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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Gemurmel. Eine der Stimmen war die seines Vaters, die andere die einer Frau.
    Während sich die Minuten dahinschleppten, fühlte sich Ramses zunehmend unwohler. Ein angeregtes Gespräch mit den Damen war schön und gut, aber es konnte auch eine Verzögerungstaktik sein, und ihm fiel nur ein Grund ein, warum man den Vater der Flüche aufzuhalten versuchte – um genügend Männer zusammenzutrommeln, die ihn überwältigten. Zur Hölle mit den Abmachungen, dachte Ramses. Seine Mutter würde ihn umbringen, wenn seinem Vater aufgrund seiner Nachlässigkeit etwas zustieß – es sei denn, er kam ihr zuvor.
    Er legte Galabija und Turban ab, fuhr sich mit den Fingern durch sein zerzaustes Haar und trat durch den Vorhang. Bis auf die Betreiberin und seinen Vater war der Raum menschenleer. Letzterer wirbelte zu ihm herum. »Verflucht, ich habe doch gesagt, daß du nicht reinkommen solltest«, schnaubte er.
    Da diese Äußerung mittlerweile hinfällig geworden war, ignorierte Ramses sie. »Was ist los?«
    »Ich habe um die Erlaubnis gebeten, dieses Haus zu durchsuchen. Bislang hat sie mir diese Dame allerdings verweigert.«
    In einer Mischung aus Verwirrung und Belustigung betrachtete Ramses seinen Vater. Es sah ihm ähnlich, die alte Kupplerin höflich um Erlaubnis zu fragen und diesen Taubenschlag dann ohne jede Rückendeckung zu durchsuchen. Selbst wenn niemand mit ihm gerechnet hatte, hatten sie mittlerweile genügend Zeit gehabt, um sich gegen ihn zu wappnen.
    Die kajalverschmierten Augen der alten Frau blickten von seinem Vater zu ihm und wieder zurück. Goldmünzen klirrten, als sie schließlich die Schultern zuckte. »Dann geht«, jammerte sie. »Macht, was ihr wollt. Eine arme schwache Frau kann euch nicht aufhalten.« In überschwenglichem Arabisch dankte ihr Emerson. »Großer Gott, Vater«, entfuhr es Ramses. »Wenn du das wirklich vorhast, dann sollten wir es hinter uns bringen.« »Gewiß, gewiß, mein Junge. Hier entlang, glaube ich.« Die gräßlichen kleinen Abtrennungen hinter dem Hauptraum, die kaum Platz für eine dünne Matratze und einige Habseligkeiten boten, waren leer. Emerson deutete auf die schmale Stiege am Ende des Gangs.
    »Die vornehmeren Unterkünfte befinden sich oben, hoffe ich«, sagte er ironisch.
    »Sei vorsichtig, Vater. Warte auf dem Treppenabsatz auf mich. Geh nicht –«
    »Gewiß, mein Junge, gewiß.«
    Er eilte die Treppe hinauf. Sich fortwährend umblickend, folgte Ramses ihm. Seine Nackenhaare standen ihm praktisch zu Berge. Zu seinem Erstaunen wartete sein Vater auf ihn. Aufgrund der Fenster zu beiden Seiten des kurzen Flurs war oben mehr Licht, und es gab nur vier durch Vorhänge abgetrennte Eingänge. Bis auf die unvermeidlichen Fliegenschwärme war es verdächtig ruhig. Die Luft war heiß und stickig. Staubflocken schimmerten im Sonnenlicht.
    »Hmhm«, sagte Emerson, ohne sich der Mühe zu unterziehen, seine Stimme zu senken. »Das sieht mir nach reiner Zeitverschwendung aus. Trotzdem sollten wir weitermachen. Ich übernehme diese Seite des Gangs, du die andere.«
    »Verzeihung, Sir, aber das ist nicht unbedingt die geschickteste Vorgehensweise.« Ramses’ Rücken überzog eine Gänsehaut. Es war einfach zu ruhig. Das Haus konnte nicht völlig menschenleer sein.
    »Vielleicht nicht«, räumte sein Vater großzügig ein. »Dann folge mir.«
    Während seine Stiefel über den nackten Boden donnerten, marschierte er zur nächstgelegenen Tür. Dreist durch einen Vorhang zu treten war nicht unbedingt nach Ramses’ Geschmack, gehörte aber offensichtlich zum Plan seines Vaters. Ramses packte ihn am Ärmel, und es gelang ihm, sich vor ihn zu drängen. »Laß mich wenigstens vorgehen.«
    Sein Vater versetzte ihm einen ordentlichen Stoß. Diese heftige Reaktion kam ihm ziemlich übertrieben vor, doch dann vernahm er den ersten Schuß. Der zweite folgte, noch bevor er zu Boden ging. Dann landete sein Vater unsanft auf ihm. Ein Schrei des Entsetzens entwich ihm. »Gütiger Himmel! Vater –«
    »Bleib liegen«, sagte sein Vater ruhig.
    »Ich … ich kann nicht. Du liegst auf mir. Verflucht, bist du –«
    »Tot? Offensichtlich nicht.« Er wälzte sich von Ramses hinunter und kroch vorsichtig auf Hände und Knie. Ein dritter Schuß ertönte.
    »Duck dich«, hauchte Ramses. » Bitte, duck dich, Sir!«
    »Hmm«, sagte Emerson. »Irgendwie seltsam, verstehst du das? Keine Kugel.«
    »Was?«
    »Hier sind die ersten beiden eingeschlagen.« Emerson deutete auf die Einschußlöcher in der

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