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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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einem Krokodil zerfleischt wurde«, sagte ich.
    »Wir beide, Sie und ich, wissen, daß er nicht von einem Krokodil getötet wurde – und das Mädchen auch nicht. Vertrauen Sie auf meine Worte, Sitt. Verschwenden Sie Ihre Zeit nicht damit, diese Leute in den Reihen der Antiquitätenhändler zu suchen. Sie haben nichts mit uns zu tun. Sie sind Mörder. Wir bringen niemanden um.«
    Ich glaubte ihm. Als Zeichen meiner Wertschätzung und Freundschaft – und weil ich das ohnehin vorgehabt hatte – wickelte ich mein Paket aus und bat David, den Deckel des Behältnisses zu öffnen.
    Mohassib stockte der Atem. »Soso. Mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie einen wertvollen Kunstgegenstand besitzen und daß Yussuf Mahmud deshalb in Ihr Haus eingedrungen ist. Aber wer hätte gedacht, daß es sich darum handeln könnte?«
    »Dann haben Sie ihn also schon einmal gesehen?« »Er ist nie durch meine Hände gegangen. Aber ich habe davon gehört. Er war einer der ersten Gegenstände, die Mohammed Abd er Rassul aus dem königlichen Versteck in Dair al-Bahri entwendet hat.«
    »Ah«, hauchte ich. »Und was ist dann damit passiert?«
    Der alte Mann rutschte in seinem Sessel hin und her und starrte mich betreten an. »Ich werde Ihnen alles erzählen, was ich über den Papyrus weiß, Sitt Hakim. Das ist allgemein bekannt. Jeder wußte davon und auch von anderen Dingen, die Mohammed in seinem Haus versteckt hielt.«
    Jeder, mit Ausnahme der Bediensteten der Antikenverwaltung, dachte ich insgeheim. Nun, es war keineswegs überraschend, daß sich die Männer von Luxor und Gurneh gegen die ausländischen Eindringlinge verbündeten, die sich in ihr traditionelles Geschäft einzumischen versuchten. Die Gräber und ihre Schätze hatten ihren Vorfahren gehört, und demzufolge gehörten sie jetzt ihnen. Die meisten dieser Männer waren bettelarm, und für die Toten waren diese Schätze ohnehin wertlos. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, war ihr Treiben absolut gerechtfertigt.
    »Viele Jahre lang lagen die entwendeten Gegenstände in ihrem Versteck«, fuhr Mohassib fort. »Nachdem Brugsch und Maspero von dem Grab erfahren, wagte es ohnehin kein Händler mehr, sie zu verkaufen. Aber später – ungefähr zehn Jahre später – wagte es ein Mann erneut. Es hieß, daß er die Papyri und die königlichen Uschebtis mit nach Kairo nahm, wo er seine Schaltzentrale eingerichtet hatte, aber was er damit machte, weiß keiner, das kann man nur raten. Sie erraten es mit Sicherheit, Sitt, und ich glaube, Sie wissen auch, wer der Mann war.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich glaube, ich weiß es.«
    Mohassib hatte alles gesagt, was er zu sagen bereit gewesen war. Indem er mir wiederholt dafür dankte, daß ich einen kranken, müden alten Mann besucht hatte, deutete er an, daß das Gespräch beendet war. Im letzten Jahr hatte er einen Herzinfarkt erlitten, und er sah erschöpft aus, doch als ich zum Abschied seine Hand nahm, konnte ich mir eine letzte Frage nicht verkneifen.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß nicht, wer sie sind. Ich will es auch nicht wissen. Wenn Sie ihnen Einhalt gebieten können, dann ist es gut, denn sie entehren mein Land und meinen Berufsstand, aber ich möchte nicht in den Fängen des ›Krokodils‹ enden.«
Aus Manuskript H
    Sobald die Frauen das Haus betreten hatten, wandte sich Emerson an seinen Sohn. »Begleite deine Mutter und Nefret.«
    Ramses hub an: »Mutter hat gesagt –«
    »Ich weiß, was deine Mutter gesagt hat. Und ich sage dir, daß du sie begleiten sollst.«
    Ramses nahm David am Arm und führte ihn durch das offene Tor. »Du hörst besser auf ihn.«
    »Wir sollten ihn nicht allein lassen, Ramses. Was ist, wenn –«
    »Ich habe ein Auge auf ihn. Beeil dich.«
    Kopfschüttelnd betrat David das Haus. Einer von Mohassibs Bediensteten trat in den Hof und hielt ein Huhn an den Füßen fest. Das Huhn kreischte und flatterte; vermutlich wußte es nicht genau, was ihm bevorstand, aber es hatte eine vage Vorstellung. Ramses drängte zur Eile. Eine rasche, leise geführte Geschäftsverhandlung folgte. Grinsend entfernte sich der Bedienstete ohne Galabija und Turban, aber dafür mit genug Geld, um sich neu einzukleiden. Er besaß auch kein Huhn mehr. Statt das Weite zu suchen, pickte das dumme Federvieh in dem harten Boden. Ramses war klar, daß er ihm nur vorübergehend die Freiheit geschenkt hatte. Eine unbewachte Nahrungsquelle wurde in Luxor nicht lange verschont.
    Sein Vater war kein geduldiger Mann. Ramses hatte kaum

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