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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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um meine anderen Pflichten zu kümmern, durchquerte den Flur und betrat den Hof. Meine zierlichen Abendschuhe verursachten auf dem staubigen Boden keine Geräusche. Ich preßte mein Ohr an Ramses’ Zimmertür und dachte, während ich horchte, darüber nach, wie ruhig und bezaubernd der Innenhof doch im blassen Mondlicht wirkte. Dank Fatimas Fürsorge gedeihte mein kleiner Garten prächtig. Der Hibiskus in der hintersten Ecke hatte sich zu einem Baum entwickelt, der mittlerweile meine Größe erreichte und voller Knospen war.
    Dann bemerkte ich, daß ich nicht die einzige Person war, die das Mondlicht genoß. Ein Windhauch ließ die Blätter des Hibiskus erzittern und gab den Blick auf jemanden frei. Nein, nicht auf eine Person, sondern auf zwei, die so eng umschlungen dastanden, daß man sie irrtümlich für eine Gestalt hätte halten können. Von ihr sah ich nur die schlanken Arme, die um seinen Hals geschlungen waren, und ihren aufgebauschten weißen Rock. Er stand mit dem Rücken zu mir, doch als der Wind die Blätter erneut bewegte und das diffuse Licht über seine Gestalt glitt, bemerkte ich den dunkelhaarigen, über das Mädchen gebeugten Schopf, seine stattliche Erscheinung und das im Rücken spannende Hemd. Nefret hatte an diesem Abend smaragdgrüne Seide getragen. Das Mädchen war Lia – in inniger Umarmung mit meinem Sohn! Ich glaube, sie hätten mich selbst dann nicht wahrgenommen, wenn ich laut geschrien hätte. Um ehrlich zu sein, wäre ich dazu überhaupt nicht in der Lage gewesen; mein Erstaunen – denn ich hatte nicht die geringste Ahnung gehabt, daß etwas Derartiges vor sich ging – machte mich sprachlos. Allerdings mußte ich irgendwelche Geräusche von mir gegeben haben oder mich gegen die Tür gelehnt haben, da sie plötzlich aufging und ich Hals über Kopf gestürzt wäre, wenn mich nicht zwei Hände aufgefangen und gestützt hätten.
    Es waren Ramses’ Hände. Daran bestand überhaupt kein Zweifel, da er leibhaftig hinter mir stand – und nicht im Hof in inniger Umarmung mit Lia.
    Er sah die beiden ebenfalls. Ich hörte, wie er die Luft anhielt, spürte, wie seine Hände meinen Rippenbogen schmerzhaft umklammerten, und dann hatte ich mich endlich wieder unter Kontrolle.
    »Gütiger Himmel!« schrie ich.
    Die beiden Schuldigen stoben auseinander. Er hätte sich ihr entzogen, doch sie ergriff seinen Arm mit ihren beiden Händen und hielt ihn fest. Mein Aufschrei war nicht sonderlich laut gewesen; Nefret mußte wach gewesen sein und hatte gelauscht. Ihre Tür wurde geöffnet. Sie blickte von mir zu den Missetätern und dann wieder zu mir.
    »Verdammt!« sagte sie.
    »Was hat das zu bedeuten?« wollte ich wissen.
    »Also, Tante Amelia, bleib bitte ruhig«, sagte Nefret. »Ich kann alles erklären.«
    »Du wußtest davon? Würdest du mir bitte erklären, wie lange schon?«
    »Sei nicht wütend auf sie.« Sanft entzog sich David der Umklammerung durch das Mädchen und kam auf mich zu. »Es ist alles mein Fehler.«
    »Nein, meiner!« kreischte Lia. Sie holte David ein und versuchte, ihn zu umarmen. »Ich … ich habe ihn verführt!«
    »O Gott«, brummte Ramses. Seine Stimme klang so merkwürdig, daß ich herumwirbelte, um ihn anzuschauen. Sein Gesichtsausdruck war so voller Anteilnahme, wie ich sie seinen rätselhaften Zügen nur selten hatte entnehmen können.
    »Wußtest du davon?« wollte ich wissen.
    »Nein.«
    Erneut wandte ich mich zu David um. »Ich nehme an, daß Lias Eltern keine Ahnung von dieser … dieser …«
    »Ich werde es ihnen jetzt sagen«, meinte David kleinlaut. »Nein, Lia, versuche nicht, mich davon abzuhalten. Ich hätte es ihnen schon längst gestehen sollen.«
    »Ich begleite dich«, sagte Ramses. Wie eine lebensgroße Puppe hob er mich auf und schob mich aus dem Weg.
    »Nein, mein Bruder. Laß mich einmal den Mut aufbringen, auch ohne deine Unterstützung zu handeln.«
    Er schritt ins Haus. Lia rannte ihm hinterher, und Nefret bemerkte mit einem inbrünstigen Seufzer: »Nun ist es soweit. Wir können uns genausogut dazugesellen, Ramses. Familienzwist ist hier doch die schönste Form der Unterhaltung, und dieser scheint mir besonders laut zu werden.«
12. Kapitel
    Laut war er wirklich. Ich schämte mich für Walter. Er benahm sich wie der aufgebrachte Papa in einem Bühnenmelodram, und ich rechnete schon halbwegs damit, daß er mit zitternder Hand auf David deutete und lospolterte: »Betrete mein Haus niemals wieder!«
    David war viel zu nervös gewesen, um die

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