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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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weniger die Frage überraschte als die Tatsache, daß ich sie gestellt hatte, und seine prompte Reaktion war ein weiteres Anzeichen dafür, daß er sich in dieser Sache bereits Gedanken gemacht hatte. »Die Waffe befand sich unter ihrer Hand. Es gab keinerlei Anzeichen für einen Kampf. Ihre Kleidung war ordentlich und ihre Gliedmaßen ausgestreckt, bis auf den Arm, der das Gewehr festgehalten hatte. An ihrer rechten Hand befanden sich Schmauchspuren.«
    »Und das Blut war …«
    »Frisch«, sagte Ramses tonlos.
    »Dann scheint es sich um einen ganz eindeutigen Fall zu handeln.«
    »Sethos behauptete, glaube ich, daß er noch nie eine Frau verletzt habe.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb du annehmen solltest, daß ich an Sethos denke. Er ist nicht in Luxor.«
    »Es sei denn, er ist …«
    »Sir Edward? Unsinn.«
    »Diese Möglichkeit ist dir aber schon in den Sinn gekommen.«
    »Mir war klar, daß du daran gedacht hast«, korrigierte ich. »Meinst du, ich ließe mich so in die Irre führen? Trotz seiner Verkleidung habe ich Sethos in London erkannt. Ich würde ihn auch in Kairo, in Luxor und überall wiedererkennen. Sir Edward ist nicht der Meisterverbrecher!«
    Der folgende Morgen bescherte uns einen Anblick, den man in Luxor nur selten sieht – eine tiefhängende graue Wolkendecke und tosende Sturmböen. Wir waren schon vor Sonnenaufgang aufgestanden, und da Emerson frühmorgens nicht in Bestform ist, fiel ihm die Witterung erst auf, als wir uns zum Frühstück zusammensetzten. Er sprang von seinem Stuhl auf.
    »Regen!« schrie er. »Das Grab wird überflutet werden!«
    Mir war bewußt, daß nicht etwa unser mickriges kleines Grab Nr. 5 ein solches Entsetzen ausgelöst hatte, und meine Verärgerung über Emersons fixe Idee ließ meine Stimme schneidender als gewöhnlich klingen. »Setz dich und iß dein Frühstück, Emerson. Es regnet überhaupt nicht, es ist nur düster und windig.«
    Nachdem er seinen Kopf aus dem Fenster gesteckt hatte, um den Wahrheitsgehalt meiner Aussage zu überprüfen, kehrte Emerson an den Tisch zurück. »Es sieht aber nach Regen aus.«
    »Das Grab, auf das du dich vermutlich beziehst, unterliegt nicht deiner Verantwortung, mein Lieber. Ich bin sicher, daß Ned und Mr. Weigall die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben.«
    Emersons Gesichtsausdruck enthüllte, was er von dieser optimistischen Einschätzung hielt. »Schon vor Tagen hätten sie eine Tür einbauen müssen. Sir Edward, ist der Fotograf … Wo zum Teufel ist er denn jetzt schon wieder?«
    Er meinte Sir Edward, nicht den Fotografen. Emersons wütender Blick schweifte durch den Raum, als erwartete er, der junge Mann hielte sich irgendwo im Dunkeln versteckt.
    »Vermutlich hat er verschlafen«, entgegnete ich. »Was ihm auch vergönnt ist, insbesondere an einem solchen Tag. Das unbeständige Wetter wird die meisten Leute ohnehin von einem Besuch im Tal abhalten, vermute ich.«
    Emerson kratzte sich sein Kinngrübchen und überlegte. »Einschließlich Maspero und Davis. Mimosen, alle beide.«
    »Das ist ungerechtfertigt und trifft auch nicht zu, mein Lieber.«
    »Wen interessiert das schon?« knurrte Emerson. »Ramses, bist du fertig?«
    »Ja, Sir.« Gehorsam stand Ramses auf und stopfte sich den letzten Bissen Toast in den Mund.
    »Ich bin noch nicht fertig«, erklärte ich und griff nach der Marmelade.
    »Dann beeil dich, wenn du mitkommen willst.« Emerson musterte mich nachdenklich. »Äh … Peabody, warum bleibst du heute nicht einfach hier? Die Witterung ist unangenehm, und ich brauche dich auch nicht. Nefret, du bleibst bei ihr und sorgst dafür, daß sie … äh … beschäftigt ist.«
    Eine graue Wolkendecke über Luxor ist so ungewöhnlich, daß sie Vorahnungen heraufbeschwört. Vielleicht war es das Wetter, das an meinen Nerven zerrte. Jedenfalls konnte es nicht Emersons brutaler Versuch einer Ablenkung sein, da er so etwas pausenlos versucht. Ich warf den Marmeladenlöffel auf den Tisch, der das Tischtuch mit klebrigen Flecken übersäte.
    »Wenn du denkst, daß ich dir erlaube, ins Tal zu gehen und dich einzumischen, wenn es um Davis’ Grab …«
    »Einmischen?« Emersons Stimme hatte sich lautstark erhoben. »Peabody, ich würde niemals …«
    »Doch, das würdest du! Hast du nicht schon genug Schwierigkeiten mit …«
    »Ich halte es für meine berufliche Pflicht …«
    »Dein Beruf! Er ist das einzige, was zählt, nicht wahr?«
    Kaum daß ich diese Worte geäußert hatte, bereute ich sie

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