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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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keuchte ich. »Laß mich sofort los.«
    Emersons Umklammerung lockerte sich nicht. »Versprich mir, daß du dich ruhig verhältst, wenn du mitkommst.«
    »Wie sollte ich mich anders verhalten, wo es hier vier brutale Kerle auf eine arme kleine Frau abgesehen haben?«
    Gargery, der weder besonders groß noch besonders muskulös ist, quoll über vor Stolz. »Ahmm, gnädige Frau …«, hub er an.
    »Schenken Sie sich Ihren Kommentar, Gargery.« »Ja, Madam. Madam, wenn Sie wollen, daß dieser Reporter Prügel bezieht, dann überlassen Sie das dem Professor oder mir, Madam, oder Bob oder Jerry oder …«
    Mit einer schroffen Handbewegung schnitt Emerson ihm zustimmend nickend das Wort ab. »Komm mit in die Bibliothek, Peabody, und wir werden das in aller Ruhe besprechen. Gargery, servieren Sie den Whiskey.«
    Ein Schluck dieses heilsamen und nervenberuhigenden Getränks, und ich hatte mich wieder unter Kontrolle. »Ich nehme an, ihr habt den Brief alle gelesen«, bemerkte ich.
    Das hatten alle getan, auch Nefret, die sich bislang wohlweislich nicht eingemischt hatte. David sagte ehrfürchtig: »Ich hielt es für die edle Geste eines wahren Herrn. Für eine Entschuldigung sozusagen.«
    »Es ist eher eine verfluchte Dreistigkeit«, entfuhr es Emerson. »Der blanke Hohn, eine Beleidigung, eine Herausforderung; Salz in die Wunden zu streuen, die Kränkung noch zu verschlimmern …«
    »Er erfreut sich einer geschickten Rhetorik«, sagte Ramses, der die Zeitung aufgeschlagen hatte. »›Die ehrbaren und rechtschaffenen Damen der Frauenbewegung – eine Bewegung, die meine sämtlichen Sympathien besitzt – dürfen keineswegs für das Mißgeschick verantwortlich gemacht werden, meine Absichten nicht durchkreuzt zu haben. Die Polizeibehörden unzähliger Länder haben mich vergeblich gesucht. Scotland Yard …‹« Er brach ab und warf Nefret einen kritischen Blick zu. »Du findest das lustig?«
    »Ja, sehr.« Nefrets Lachen klingt überaus angenehm – sanft und kehlig wie ein leise murmelnder Bach. Bei dieser Gelegenheit hätte ich gut und gern darauf verzichten können. Als sie meinen Blick bemerkte, versuchte sie, ihre Erheiterung zu unterdrücken, was ihr allerdings nur teilweise gelang. »Insbesondere dieser Satz über seine Sympathien hinsichtlich der Frauenbewegung. Wenn man überlegt, daß einer seiner Hauptwidersacher weiblich ist, muß man ihm wirklich zugute halten, daß er seinen Prinzipien treu ist.«
    »Welchen Prinzipien?« wollte Emerson in verdächtig ruhigem Tonfall wissen. »Seine Erwähnung deiner Tante Amelia beweist doch, daß er kein Gentleman ist.« »Er hat sie überaus lobend erwähnt«, beharrte Nefret.
    Sie riß Ramses die Zeitung aus der Hand und las laut vor:
    »›Hätte ich gewußt, daß Mrs. Emerson anwesend war, hätte ich meinen Plan nicht ausgeführt. Vor ihrem Scharfsinn habe ich mehr Respekt als vor dem gesamten Scotland Yard.‹«
    Emerson sagte: »Ha!« Ich sagte nichts, da ich befürchtete, in einen undamenhaften Jargon zu verfallen, sobald ich meinen Mund öffnete. Ramses blickte von mir zu Nefret. »Was meinst du, Nefret?«
    »Ich meine«, sagte Nefret, »daß Sethos auch nicht viel von Frauen versteht.«
    Es erfüllte mich mit einer gewissen Befriedigung, daß Sethos Scotland Yard ebenso wirkungsvoll zum Narren gehalten hatte wie mich. Nachdem Mr. Romers Kutsche und Pferde in einem Mietstall in Cheapside aufgefunden worden waren, verliefen die Ermittlungen im Sande. Der Herr, der sie dort abgegeben hatte, wurde wenig aufschlußreich als bärtig umschrieben. Die Kutsche war leer gewesen.
    Ich erhielt eine liebenswürdige Nachricht von Mrs. Pankhurst, die mir eine gute Reise wünschte und auf das Vergnügen eines Wiedersehens nach meiner Rückkehr aus Ägypten im kommenden Frühjahr hoffte. Offenbar machte sie mich für die negative Publicity verantwortlich. Ein überaus unerklärliches Verhalten, schließlich war ich nicht diejenige, die Mrs. Markham und ihrem »Bruder« auf den Leim gegangen war, aber darauf hinzuweisen wäre unter meiner Würde gewesen. Aus reiner Nächstenliebe verzieh ich ihr, reagierte allerdings nicht auf ihre Mitteilung. Die Presse umzingelte das Haus und verlangte Interviews. Ich hatte beschlossen, ein Plauderstündchen mit Kevin O’Connell einzulegen, aber es wäre undenkbar gewesen, ihm das zu gestatten, ohne den Konkurrenzneid seiner Kollegen zu schüren, deshalb schmuggelten ihn Ramses und Emerson in der Dunkelheit durch die Kohlenluke ins Haus. Er war

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