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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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getünchten Wand. »Wohin ging die letzte Kugel?«
    »Durch den gegenüberliegenden Vorhang?«
    »Er befindet sich nicht auf der gegenüberliegenden Seite«, bemerkte Emerson. »Sie zielt gar nicht so schlecht. Ich denke, wir warten noch eine Weile.«
    Sie warteten. Ramses weiterhin am Boden liegend, sein Vater nachlässig gegen die Wand gelehnt. Als sich Emerson plötzlich aufrichtete und durch den Türrahmen schritt, kam das für Ramses völlig unerwartet. Er hatte vergessen, wie geschmeidig sich sein Vater bewegte, wie eine Katze oder ein Panther, pflegte seine Mutter zu sagen. Während er sich mit den respektlosesten Gedanken trug, erhob er sich und folgte ihm.
    Doch kein Schuß, kein Aufschrei, überhaupt kein Laut folgte dem abrupten Eintreten seines Vaters in eine der »vornehmeren Unterkünfte«. Sie war etwas geräumiger als die Abtrennungen im Erdgeschoß und enthielt ein richtiges Bett statt der harten Matratze, einen Tisch und zwei Stühle. Emerson stand neben dem Bett und betrachtete irgend etwas, was darauf lag. Das Fenster über dem Bett war offen und nicht verhängt. Überall waren Fliegen. Hunderte von Fliegen. Ihr Gebrumm war ohrenbetäubend. Als er langsam zu seinem Vater schlenderte, bemerkte Ramses die große grüne Flasche und das leere Glas auf dem Tisch.
    Das Gewehr ruhte in ihrer erschlafften Hand. Sie trug ein dunkelblaues Reitkostüm, und ihre Erscheinung war – angefangen von dem feinen Samtstoff bis hin zu ihren eleganten, geknöpften Stiefeln – tadellos. Übel zugerichtet war lediglich ihr Kissen. Sie hatte sich selbst in den Kopf geschossen.
    »Stell dich nicht so an, Peabody, die Kugel hat mich lediglich gestreift.«
    Sie hatte Emersons Rücken und Oberarm übel geschrammt. Ich verarztete die Wunde mit einem letzten Streifen Heftpflaster und setzte mich neben ihn. Er bedachte mich mit einem irgendwie schuldbewußten Grinsen. »Ein weiteres Hemd ist ruiniert, was?«
    »Es hätte meins sein können, wenn er mich nicht zu Boden geschlagen hätte«, sagte Ramses. »Woher wußtest du, daß sie schießen würde, Vater?«
    Wir saßen auf der Veranda, während Fatima uns umsorgte und verwöhnte und uns zum Essen zu bewegen versuchte. Endlich hatten wir uns wieder so weit beruhigt, daß wir ein vernünftiges Gespräch führen konnten.
    Als wir Mohassibs Haus verlassen hatten und Emersons Verschwinden feststellten, war ich äußerst aufgebracht. Die freundlichen Dorfbewohner auf der Bank deuteten in die Richtung, in die er gegangen war, was auch keine sonderliche Hilfe darstellte. Ramses war nicht bei ihm gewesen. Wie einer erklärte, hatten sie geglaubt, daß er uns ins Haus begleitet hatte und mit Sicherheit nicht wieder herausgekommen war.
    Ich wußte, daß Ramses uns nicht gefolgt war, deshalb war ich mir recht sicher, daß er sich in irgendeiner Verkleidung an seinen Vater gehängt hatte – was zumindest beruhigend wirkte. Uns blieb keine andere Wahl, als auf sie zu warten. Die Dorfbewohner machten uns höflich Platz auf der Bank und unterhielten uns mit Spekulationen über Emersons Verbleib. Da diese von Vermutungen hinsichtlich eines Besuches in Ali Murads Antiquitätenladen bis hin zu der ironischen Andeutung reichten, daß sein Ziel vielleicht ein weniger respektierlicher Ort gewesen sein könnte, unterhielten sie mich nicht sonderlich gut. Sir Edward, der die Papyrusschachtel wie ein Baby im Arm hielt, beobachtete mich offensichtlich besorgt und erbot sich schließlich, ihn zu suchen.
    »Wo würden Sie ihn denn suchen wollen?« fragte ich leicht gereizt.
    Darauf wußte er natürlich keine Antwort.
    David war der erste, der die zurückkehrenden Ausreißer bemerkte, und sein verhaltener Aufschrei der Erleichterung sorgte dafür, daß sich alle Köpfe in die von ihm fixierte Richtung wandten. Mit ihren staubigen Stiefeln und ihren unbedeckten dunkel gelockten Köpfen wirkten sie nicht ungewöhnlicher als sonst auch. Ich bemerkte jedoch, daß Ramses ein Hinken zu verbergen versuchte.
    Als wir schließlich nach Hause zurückkehrten, waren unsere drängendsten Fragen beantwortet, und ich hatte bereits den Riß in Emersons Mantel bemerkt, der, genau wie sein Hemd, ruiniert war. Auf meine Bitte hin legte er den Mantel ab, erklärte, daß es ohnehin zu verflucht heiß dafür sei, und beharrte darauf, daß er keine medizinische Betreuung brauchte. Deshalb sah ich mich gezwungen, die ärztliche Versorgung auf der Veranda durchzuführen, während sich Emerson Whiskey Soda einverleibte.
    »Du

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