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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seinen Turban angelegt, als Emerson sich erhob und seine Gesprächsgefährten verließ. Nachdem er das Ende des Stoffstreifens befestigt hatte, verfolgte Ramses das Huhn. Er mußte den dummen Vogel scheuchen, damit er sich überhaupt bewegte. Wie er befürchtet hatte, warf sein Vater einen mißtrauischen Blick in den Hof. Als er lediglich den Rücken eines tolpatschigen Bediensteten wahrnahm, setzte Emerson seinen Weg fort.
    Nachdem er dem Huhn einen letzten mahnenden Hinweis mit auf den Weg gegeben und sich eine Handvoll Schmutz ins Gesicht gerieben hatte, folgte Ramses seinem Vater. Seine Verkleidung war nicht sonderlich originell, aber er fiel zumindest nicht so auf wie in europäischer Garderobe.
    Er glaubte zu wissen, wohin sein Vater ging, und er verfluchte sich insgeheim dafür, daß er Emerson von der kleinen Silbermünze erzählt hatte. Er hatte sie neben dem hingeworfenen Gewehr gefunden. Seiner Meinung nach bestand kein Zweifel daran, daß man sie absichtlich dorthin gelegt hatte. Die Vorstellung, daß eine Frau mit klingelndem Silbergeschmeide und in lange Gewänder gehüllt die Klippen des Tals durchstreifte und zufällig etwas von ihrem Schmuck verlor, war absurd.
    Die Silbermünze sollte sie erneut zum Haus der Schwalben fuhren. Aus naheliegenden Gründen hatte er sie sorgfältig vor seiner Mutter verborgen. Normalerweise hätte er Nefret und David ins Vertrauen gezogen, doch der arme David war aus lauter Liebeskummer wie von Sinnen, und Nefret reagierte aufgrund ihrer emotionalen Anteilnahme vermutlich unvernünftig. Er mußte es jedoch jemandem anvertrauen, da er im Gegensatz zu seiner Mutter nicht so töricht war, allein dorthin zurückzukehren. Blieb nur noch sein Vater. Emerson hatte genickt und gemurmelt und gesagt, daß er darüber nachdenken wolle, was sie tun sollten. Und jetzt tat er es – allein, wie er glaubte, und ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen. Es wäre schwierig gewesen einzuschätzen, wer problematischer war – seine Mutter oder sein Vater.
    Die einzig offene Frage war: Hatte Emerson zuvor eine Verabredung getroffen, oder plante er, unangemeldet dort hineinzuschneien? Falls letzteres zutraf, würde er sich vermutlich zu wehren wissen; wenn er allerdings so dumm gewesen war, sie zu warnen … Nein, gestand sich Ramses ein, Vater ist nicht dumm. Es ist dieses verflucht entsetzliche Selbstvertrauen, das ihn immer wieder …
    Apropos Selbstvertrauen, dachte er, als sich zwei riesige Hände um seinen Schlund legten und er gegen eine Mauer gestoßen wurde.
    »Verflucht!« sagte Emerson, sein Gesicht musternd. »Du bist das!«
    »Ja, Sir.« Ramses rieb sich seinen Hals. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Du warst mir eine Spur zu dicht auf den Fersen. Warst mit deinen Gedanken wohl wieder woanders, was?« Emerson überlegte. »Vermutlich kannst du ebensogut mitkommen. Folge mir in gewissem Sicherheitsabstand, aber betrete nicht das Haus.«
    »Die Leute starren schon auf uns, Vater.«
    »Hmm, ja.« Sein Vater verabreichte ihm eine Backpfeife. »Wie kannst du es wagen, den Vater der Flüche zu berauben!« brüllte er auf arabisch. »Danke Allah, daß ich dich nicht zu Hackfleisch verarbeite!«
    Er marschierte los. Ramses folgte ihm mit einem »gewissen Sicherheitsabstand«. Der sorgfältig berechnete Schlag hatte schmerzvoller ausgesehen, als er in Wirklichkeit gewesen war, dennoch brannte seine Wange.
    Was das Ziel seines Vaters anbelangte, so hatte er sich nicht geirrt. Um diese Tageszeit befanden sich dort kaum Kunden, lediglich zwei Männer standen schwatzend an der Tür und rauchten. Als Emerson schnellen Schrittes auf den Eingang zuging, ließ einer von ihnen seine Zigarette fallen, und beide starrten zunächst auf Emerson, dann blickten sie sich vielsagend an. Schließlich trollten sie sich.
    Die Vorhänge flatterten heftig, als Emerson eintrat. Ramses wich gerade noch rechtzeitig einem anderen Mann aus, der aus dem Haus stürmte und wegrannte. Hinter seinem vorgehaltenen Ärmel grinste Ramses. »Wenn der Vater der Flüche auftaucht, kann das nur Ärger verheißen.« Daoud hatte eine ganze Reihe solcher Aussagen geprägt, die in Luxor und Umgebung mittlerweile ihre Runde machten.
    Er hob die Zigarette auf, die der Bursche fallen gelassen hatte, zog jedoch nicht daran. Die Vernunft siegte, da er bereits mit Entsetzen die Flöhe bemerkt hatte, die sein geliehenes Gewand bevölkerten. Sich kratzend, schlich er näher auf die Tür zu und lauschte, vernahm jedoch lediglich leises

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