielleicht gehst du besser mit ihm, Ramses.«
    »Nein, Sir«, sagte Ramses ruhig. »Er würde nichts dergleichen tun.«
    »Ich gehe ebenfalls nicht«, mischte sich Nefret ein.
    »Glaubt ihr, er brauchte hier Fürsprecher, damit es gerecht zugeht?« wollte Emerson wissen.
    »Ja!« ereiferte sich Nefret.
    »Ja«, sagte Ramses.
    Nefret hatte sich kerzengerade aufgerichtet, und ihre Augen funkelten. Ramses’ Augen wurden von seinen Wimpern halb verhüllt, und sein Gesichtsausdruck war nicht aufschlußreicher als sonst, aber seine Haltung zeigte ebensoviel Entschlossenheit wie die Nefrets. Sie wirkten sehr anziehend, sehr anrührend und sehr jung. Am liebsten hätte ich die beiden geschüttelt.
    »Ich danke euch, meine Freunde«, sagte David leise. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er festen Schrittes den Raum. »Nun dann«, fing Emerson an.
    Weiter kam er nicht. Nefret drehte sich zu mir um. Ich hatte mich neben Evelyn gesetzt und tätschelte ihre Hand.
    »Was hast du dazu zu sagen, Tante Amelia? Willst du nicht wenigstens für die beiden Partei ergreifen?«
    »Tut mir leid, meine Liebe, das steht vollkommen außer Frage.«
    »Warum?«
    »Sie ist erst siebzehn, Nefret.«
    »Er kann warten.«
    » Er kann warten?« platzte Walter heraus. »Welch eine Hinterhältigkeit! Ich habe den Jungen in meinem Haus aufgenommen, ihn wie meinen eigenen Sohn behandelt, und er wußte nichts Besseres zu tun, als mein Kind, das –«
    »Falsch!« Nefrets Stimme klang wie eine Sirene. Mit ihren geröteten Wangen und ihrem Haar so schimmernd wie ein Bronzehelm ähnelte sie einer jungen Walküre, als sie zu Walter herumwirbelte. »Lia hat den Anfang gemacht. Denkt ihr denn, daß David das gewagt hätte, so schüchtern und scheu wie er ist? Er wollte alles gestehen, aber sie ließ es nicht zu. Warum verhaltet ihr euch alle so, als hätte er etwas Verwerfliches getan? Er liebt sie von ganzem Herzen und möchte sie heiraten – jetzt noch nicht, aber wenn sie im heiratsfähigen Alter ist und er sich etabliert hat.«
    »Sie können nicht heiraten«, widersprach Walter. »Weder jetzt noch

Weitere Kostenlose Bücher